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Seit über 15 Jahren ist die Nicolaistraße eine gute Adresse für die Obstverwertung Lieferanten werden in Saft bezahlt

Von Klaus Pohlmann 10.09.2014, 01:19

Die Erntezeit hat begonnen und somit auch wieder die Zeit des Vermostens. Mehrere Tonnen Äpfel werden in einer Saison zu Saft.

Stendal l Wie schon in den vergangenen Jahren, bietet seit ein paar Tagen mit Beginn der Apfelernte, die alteingesessene Firma Grashoff ihren bewährten Aufkaufservice zur Vermostung wieder an. So steuern Autos, Pflücker mit Handwagen oder Fahrrädern das Grundstück in der Nicolaistraße an, die in Säcken, Körben oder Kisten, Äpfel zur Ablieferung bringen.

Saisonarbeiter helfen mit

Seit über 15 Jahren nehmen Eva Maria Steinmeyer und Jörg Fiedler mit Unterstützung von Saisonkräften im Auftrag der Westeregelner Kelterei die Äpfel für die Most- oder Saftgewinnung an. "Das ist wahrlich kein leichter Job, denn das Ausladen, der Transport zur Waage und anschließend zum Sammelcontainer, ist nur mit viel Kraftaufwand zu bewältigen", meinten Andreas Ruschinzik und Hans-Jürgen Laeseke, die die Waage und das Förderband bedienen. "In einer Saison kommen schon etliche Tonnen von Äpfeln zusammen, die von den Kleingärtnern, Sammlern von Fallobst an Straßenrändern oder von finanziell schlecht gestellten Personen, die für ihr Sammelergebnis statt wie vor Jahren mit Geld mit Säften entlohnt werden, gebracht werden.

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als die Apfelernte gering ausfiel, hängen die Bäume in diesem Jahr sehr voll, so dass wir mit vielen Tonnen rechnen ," erzählte Steinmeyer in einer kurzen Pause am Abrechnungstisch. Zu den ersten Anlieferern am Montag zählte Torsten Schulz, der zweimal mit seinem Fahrradanhänger vorfuhr, um die 27 Apfelsäcke abzugeben. "Ich kann nicht verstehen, dass mir die Stadt mit einer Geldstrafe drohte, weil ich die Falläpfel auf der Freifläche am Nordwall gesammelt habe. Sollen diese auf der Erde verfaulen oder unter den Rasenmäher geraten", meinte der Stendaler.

Zu den Stammkunden zählt seit Jahren auch Bernd Neumann aus Uenglingen, der 126 Kilogramm auf die Waage stellte. "Meine vielen Äpfel können wir nicht alle einlagern. Wir schätzen den Saft, der besonders in der kalten Jahreszeit gern getrunken wird", meinte Peter Kühne, der 240 Flaschen in seinen Autoanhänger lud. Zu den eifrigen Ablieferern gehört inzwischen auch Luise Bremer, die einige Säcke mit etwa 150 Kilogramm zur Ablieferung brachte. "Es tut weh, wenn man die vielen Falläpfel an den Straßenrändern sieht, die zum Teil zerfahren werden.So sammle ich schon seit etlichen Jahren diese Äpfel, so dass schon zahlreiche Saftflaschen zusammengekommen sind", beschrieb sie ihre Sammelleidenschaft.

Bessere Ernte als im vergangenen Jahr

"Da die Geschäfte leider kein Obst mehr aufkaufen, wie es zu DDR-Zeiten üblich war, erfüllen die Äpfel, die man nicht alle essen kann, einen guten Zweck", ergänzte das Ehepaar Meyer. Die Ablieferer erhalten als Gegenwert für ein Kilogramm Äpfel eine Flasche flüssiges Obst, wobei aus 24 Sorten, beispielsweise Apfelsaft, Apfel-Kirsch Nektar und verschiedenen Mixsäften ausgewählt werden kann. Es kann für die gesammelten Äpfel auch ein Gutschein entgegengenommen werden, mit dem man später Saftflaschen abholen kann.

Die Annahme ist montags bis freitags zwischen 14.30 und 17 Uhr geöffnet.