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Schiffsmodellbauer Werner Zuschke präsentiert nach Langustenfänger jetzt Nachbau eines Nachkriegsschiffes Mini-Fischkutter verlässt "Zuschke"-Werft

Von Anke Hoffmeister 12.08.2014, 03:23

Werner Zuschke aus Tangermünde hat wieder ein Werk vollbracht. Stolz präsentierte er vor wenigen Tagen sein jüngstes "Kind" - den Nachbau eines Holzfischkutters. Und obendrein hat er die Geschichte um dieses Schiff noch aufgeschrieben.

Tangermünde l Das Wort Ruhestand kennt mit Sicherheit auch der Tangermünder Werner Zuschke. Doch was sich dahinter verbirgt, das hat der 78-Jährige wohl bis heute nicht wirklich ausgekostet. Viel lieber ist er ständig in Aktion, hat viele Projekte zeitgleich laufen und schafft es immer wieder, diese auch zu beenden.

Erst vor gut einem Jahr hatte der Schiffsmodellbauer mit viel Leidenschaft den faszinierenden Nachbau eines sogenannten Langustenfängers vorgestellt. Jetzt ist das nächste Modell - im Maßstab 1:25 gebaut - startklar für den Stapellauf.

"Das ist ein 17 Meter Holzfischkutter", berichtet Werner Zuschke und zeigt stolz auf das schwimmende Bauwerk. Viele Details und technische Daten zum Modell und Original hat er ohne Notizblock parat. Auch die Geschichte um diesen Holzfischkutter kennt er, hat sie aufgeschrieben.

Modellbau nach einer farbigen Zeitschrift-Vorlage

"Von 1947 bis 1952 wurden 237 Fischkutter als Reparationsleistungen an die UDSSR geliefert", sagt er. "Lob und Ehre den Schiffsbauern und Bootsbauern. Es war ein Kampf gegen die Zeit und den Materialmangel. Auf eine Fachkraft kamen 100 Helfer. Die verlangten Auslieferungstermine waren unrealistisch. Die Rationierung der Lebensmittel trug nicht dazu bei, die Leistungsbereitschaft zu erhöhen."

So kurz nach dem Krieg ließ dieses Vorhaben trotz aller widrigen Bedingungen dennoch die Traditionen des handwerklich betriebenen Holzschiffbaus wieder aufleben. Der 17-Meter-Kutter im Nachbau von Werner Zuschke ist ebenso ein Meisterwerk der Handwerkskunst. Wieder einmal hat er es geschafft, winzige Details auf dem ohnehin kleinen Boot zu installieren - ob es der Rettungsring ist, selbst gebaute Türen oder Fensterrahmen aus Mahagoniholz, die Schiffsdielen, Lampen, Signalhörner, Anker oder auch die Türklinken aus Messing. Selbst Bullaugen und Mini-Scharniere sind auf der "Ernst Thälmann" Greifswald-Wieck - so der Name des Schiffes - zu finden. Auch Fischkisten, Fässer und sogar eine aufblasbare Rettungsinsel gehören auf Deck des Holzfischkutters.

Ein Jahr hat Werner Zuschke an diesem Modell gewerkelt, es motorisiert und mit einer Fernsteuerung ausgestattet. Die Funkantenne ist geschickt in das Modell integriert.

Einzige Grundlage für den Bau dieses jüngsten Schiffsmodells war für Werner Zuschke eine farbige, im Maßstab gehaltene Illustration in einer Zeitschrift.

Wer den Fischkutter und vielleicht auch das eine oder andere Werk von Tangermünder Schiffsmodellbauern sehen möchte, erlebt sie und weitere am 24. August beim Hafenfest in Wittenberge. "Dort sind wir seit vielen Jahren dabei", erzählt Werner Zuschke und freut sich auf diesen Tag.

Wer meint, dass der Tangermünder nun eine Bastel-Pause einlegen wird, der irrt. Werner Zuschke hat viele weitere Ideen. Denn der Elbestädter baut nicht nur. Er schreibt auch und malt - mit Unterstützung seiner Enkelin Frauke.