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Burmeister-Prozess Extravaganzen bei Dienstwagen

11.06.2015, 01:24

Stendal l Bis zu fünf Dienstwagen in drei Jahren - das ist einer der Vorwürfe, die gegen Ex-Sparkassenchef Dieter Burmeister erhoben werden. Was in den letzten Jahren bis zu Burmeisters Ausscheiden Ende 2012 gängige Praxis gewesen ist, war zumindest in den Anfängen ganz anders geregelt: "Zwischen Herrn Burmeister und mir gab es 1991 eine klare Absprache: Dienstwagen werden mindestens drei Jahre gefahren", berichtete gestern Ex-Vorstand Heinz Wappler. Dieser Dreijahres-Rhythmus sei "gängige Praxis in der Sparkassen-Organisation", erinnerte sich der 61-Jährige vor der Ersten Zivilkammer des Landgerichts.

Kurz nach der Jahrtausendwende musste Wappler gehen. Die Dreijahres-Regelung ist dabei offenbar direkt mit über Bord gegangen. So berichtete ein ehemals für den Fuhrpark verantwortlicher Abteilungsleiter, dass Burmeister 2002 seinen Dienstwagen gleich drei Mal binnen eines Jahres gewechselt habe.

Fahrzeugwechsel war "kein Thema" im Verwaltungsrat

In Stendal sei bekannt gewesen, dass der langjährige Sparkassenchef ein "Auto-Freak" gewesen sei, hielt die Vorsitzende Richterin Haide Sonnenberg Steffen Seifert vor. Der heutige Leiter des Marktbereiches Osterburg war lange Jahre Mitarbeitervertreter im Verwaltungsrat und wand sich: "Dass Dienstfahrzeuge gewechselt wurden, war bekannt."

Er habe aber darüber "kein Protokoll" geführt, und im Verwaltungsrat sei Burmeisters häufiger Autotausch damals "kein Thema" gewesen. Die Fahrzeuge hätten auf dem Parkplatz des Vorstandes gestanden, merkte er an. "Da ist Ihnen nichts aufgefallen?", hakte Sonnenberg nach. "Was soll mir auffallen, wenn ich da ein Fahrzeug sehe", erwiderte Seifert.

Das ließ sich die Richterin nicht ohne Konter bieten: "Sie können aber einen Citroën von einem Mercedes unterscheiden?" Seifert: "Dazu ist jedermann in der Lage." Sonnenberg: "Dazu sind sogar Frauen in der Lage." "Aber nicht jeder Mann", kalauerte Sparkassen-Anwalt Bernhard Steinkühler.

Es war die amüsanteste Szene eines zähen, sich über fast sechs Stunden ziehenden Prozesstages, bei dem sich das Gericht mit vielen Fragen mühte, Licht in das Dunkel von Bur-meisters Dienstwagen-Praxis zu bringen. Gestern stand dabei insbesondere im Mittelpunkt, ob der Vorstandschef neben den auf ihn zugelassenen Dienstwagen noch über weitere Fahrzeuge verfügte.

Ein Auto für Tagungen und eines für Heimfahrten

Doch das als Zeugen aufgebotene Fahrerlager überbot sich in seinem Kurzzeitgedächtnis. "Mir nichts bekannt", "war nicht zuständig", "wusste nichts", "ist mir nicht bewusst" oder "kann mich nicht erinnern", hieß es da gleich mehrmals. Sonnenberg mahnte nicht nur einmal: "Sie sollten sich überlegen, was Sie sagen." Auch eine andere Aussage ließ tief in die Seele der Stendaler Sparkasse blicken: "Ich war ja nur Mitarbeiter. Es steht mir nicht zu, alles zu hinterfragen."

Ein ehemaliger Fuhrparkleiter äußerte sich so: "Man hat ja mitbekommen, dass zwei Fahrzeuge da waren. Das zweite wurde nur in bestimmten Situationen genutzt."

Burmeisters schon pensionierter langjähriger Fahrer wusste es etwas genauer: "Herr Burmeister hatte zwei Fahrzeuge. Das eine war dienstgebunden für Tagungen und Konferenzen. Das andere privat für Heimfahrten." Der inzwischen 71-Jährige brachte es schließlich auf folgende Formel: "Wenn wir irgendwo hin mussten, haben wir den Mercedes herausgeholt."