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Bismarcksches Rittergut Brauhaus wird Café mit Teichblick

Jahrzehntelang hat das alte Brauhaus am Eingang zum Bismarckschen Gut in
Briest ein klägliches Dasein gefristet. Jetzt geht es voran. Mit der
Sanierung des 1767 errichteten Objektes wird wieder ein großer Schritt
für den Erhalt des alten Rittergutes getan.

17.07.2014, 01:20

Briest l Vom Brauhaus-Café mit seinen bodentiefen Fenstern, zwischen denen Spalierobst wächst, soll der Blick über den schönen Briester Teich schweifen - bis hinüber zum frühbarocken Herrenhaus der Familie von Bismarck. In dem alten Fachwerkbau, der in Norddeutschland seinesgleichen sucht und der auf den Fundamenten eines Vorwerks aus dem 16. Jahrhundert als Teil einer alten Sumpfburg - nur über einen Knüppeldamm an Tangerhütte angebunden - entstanden ist, lebten viele Generationen des altmärkischen Adelsgeschlechts.

Das Fachwerkhaus wurde 1624 errichtet und 1839 nach einem Brand wieder aufgebaut sowie in den vergangenen Jahren nach und nach von außen saniert. Den Auftakt für die Bemühungen der Familie und des Fördervereins Briest bildete 2005 die Sanierung des steinernen Eingangsportals aus dem 30-jährigen Krieg samt Treppenturm.

"Vieles wäre aus eigener Kraft nicht gegangen" - Maren von Bismarck

Der bildet übrigens die einzige Verbindung der Gebäudeteile, die rund 400 Quadratmeter pro Etage vorweisen. Das alte Brauhaus, an dem aktuell gearbeitet wird, ist nicht ganz so groß. Jagdgesellschaften fanden dort statt und es wurde Bier gebraut. Das historische Brauhaus saniert der Förderverein, dem auch Maren von Bismarck angehört. Bier brauen will man dort künftig zwar nicht mehr, aber der wiederentdeckte große Backofen könnte bald wieder Wärme verbreiten. Zunächst wurde das Dach erneuert, auch die alten Gauben, wie sie auf historischen Bildern noch zu sehen waren, wurden wieder installiert.

Zu DDR-Zeiten wurde der Bau als Lager genutzt, ein mehr als einen Meter hoher Zwischenboden aus Beton war eingezogen worden, der jetzt herausgestemmt werden musste, samt jeder Menge Hüttenschutt aus der nahen Eisenhütte. "Wir haben einen Ziegelboden mit barocken Steinen darunter gefunden und eine Wasserpumpe", berichtet Maren von Bismarck.

Die engagierte Hausherrin, die mit Ehemann Friedrich nach der politischen Wende nach Briest zurückkehrte, wo Ritter und Landräte unter ihren Vorfahren gelebt hatten, hat sich vorgenommen, die familiären Wurzeln nicht nur für ihre vier Kinder zu bewahren.

Es ist in den vergangenen Jahren schon viel geschafft worden, "aber vieles wäre aus eigener Kraft nicht gegangen", sagt sie. Unterstützung gab es unter anderem durch die europäische Gemeinschaftsinitiative Leader, durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die Glücksspirale und durch Spenden.

Das Gesamtkunstwerk Briest als einen der ältesten Familienstammsitze zu bewahren, diesem Ziel fühlt sich Maren von Bismarck wieder ein Stück näher, wenn das Brauhaus zum Veranstaltungszentrum mit Café und bodentiefen Fenstern, die auf den schmucken Teich hinausblicken, geworden ist.

Die Vision, die sie seit Jahren mit sich trägt, wird "Schritt für Schritt", wie die vielen Sanierungsetappen zuvor, wahr. "Wir haben laufend Besuch", berichtet sie und zählt die jüngsten Gäste auf. Die Winckelmann-Gesellschaft Stendal oder Vertreter verschiedener Leader-Aktionsgruppen gehören dazu. Künftig könnten die Gäste im Brauhaus mit dem Blick auf Teich und Herrenhaus verweilen, bevor oder nachdem sie den alten Familiensitz samt schaumburgschem Landschaftspark besichtigt haben. Auch der Park, der in das Landesprojekt "Gartenträume" aufgenommen worden ist, wird Schritt für Schritt nach historischen Vorlagen saniert.