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150 Tiere finden letzte Ruhestätte auf 1000 Quadratmeter großem Areal in Borstel Erinnerung an tolle Zeit mit Nanni

Von Melanie Mielke 06.03.2015, 02:26

Für viele Menschen ist ein Tier ein echtes Familienmitglied. Da stellt sich nach dem Tod des Gefährten die Frage nach der passende Grabstelle. Wer kein eigenes Grundstück hat, dem bietet ein Tierfriedhof eine gute Alternative an.

Stendal l "Große braune Augen hinter Gitterstäben. Die Chemie stimmte gleich. Wir gingen viel spazieren, und im Dezember 1996 konnte ich Nanni dann mit nach Hause nehmen", erzählt Viola Röhl vom ersten Zusammentreffen mit Schäferhündin Nanni. 13 Jahre verbrachten beide zusammen, bis die Hündin 2009 im Alter von etwa 17 Jahren starb.

Begraben liegt sie auf dem Tierfriedhof Stendal-Borstel, auf dem schon Röhls erster Hund, Cocker Spaniel Barry, seine letzte Ruhe fand. "Deshalb bin ich 1996 eigentlich ins Tierheim gegangen, weil ich einen Ort gesucht habe, an dem ich Barry begraben konnte", sagt Viola Röhl. Bei dieser Gelegenheit traf sie auf Hündin Nanni.

Einmal in der Woche kommt Viola Röhl nun ins Tierheim, um das Grab von Nanni zu pflegen, zu harken und den Boden davor mit kleinen Herzchen im Sand zu verzieren. "Ich pflege Nannis Grab sehr liebevoll und erinnere mich dabei an die tolle Zeit, die wir zusammen hatten" erklärt Röhl. Sie wird das Grab auch weiterhin pflegen, "solange ich das noch kann", fügt sie hinzu. Nannis Grab ist mit einem Kreuz versehen, auf dem ihr Name steht, dazu ein Foto der Schäferhündin. "Die Auswahl der Pflanzen auf dem Grab mache ich von der Jahreszeit abhängig", sagt Röhl.

Etwa 1000 Quadratmeter umfasst das Areal des Tierfriedhofes, das direkt neben dem Tierheim liegt. "Begraben liegen hier vom Wellensittich bis zum Hund etwa 150 Tiere. Etwa fünf bis sechs Plätze haben wir noch frei", erklärt Tierheimleiterin Antonia Freist.

"Den Menschen einen Ort geben, wo sie in Ruhe trauern können."

Tierheimleiterin Antonia Freist

Das erste Tier, das seine letzte Ruhe auf dem Tierfriedhof fand, war eine Malteser-Hündin, die am 24. Juni 1993 begraben wurde. "Wir wollen den Menschen einfach einen Ort geben, wo sie in Ruhe trauern können", so Freist. Hauptsächlich nutzen den Friedhof Tierhalter, die kein Grundstück haben, auf dem sie ihr Tier begraben können. Die Gräber werden von Herrchen beziehungsweise Frauchen gepflegt, die Wege ringsherum von Mitarbeitern, ehrenamtlichen Helfern oder von den Lehrlingen. "Wie auf einem Friedhof für Menschen gibt es auch hier Harken, Gießkannen und anderes Zubehör, um den Friedhof sauber zu halten", sagt Freist.

Auch die Beerdigungen unterscheiden sich wenig von denen für Menschen. "Wir haben einen kleinen Wagen gebaut, insbesondere für die größeren Tiere. Wenn das Tier dann im Grab liegt, lassen wir die Menschen allein, damit sie Abschied nehmen können", erklärt Antonia Freist den Ablauf.

Außerdem muss nach einer Beerdigung auch Bürokratisches erledigt werden. "So unschön wir das finden, den Menschen nach einem solchen schweren Gang auch noch Papierkram aufzudrücken, aber es muss leider sein", bedauert Freist. Über den Grabschmuck kann jeder selbst entscheiden. "Manch einer möchte lieber ein Holzkreuz, der andere einen Stein. Einige wenige haben nur Blumen", zählt Antonia Freist die verschiedenen Gepflogenheiten auf. Der Hausmeister des Tierheimes fertigt beispielsweise die Kreuze an.

"Ich freue mich immer wieder auf zwei große Knopfaugen."

Viola Röhl

Viola Röhl allerdings hat das Kreuz mit dem Namen Nanni selbst mitgebracht. Mittlerweile hat sie wieder einen Hund, einen Schäferhund-Mix namens Sam. Beide haben sich genauso gefunden wie einst Nanni und Röhl - Sam ist ein ehemaliges Tierheimtier. "Wenn ich vom Tierfriedhof nach Hause fahre, freue ich mich immer auf zwei große Knopfaugen, die mich freudig und erwartungsvoll anstrahlen. Ein Hund gibt einem Menschen sehr viel", sagt sie.