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Wohnungsvermieter und Jobcenter veranstalteten Sprechtag im Sozialkaufhaus Immer mehr wollen weg aus Süd

Von Thomas Pusch 28.05.2014, 03:28

Auf rege Resonanz stieß der erste Sprechtag, den Stendaler Wohnungsbaugesellschaft (SWG), Wohnungsbaugenossenschaft Altmark (WBGA) und Jobcenter gestern im Sozialkaufhaus in Stendal-Süd veranstalteten

Stendal l Viel zu tun gab es gestern für die Mitarbeiter von SWG, WBGA und Jobcenter gestern Vormittag im Sozialkaufhaus. Dort boten sie einen Sprechtag für die Mieter an, um ihnen eine Alternative zum Wohnen ohne Fernwärme und Heizung, ohne Treppenhauslicht und Klingelanlage und vielleicht demnächst auch ohne Trinkwasser aufzuzeigen. "Die Leute geben sich hier die Klinke in die Hand", sagte ein zufriedener SWG-Geschäftsführer Daniel Jircik. Allein in der ersten Stunde kamen schon 25 interessierte Mieter ins Sozialkaufhaus. Auch Holger Gebhardt vom Jobcenter hatte reichlichen Zulauf. "Ich informiere über das Antragsverfahren, das wir unkompliziert abwickeln wollen", sagte er. Wer Leistungen vom Jobcenter bezieht, muss sich einen Umzug erst von der Behörde genehmigen lassen. Dies soll nun besonders zügig über die Bühne gehen. So reicht dem Jobcenter beispielsweise ein Mietangebot. "Die Zusammenarbeit mit den Vermietern läuft auch sehr gut, es gibt genügend Wohnungen, die innerhalb des Limits liegen", fügte Gebhardt hinzu.

Gegen Vorurteile gegenüber Stadtsee

Jircik sind die Vorurteile mancher Mieter aus Süd gegenüber dem Stadtteil Stadtsee durchaus bekannt. Er hält sie aber nicht für gerecht. "In Stadtsee hat sich eine Menge getan", meinte er. Das sei allein schon an der Verweildauer der Mieter in Stadtsee abzulesen. Auch seien Zerstörungsdelikte zurückgegangen. Und etwas wie den jüngst eröffneten Parkplatz an der Carl-Hagenbeck-Straße, auf dem Bewohner Flächen mieten können, hätte es vor ein paar Jahren wohl auch nicht geben. Da hätte wohl jeder sein Auto dorthin gestellt, wo Platz ist.

Zu Zeiten des hohen Leerstandes sei die SWG froh über jeden Mieter gewesen und hätte manches durchgehen lassen. "Aber diese Zeiten sind lange vorbei", betonte Jircik, ohne einem seiner Vorgänger einen Vorwurf machen zu wollen.

"Ab Juli wird hier das Wasser abgestellt und ohne Wasser geht doch gar nichts mehr", sagte Adolf-Günter Liebrenz, der sich bei Gebhardt über das Vorgehen informierte. Nach zwei Jahren will er nun aus Süd wegziehen.

Vor allem Rentner sind traurig

"Viele kommen in kleinen Gruppen hierher, der Zusammenhalt ist wirklich sehr gut in Süd", stellte Annemarie Trotno fest, die für die SWG im Sozialkaufhaus war. Und sie bemerkte, dass vor allem die Rentner sehr traurig sind, aus Süd wegzuziehen. Viele von ihnen schätzen die ruhige Wohnlage. "Sie empfinden das fast wie ein Einfamilienhaus im Grünen", verglich ihre Kollegin Carina Biesok.