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Jahreshauptversammlung der Stendaler Ortswehr Starke Worte ganz zum Schluss

Auf einer Jahreshauptversammlung geht es im Rückblick um Zahlen und
Ereignisse. Bei der Ortsfeuerwehr Stendal gab es am Sonnabend aber nicht
nur verbales Schulterklopfen, sondern auch Kritik.

Von Nora Knappe 19.01.2015, 02:13

Stendal l Die wichtigsten oder vielmehr die eindringlichsten Worte sagte Michael Geffers auf der Jahreshauptversammlung der Ortsfeuerwehr der Hansestadt Stendal ganz zum Schluss. Und der, der sie eigentlich auch hören sollte, war schon gegangen. So bekam also Innenminister Holger Stahlknecht (CDU), der als Gast für gut eine Stunde anwesend gewesen war, die Kritik des Ortswehrleiters nicht mit.

Geffers, in seiner ihm eigenen sachlichen, aber deutlich-offenen Art, sagte nach der zweistündigen Vorstellung des Einsatzgeschehens des Jahres 2014: "Bei näherem Hinsehen ist nicht alles in Ordnung. Es gibt Dinge, die uns nicht gelingen, und damit meine ich die Mitgliedergewinnung. Wir sind aktiv, präsent, aber man muss einfach sagen: Wir können es nicht. Es ist nicht unsere Kernkompetenz und wir haben dafür keine Zeit, wir können das nicht auch noch während unserer ehrenamtlichen Arbeit tun." Andere Regularien müssten dazu her, so Geffers.

Ein weiterer Punkt, der den Wehrleiter zu Kritik veranlasste, war die Entscheidung, ob er sich wieder zur Wahl stellen würde. "Ich habe mich gedreht wie die Zicke am Strick, ob ich wieder Ortswehrleiter werde. Ich wollte es eigentlich nicht mehr, denn bestimmte Dinge gehen mit mir nicht. Wir sind 26 Ortswehren - wer soll ehrenamtlich 26 Ortswehren führen, geschweige denn ihnen Anleitung geben und fachliche Kompetenz vermitteln?"

Einige Ortswehren seien zudem nicht mehr existent. Geffers: "Wir haben zwei tote Feuerwehren: Neuendorf am Speck und Tornau. Was sollen wir machen: eine Pflichtfeuerwehr?" Diesen Aspekt griff Oberbürgermeister Klaus Schmotz in seinem Grußwort auf: "Wir müssen sehen, ob Ortswehren fusionieren können, wenn sie personell allein nicht mehr einsatzfähig sind."

Den Stellenwert der Feuerwehr unterstrich Geffers abschließend mit einem humorigen Seitenhieb: "Die Stendaler Feuerwehr erlebt jetzt den vierten Oberbürgermeister und den sechsten Innenminister. Man sieht: Die Politik kommt und geht, die Feuerwehr bleibt."

Applaus für Geffers, der sich im November schließlich doch zur Wiederwahl stellte und somit für sechs weitere Jahre Ortswehrleiter ist - und damit verantwortlich auch für 89 aktive Feuerwehrleute der Ortswehr Stendal, samt Inaktiven, Frauengruppe, Alters- und Ehrenabteilung, Ehrenmitgliedern sowie Ausbildern der Kinderfeuerwehr sogar für insgesamt 144 Frauen und Männer. Zur Seite stehen ihm als Stellvertreter Frank Neugebauer und Sascha Romanow.