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Schulausschuss positioniert sich nicht klar zur Osterburger Gemeinschaftsschule Konkurrenz unter Schulen vermutet

Von Doreen Schulze 18.12.2014, 02:07

Die Umwandlung der Sekundarschule Osterburg in eine Gemeinschaftsschule zum Schuljahr 2015/2016 ist heute Tagesordnungspunkt im Kreistag. Der Schul-, Sport- und Kulturausschuss gibt dazu keine Empfehlung ab und fordert die Vertagung ins neue Jahr.

Osterburg/Stendal l Frank Bögner und Uta Harlfinger von der Sekundarschule Osterburg stellten den Mitgliedern des Schul-, Sport- und Kulturausschusses des Landkreises Stendal am Dienstag ihr Konzept der Gemeinschaftsschule vor. Das Schulgebäude wurde zweieinhalb Jahre lang aufwändig saniert. Es verfügt über moderne Klassenräume, Werkstätten und bietet "Möglichkeiten für einen Technikunterricht auf hohem Niveau", wie Bögner erklärte. Seit Herbst 2013 steht die Idee, ein Gemeinschaftsschulprogramm mit Schwerpunkt Berufsorientierung zu erarbeiten. Dazu wird mit den Berufsbildenden Schulen II (BBS II) eine Kooperation eingegangen. Schüler aus der Förderstufe werden in der Bildungsstätte ebenso intensiv gefördert wie Schüler, die die gymnasiale Oberstufe anstreben. In der Einrichtung sollen die Schüler Abschlüsse erlangen, die ihnen die Türen zu einer Berufsschule, Berufsfachschule oder Fachoberschule öffnen.

An der Qualität des inhaltlichen Konzeptes der angestrebten Gemeinschaftsschule in Osterburg zweifeln die Ausschussmitglieder nicht. Eine konkrete Empfehlung an den Kreistag, der heute über die Umwandlung entscheiden soll, wollte das Gros der Mitglieder während der Sitzung am Dienstag in Goldbeck aber nicht abgeben.

Zum einen sehen einige Mitglieder des Ausschusses in der potenziellen Gemeinschaftsschule Osterburg eine direkte Konkurrenz zum Markgraf-Albrecht-Gymnasium in Osterburg beziehungsweise zur Sekundarschule Goldbeck. Beide Schulen seien für ihren Fortbestand auf stabile Schülerzahlen angewiesen. "Wir wollen nicht wieder hier stehen und über Schulschließungen diskutieren müssen. Wir wollen nicht mehr kämpfen. Wir wollen den Eltern eine Planungssicherheit geben", erläuterte Ausschussmitglied Bernd Prange (CDU)seinen Standpunkt.

"Ich habe Angst um das Markgraf-Albrecht-Gymnasium"

Annegret Schwarz, Ausschussmitglied

Anders sieht es Peter Zimmermann (Die Linke). "Ein Gymnasium muss auch Konkurrenz aushalten können. Es muss mit Qualität punkten. Eine Gemeinschaftsschule ist gut für Kinder, die für den gymnasialen Bildungsweg noch nicht so weit sind. Ich stehe der Sache positiv gegenüber", erklärte das Ausschussmitglied. Einen Zeitaufschub befürwortet Zimmermann aber im "Sinne der Sache". Dr. Ulrike Bergmann, Schulverwaltungsamtsleiterin im Landkreis, merkte an, dass sich mit der Gemeinschaftsschule die Schuleinzugsbezirke nicht ändern werden.

Zum anderen ist es die Kurzfristigkeit, die den Ausschussmitgliedern "Bauchschmerzen bereitet", wie es der Ausschussvorsitzende Henning Richter-Mendau (CDU) erklärte: "Wir müssen mehr Zeit haben, um uns mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir dürfen nichts übers Knie brechen. Wir wollen keine Entscheidung fällen, die wir später bereuen."

Richter-Mendau möchte das Thema gerade wegen der Gefahr einer Konkurrenz zu anderen Schulen und der Häufung von Gemeinschaftsschulen im Norden des Landkreises - in Seehausen besteht bereits eine Gemeinschaftsschule - mit seiner Fraktion besprechen und forderte zudem, wie auch Ausschussmitglied Annegret Schwarz, konkrete Schülerzahlen aus dem Gymnasium in Osterburg, der Sekundarschule Goldbeck sowie aus den bestehenden Gemeinschaftsschulen in Seehausen und Tangerhütte.

Schuldezernent und Vize-Landrat Denis Gruber (SPD) begründete den kurzfristig angesetzten Beschluss damit, dass die Schulumwandlung bereits zum 1. August 2015 erfolgen soll. Das Kultusministerium erwarte noch zum Jahresende ein Signal aus dem Stendaler Kreistag. "Der Prozess der Bildung von Gemeinschaftsschulen im Landkreis lässt sich nicht mehr aufhalten. Der Trend ist politisch gewollt", erklärte Gruber.

Die Diskussion endete mit einer Abstimmung: zwei Ja-, zwei Nein-Stimmen sowie zwei Enthaltungen. Eine Empfehlung möchte Richter-Mendau dem Kreistag heute nicht geben. Er bittet dringlichst um Zeitaufschub.