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Bianka soll nicht allein im Gehege bleiben / Ursache für Tommys Beschwerden wird untersucht Neue Bären frühestens 2015

Von Thomas Pusch 28.08.2014, 03:16

Auch eine Woche nach dem Tod des Braunbären Tommy ist die Stimmung im Tiergarten betrübt. Leiterin Anne-Katrin Schulze ist bemüht, neue Bären in die Rolandstadt zu holen, allerdings wird das mindestens bis zum Herbst kommenden Jahres dauern.

Stendal l Traurig trottet Bianka durch die Bärenanlage im Stendaler Tiergarten. Seit einer Woche ist sie allein auf dem Gelände. Braunbär Tommy ist am Mittwoch eingeschläfert worden. "Wir mussten ihn von seinem Leid erlösen", sagt Tiergartenleiterin Anne-Katrin Schulze im Gespräch mit der Volksstimme. Schwierigkeiten mit dem Laufen hatte er seit 2011. Schmerztabletten konnten zunächst helfen, aber seit dem vergangenen Winter bewegte er sich immer weniger. Schließlich hörte er auf zu fressen, was für Tiergarten und Tierarzt bedeutete, zu handeln. "Wir hätten das nicht lange mit ansehen können, zumal auch mit einer Besserung nicht mehr zu rechnen war", meint Schulze. Die genaue Ursache für Tommys gesundheitliche Probleme steht noch nicht fest, Im Landesveterinäramt wird das untersucht.

Erste Bären hießen Roland und Ida

Mit 33 Jahren hat der Braunbär ein Alter erreicht, das seine Artgenossen in der freien Wildbahn oder im Zoo nur kaum erreichen. "Möglicherweise waren die Beschwerden die Folge von 20 Jahren auf Beton", vermutet die Tiergartenleiterin. Erst 2001 wurde die neue Bärenanlage eröffnet.

1981 waren Tommy und Bianka in den Stendaler Tiergarten gekommen. Sie waren beschlagnahmt worden. Ein Tierhändler aus dem Brandenburgischen hatte offenbar etwas Illegales mit den Tieren vorgehabt. Tommy und Bianka waren allerdings nicht die ersten Bären in der Stadt.

Bereits 1957 war eine Bärenanlage im noch jungen Tiergarten eröffnet worden. Die ersten Bewohner waren Roland und Ida. Das Weibchen wurde ein paar Jahre später eingeschläfert. Mit großem Hallo wurde dann Braunbärin Mausi aus dem Rostocker Zoo begrüßt, die am 27. Juni 1961 in Stendal eintraf. "Danach folgten ein paar Bärengenerationen", weiß Schulze. Und die Bären eroberten von Anfang an die Herzen der Stendaler. Sie wurden Wappentier des Tiergartens und fehlten auch schon vor Jahrzehnten auf keiner Postkarte.

Nicht nur die Besucher vermissen den Braunbären, auch die Mitarbeiter. Die beiden Tierpflegerinnen, die sich um die Braunbären gekümmert haben, können kein Interview geben. Dazu berühren sie die Ereignisse noch viel zu sehr.

Tommy hatte gleich zwei Tierpaten. Einer von ihnen war Jürgen Huebner aus dem fränkischen Lauf. "Seine Frau brachte vor drei Jahren die Breitrandschildkröte Topsy zu uns", erzählt Anne-Katrin Schulze. Ein Umzug hatte es nötig gemacht, dass das Tier in Pension gegeben werden musste. Wie die Fränkin auf den altmärkischen Tiergarten kam, ist Schulze nicht bekannt. Wohl aber, dass sie dann einige Familienmitglieder dazu motivierte eine Tierpatenschaft zu übernehmen.

Ein Denkmal wird es nicht geben

Persönliche Werbung machte Ulrich Watermann aus Stendal zu einem weiteren Paten des Braunbären. Eine ehemalige Mitarbeiterin des Tiergartens überzeugte ihn davon, eine Patenschaft zu übernehmen. "Das gibt es bei uns durchaus öfter, dass ein Tier mehrere Paten hat", weiß Schulze. Die Patenschaften hängen von der Größe des Tieres ab und reichen jährlich von 25 Euro (etwa Meerschweinchen und Wellensittich) bis zu 150 Euro für Tiger und Wolf.

Im Tiergarten wird auch schon an die Zukunft gedacht. Braunbärin Bianka soll nicht allein in der Anlage bleiben. "Als Tommy eingeschläfert wurde, hat sie gespürt, dass da etwas nicht stimmt, und am Sperrriegel geruckelt", erzählt Schulze. Ansonsten sei die Bärin aber topfit.

Und soll nun Gesellschaft bekommen. Jungtiere, also Bärenbabys, werde es allerdings nicht geben. Vielmehr werde auf den Nachwuchs einer Bärin in einem Zoo bei Zwickau gewartet. Etwa ein Dreivierteljahr soll sie die Jungen großziehen, bevor zwei Tiere in die Altmark geholt werden. "Das wird aber frühestens im Herbst kommenden Jahres sein", bittet Schulze um Geduld.

Ein Denkmal oder Ähnliches, um an Tommy zu erinnern, werde es nicht geben, aber einen Hinweis an der Bärenanlage, denn "die Besucher fragen immer wieder nach ihm".