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Kölner Verein und Stendaler Bauunternehmer erfüllen krankem Siebenjährigen einen Traum Der kleine Phil im großen Bagger

Von Nora Knappe 04.10.2014, 03:18

Einen ganzen Tag auf einer Baustelle erleben - das war der größte Wunsch des sieben Jahre alten Phil Truthe. Erfüllt hat dem schwerkranken Jungen aus Stendal diesen Wunsch der Verein "Wünsch dir was". Und so half Phil am Donnerstag bei den Bauarbeiten in der Marienkirchstraße mit.

Stendal l Phils Mund steht ihm vor Staunen offen, sein Blick geht hochkonzentriert zur großen Baggerschaufel, die sich jetzt in das rötlich-braune Schottergemisch im Kipper senkt. Der siebenjährige Junge sitzt im Bagger auf dem Schoß von Uwe Reinecke und steuert mit dessen Hilfe die große Schaufel, schwenkt sie hinüber zum Gehweg und lässt die Fuhre dann dort hinausrauschen, wo sie von den anderen Bauarbeitern glattgeschoben wird. So geht das immer hin und her, Schaufel mit Schotter füllen, hinüberschwenken, öffnen und wieder zurück zum Kipper. Gut zwanzig Minuten bringt Phil so zu und hat großen Spaß daran, dem Fahrer des beladenen Lasters mit einem Hupen zu signalisieren, er solle ein Stück vorwärtssetzen.

Was für ein Vergnügen und was für ein tolles Geburtstagsgeschenk für den Stendaler Jungen, der am Mittwoch sieben Jahre alt geworden ist. Dass Phil Truthe, ein Riesenfan der Zeichentrickfigur "Bob der Baumeister", am Donnerstag diesen Baustellentag erleben durfte, hat einen ganz besonderen Grund. Einen eher traurigen Grund.

"Diagnose war ein Schock"

Denn vermutlich hat Phil eine vererbbare Stoffwechselerkrankung des Gehirns. "Das ist erst einmal ein Verdacht, es müssen noch weitere Untersuchungen gemacht werden", sagt Phils Mutter, Ina Truthe. Bestätigt allein ist eine fortschreitende Sehbehinderung, deren Ursache diese Stoffwechselstörung sein könnte. "Dass er nicht richtig sehen kann, das war schon immer so, wir haben es aber immer für eine normale Kurzsichtigkeit gehalten". Erst bei der Schuluntersuchung habe man das Ganze ernster genommen und Phils Eltern an die Uniklinik Magdeburg verwiesen. Dort wurde dann die vorläufige Diagnose gestellt. Das war im März dieses Jahres.

Die Kinderpsychologin dort hatte dann - mit dem Wissen um Phils großen Baumeister-Traum - Kontakt zum Verein "Wünsch dir was" in Köln aufgenommen, der schwerkranken Kindern Wünsche erfüllen möchte. Der Verein wiederum kontaktierte den Stendaler Bauunternehmer Jörg Punzel. "Als der Anruf kam, hatte ich gleich feuchte Augen", sagt Punzel. Auch seinem an Leukämie erkrankten Enkel hatte der Verein nämlich vor einigen Jahren geholfen. "Kindern Freude zu schenken, ist doch etwas sehr Schönes, und ich finde es ganz toll, was der Verein macht. Da war es gar keine Frage, dass ich zu der Anfrage ja sage."

Und so saß der siebenjährige Phil nicht nur im Führerhaus des großen Baggers, im Minibagger und im Radlader, sondern fuhr auch Beton zu einer Baustelle und besichtigte einen Elfgeschosser in Stadtsee. Warum dies alles für ihn geschah, "kann Phil noch gar nicht richtig begreifen", sagt seine Mutter, die sich so sehr für ihn und mit ihm freute.

"Die Diagnose, wenn auch vorläufig, war für uns ein großer Schock, denn bei uns in der Familie gab es bisher keine derartige Erkrankung", sagt Ina Truthe. Und sollte sich der Verdacht bestätigen, hätte Phil eine geringere Lebenserwartung, denn diese Krankheit, deren Namen seine Mutter noch nicht nennen möchte, solange sie nicht bestätigt ist, ist unheilbar.

Für Phil war das alles am Donnerstag nebensächlich. Er ging ganz in seiner Rolle als "Baumeister" auf. Zum krönenden Abschluss setzte er am Nachmittag an der Seite von Oberbürgermeister Klaus Schmotz den Schlussstein für den ersten Teil der sanierten Rohrstraße. Aber der große Bagger, der hat ihm am meisten gefallen. Fand er das aufregend? "Ja", sagt er mit strahlenden Augen und schüchternem Lächeln. Und weil ihm das solchen Spaß gemacht hat, kommt auch seine Antwort auf die Frage, was er später mal werden möchte, prompt: "Baggerfahrer."