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70 Pestalozzischüler lernen den Alltag auf Stendals Hauptbahnhof kennen Kinder machen Station bei Mission

Von Christian Bark 24.09.2014, 03:07

Für die 2. bis 7. Klassen der Stendaler Pestalozzischule gab es gestern eine ganz besondere Führung. Bahnhofspolizei und -mission stellten ihnen ihre Arbeit vor.

Stendal l Welche Menschen dafür sorgen, dass an Stendals Hauptbahnhof alles reibungslos verläuft, erfuhren 70 Schüler der Stendaler Pestalozzischule am gestrigen Dienstag bei einem Projekttag.

"Das ist eine tolle Vorbereitung auf das Leben", sagt Lehrerin Renate Pohnert. Obwohl die meisten Kinder aus Stendal kämen, würden sie doch früher oder später mal allein mit dem Zug unterwegs sein. Da empfehle es sich, den Umgang mit Fahrkartenschaltern zu erproben sowie zu wissen, an welche Leute sie sich im Notfall wenden können.

"Marder 200 bitte kommen", spricht Lothar Krull in sein Funkgerät. "Das ist mein Codename", sagt der Polizeihauptmeister. Dann lässt er den kleinen Karam den Funkspruch wiederholen, der Junge freut sich, als die Zentrale bestätigt.

Seit 30 Jahren ist Lothar Krull Bahnhofspolizist. Eigentlich hat er heute frei, aber die Kinder führt er trotzdem am Bahnsteig entlang und erzählt so manche Anekdote. Seine Pistole hat Krull am Mann, zieht sie aber nur ein Stück aus der Tasche: "Zum Glück musste ich damit noch nie auf einen Menschen schießen", sagt er.

Ernst wird es für ihn und seine Kollegen, wenn zum Beispiel angetrunkene Fußballfans Streit am Bahnhof suchen. Auch bei illegalen Gleisüberschreitungen rücken Krull und seine Kollegen aus. "Vorsicht an den Gleisen, lauft nicht unachtsam rüber", mahnt der Bahnhofspolizist die Schüler. Da habe es schon tödliche Unfälle gegeben. Dann zeigt Lothar Krull den Kindern noch das Bahnhofspolizeirevier.

Währenddessen zeigen Mitarbeiter der Bahnhofsmission einer anderen Schülergruppe, wie man sich am Fahrkartenautomaten Tickets kauft. "Damit hatte ich kurz nach der Wende auch Probleme", erinnert sich Lehrer Matthias Wieske. Die gesammelten Eindrücke will er mit seinen Schülern in den kommenden Tagen in den Verkehrserziehungsunterricht einfließen lassen.

Vor den Räumen der Bahnhofsmission übergibt Lothar Krull die Schülergruppe an Patricia Kalz. Sie leitet die Stendaler Bahnhofsmission seit ihrer Gründung im Jahr 2012.

Missionsmitarbeiter sind für Probleme offen

Patricia Kalz erläutert den Kindern die Aufgaben und die Geschichte der Bahnhofsmissionen in Deutschland. Was die Schüler bis dahin noch nicht wussten ist, dass auch sie ein Mitarbeiter der Bahnhofsmission im Rahmen des Projekts "Kids on Tour" bei Zugfahrten, die sie allein bestreiten müssen, begleiten kann. "Wir unterstützen aber auch behinderte oder gebrechliche Menschen", erklärt Patricia Kalz. "Gebt ihr Obdachlosen auch warme Kleidung", will ein Schüler wissen. Kalz bejaht dies. Viele Leute kämen aber auch nur zum Reden. Täglich zwischen 9 und 17 Uhr haben die Missionsmitarbeiter ein offenes Ohr für die Probleme der Menschen, so Kalz. Bis zum Mittag dauert der Projekttag für die Kinder, danach sind sie um einige Erfahrungen und Eindrücke reicher. "Ich werde meinen Freunden erklären, dass sie nicht auf den Gleisen spielen sollen", verspricht Fünftklässler Karam.