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Versammlung der Bürgerinitiative für das Landschaftsschutzgebiet "Altmärkische Wische" Massentierhaltung soll in den Fokus

Von Andreas Puls 12.12.2014, 02:09

Im Werbener Hotel "Deutsches Haus" fand die jüngste Versammlung der Bürgerinitiative für das Landschaftsschutzgebiet (LSG) "Altmärkische Wische" statt. Dabei spielte auch das Thema Massentierhaltung eine wichtige Rolle.

Werben/Osterburg l Die Sprecherin der Bürgerinitiative (BI), Lucile Thoyer, zog eine positive Bilanz der bisherigen Arbeit. Eine Reihe von BI-Mitgliedern sei sehr aktiv gewesen und hätte das direkte Gespräch mit zahlreichen Einwohnern der Wische gesucht. Dabei seien Plakate sowie bedruckte Postkarten verteilt worden. Auf Initiative der Bürgerinitiative sollen möglichst viele Postkarten mit der Forderung für die Ausweisung des LSG an den Landrat des Landkreises Stendal, Carsten Wulfänger, geschickt werden.

Die Forderung pro LSG geht schon aus dem Motiv der Postkarte hervor, die das Logo der BI mit dem übergroßen grünen "Ja" zeigt. Auf der Karte besteht aber auch die Möglichkeit der schriftlichen Begründung, warum der jeweilige Absender für die LSG-Ausweisung ist. Ihre Öffentlichkeitsarbeit will die BI noch ausweiten.

Viele Todesfälle durch hochresistente Keime

So sollen noch mehr Menschen dazu ermuntert werden, sich öffentlich "pro LSG" zu bekennen - zum Beispiel indem sie die Plakate der BI an ihren Grundstücken oder Häusern anbringen. Beim Biedermeier-Christmarkt am Wochenende in Werben wird die Initiative mit einem Infostand vertreten sein.

Nachdem in den zurückliegenden Monaten vor allem das Thema Windkraft in der Altmärkischen Wische im Fokus der Diskussionen stand, soll nun auch die Massentierhaltung verstärkt in den Fokus rücken. Denn die LSG-Ausweisung ist aus Sicht der BI - analog zu den geplanten Windparks - die einzige wirksame Handhabe, um neue Tier-Großmastanlagen in der Wische zu verhindern.

Die verstärkte Auseinandersetzung mit den Problemen der Massentierhaltung forderte während das Treffens auch der Tangermünder Arzt Eberhard Puls der sich seit langem intensiv mit dieser Thematik beschäftigt.

Als riesiges und noch immer sträflich vernachlässigtes Problem bezeichnete er den Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung, die mit dazu führe, dass immer mehr antibiotische Medikamente in der Humanmedizin nicht mehr wirkten. Dadurch seien allein in deutschen Krankenhäusern jährlich Tausende Todesfälle zu beklagen. Das Robert-Koch-Institut, so Puls, gehe von 15000 Todesfällen im Jahr aus, die auf diese Ursache zurückzuführen sind. Die Dunkelziffer liege vermutlich noch deutlich höher. Auslöser seien hochresistente Keime, für die der Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung, insbesondere in der Massentierhaltung, mit verantwortlich zu machen sei.

BI verlangt demokratischen Entscheidungsprozess

Wie der Mediziner weiter erläuterte, gingen von Großmastanlagen noch weitere Gefahren aus - zum Beispiel durch die Verbreitung gefährlicher Keime auf dem Luftweg und nicht zuletzt durch die Nitrat-Belastung von Gewässern. Daher gelte es unter anderem, weitere Massentierhaltungsanlagen zu verhindern und die verantwortungsvolle bäuerliche Tierhaltung zu fördern. Als problematisches Beispiel von Massentierhaltung in der Region nannte der Tangermünder die geplante Erweiterung der Anlage in Wasmerslage. Dort soll die bestehende 10000er Schweineanlage künftig auf die Kapazität von 30000 Tieren vergrößert werden.

Auf scharfe Kritik stieß während der BI-Versammlung der aus Sicht der Anwesenden intransparente Umgang der Behörden und auch der Politik mit den Windkraft-Planungen in der Wische und den sogenannten Weißflächen. Wer kein Misstrauen in der Bevölkerung wolle, müsse mit offenen Karten spielen. In anderen Regionen hätten das Politik und Behörden mittlerweile begriffen. Die BI verlangt bezüglich des LSG Altmärkische Wische einen transparenten und demokratischen Entscheidungsprozess und eine noch offenere Diskussion.