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Biologische Klärung gesetzlich vorgeschrieben / Zentrale Entsorgung nicht für jeden Ort geplant Sauberes Abwasser teuer bezahlt

Von Egmar Gebert 27.02.2015, 02:18

Die Zeiten, da das Abwasser aus der Klärgrube direkt in den Abflussgraben lief, gehören nach und nach der Vergangenheit an. Abwasser muss biologisch gereinigt werden. Das Gesetz dazu wurde 1998 beschlossen und wird bis heute Stück für Stück umgesetzt. Die Kosten sind erheblich und die Hauseigentümer zahlen mit.

Rindtorf l Jutta Schwarzer in Rindtorf entsorgt das Abwasser, das in ihrem Haus anfällt, über eine Klärgrube. Abgeleitet wird es über einen Graben, den sogenannten Bürgermeisterkanal, gemeinsam mit dem vorgeklärten Abwasser von rund 100 Rindtorfern.

Im vergangenen Jahr fielen bei ihr 52 Kubikmeter Abwasser an, die der Frau vom Wasserverband Stendal-Osterburg (WVSO) mit einem Kubikmeter-Arbeitspreis von 1,34 Euro in Rechnung gestellt wurden. Macht 69,68 Euro für die Gesamtmenge. Hinzu kommt der Grundpreis für die Abwasserbeseitigung von 145,16 Euro, der einmal im Jahr zu zahlen ist. Unterm Strich bezahlte die Rindtorferin 2014 214,84 Euro (entspricht einem Kubikmeterpreis von 4,13 Euro).

Jedoch entspricht die alte Drei-Kammer-Kläranlage nicht mehr dem Stand der Technik, kann die aktuell geltenden Umweltstandards nicht erfüllen. Der Wasserverband hat ein viele Kilometer langes Leitungsnetz gebaut und viele Orte an moderne Klärwerke angeschlossen. Nur klappt das nicht in jedem Fall.

Alternative: Sammelgrube oder Kleinkläranlage

Rindtorf gehört zu jenen 15 Dörfern im Landkreis, die nach der jüngsten Fortschreibung des Abwasserentsorgungskonzeptes des WVSO nicht mehr für eine Einbindung in das zentrale Entsorgungsnetz vorgesehen sind (siehe Info-Kasten). Hier muss alternativ entsorgt werden.

Zwei Möglichkeiten gäbe es, erklärt Steffi Franke, Mitarbeiterin im Sachgebiet Wasserwirtschaft des kreislichen Umweltamtes. Entweder man baut die Klärgrube zu einer Sammelgrube um, die nachweislich und hundertprozentig dicht sein muss und eventuell mehrmals im Jahr kostenpflichtig entleert werden muss. Oder aber man rüstet seine noch funktionsfähige Klärgrube auf biologische Abwasserklärung um - mit einer Anlage, die dann von einer Firma regelmäßig gewartet wird und einen Stromanschluss braucht. Welche Lösung für welches Grundstück, für welchen Haushalt mit welchem Abwasseranfall die ideale ist, kann die Fachfrau nicht aus dem Stand sagen, bietet gern aber die diesbezügliche Beratung durch das Umweltamt des Landkreises an.

Frau Schwarzer in Rindtorf hat sich nach reiflicher Überlegung für eine Kleinkläranlage auf ihrem Grundstück entschieden. Zwischen 4000 und 6000 Euro wird der Bau dieser neuen Anlage kosten. Dass sie - wenn auch gezwungenermaßen - auf das für die Umwelt verträglichere Abwasserentsorgungsmodell umsteigt, wird nicht etwa belohnt, im Gegenteil: Der für das Abwasser zu zahlende Preis bleibt gleich, und es kommen weitere Kosten hinzu. Zweimal im Jahr muss die neue Kleinkläranlage gewartet werden. Laut der von ihr eingeholten Angebote muss Frau Schwarzer mit 180 bis 200 Euro zusätzlich rechnen, plus noch einmal rund 75 Euro, die an zusätzlichen Stromkosten auf sie zukommen. So summieren sich ihre Abwasserkosten voraussichtlich auf knapp 500 Euro, was, auf jeden der 52 von ihr zu entsorgenden Kubikmeter Abwasser umgerechnet, 9,42 Euro entspricht - statt der bisherigen 4,13 Euro. Eine satte Steigerung. Fördermittel, mit der Frau Schwarzer zumindest ihre Investition für den Bio-Kleinkläranlagen-Neubau abfedern könnte, gibt es nicht, lediglich zinsgünstige Kredite, sagt Steffi Franke auf Volksstimme-Nachfrage.

Bau- und Anschlusskosten bei zentraler Entsorgung

Fakt bleibt: Sein Abwasser umweltgerecht zu entsorgen, kostet zuerst einmal Geld, das der Hauseigentümer aufbringen muss. Allerdings nicht nur derjenige, der dezentral, sprich über Sammelgrube oder biologische Kleinkläranlage sein Abwasser entsorgt. Auch, wer in den Genuss der zentralen Entsorgung durch den Wasserverband Stendal-Osterburg kommt, muss vor dem Anschließen erst einmal zahlen.

Zum Beispiel den Baukostenzuschuss. Der beträgt, wie von Petra Tesching, Abteilungsleiterin Abwasser im WVSO, zu erfahren ist, je nach Grundstücksgröße, Bebauung, Geschosszahl und anderen Parametern zwischen 1000 und über 8000 Euro (nachzulesen auf der Internetseite des Wasserverbandes unter www.wvso.de). Hinzu kommen die Anschlusskosten in Höhe von 1890 Euro.

Der Abwasserpreis für die über den WVSO zentral entsorgten Grundstücke liegt bei 3,91 Euro pro Kubikmeter plus einer Grundgebühr von jährlich 183 Euro.