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Diskussion zum Tag des offenen Denkmals über die Fassade des Winckelmann-Museums Pflege oder Verschandelung?

Von Thomas Pusch 15.09.2014, 03:36

Farbe war in diesem Jahr das Thema des Tages des offenen Denkmals. Im Winckelmann-Museum wurde das genutzt, um kontrovers über die neue Fassadengestaltung des Gebäudes zu diskutieren.

Stendal l Der Präsident der Winckelmann-Gesellschaft, Professor Max Kunze, wollte es eigentlich bei der Begrüßung belassen. Er habe schon genug zum Thema gesagt, meinte er. Anlässlich des Tages des offenen Denkmals ging es gestern Nachmittag im Winckelmann-Museum um die Neugestaltung der Fassade, die - wie Kunze sagte - ein Kompromiss sei, der noch nicht so ganz befriedige.

Vorwurf an die Stadtverwaltung

Deutliche Worte fand Sabine Werner, ehemals Leiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde in der Stadtverwaltung. Die Gestaltung von Denkmälern müsse in einem zumutbaren Rahmen wiederhergestellt werden. Sie verstehe das Vorgehen der Stadt nicht, die sich zu den Fenstern keine Gutachten eingeholt habe. "Ärgerlich finde ich die Farbgebung", sagte sie und verwies darauf, dass "willkürliche Veränderungen abzulehnen sind". Durch die überstrichenen Fachwerkbalken sei der Wiedererkennungseffekt verlorengegangen. "Und da reicht es nicht, neue Ansichtskarten zu drucken", sagte sie. Designer Rüdiger Laleike stimmte ihr zu. "Hier wurde das falsche Haus für ein Experiment benutzt", sagte er. Und Ottfried Schlangstedt, seit 40 Jahren Mitglied der Winckelmann-Gesellschaft, meinte: "Das ist nicht Denkmalpflege, sondern Denkmalverschandelung." So etwas habe er zwischen Flensburg und dem Allgäu noch nie gesehen.

Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU), schaltete sich auch in die Diskussion ein, obwohl er der Meinung ist, "dass die Farbgestaltung von Gebäuden nicht zu den Aufgaben eines Oberbürgermeisters gehört". Natürlich könne man über das Thema trefflich streiten, allerdings sei auch zu beachten, dass Sabine Werner beispielsweise eine andere Meinung vertritt als die Winckelmann-Gesellschaft. "Wenn man immer nur an alten Dingen festhält, bekommt man die Welt nicht verändert", sagte er. Und wenn man immer auf den Landeskonservator gehört hätte, stünde das Trojanische Pferd schon lange nicht mehr im Winckelmann-Museum. Das habe 2003 nämlich nur eine Ausnahmegenehmigung für drei Jahre bekommen. Allerdings solle noch einmal über die Farbgestaltung im Hinblick auf die Jubiläumsjahre 2017 (300. Geburtstag) und 2018 (50. Todestag) nachgedacht werden.