Sparkassenskandal Stendal "Naja. Hmm."

Bei der Klage von Ex-Sparkassen-Chef Dieter Burmeister gegen seine fristlose Entlassung läuft es auf einen Zwischenstand zu. Die Zeugenliste zu den Bereichen Autos, Bau und Weinkeller ist weitgehend abgearbeitet.

02.07.2015, 01:06

Stendal l So humorig wie am Mittwoch war es vor der Ersten Zivilkammer des Landgerichtes beim Burmeister-Prozess bislang nicht. "Einen Aperitif haben wir nicht vorbereitet", dämpfte Sparkassen-Anwalt Bernhard Steinkühler Erwartungen an den Vor-Ort-Termin im Weinkeller der Sparkassen-Zentrale. "Das wäre auch nicht angezeigt", parierte die Vorsitzende Richterin Haide Sonnenberg pflichtgemäß.

Die knapp halbstündige Visite in dem Kellerraum war angesichts der dortigen kühlen Temperatur erfrischend, ansonsten aber ernüchternd. Sonnenberg durchstreifte die Räume, die nach der ersten Besichtigung im parallelen Schadenersatz-Verfahren Ende März an Sensation verloren haben, und ließ mehr als zwei Dutzend Bilder anfertigen.

"Naja. Hmm", fasste sie anschließend im Gerichtssaal ihre Eindrücke zusammen und fragte eher rhetorisch in die Runde, wie dieser Raum 80.000 Euro kosten konnte. "So der pure Luxus ist das nicht."

Auch Ex-Landrat Jörg Hellmuth konnte bei diesem Punkt nichts Neues beitragen. "Ich hatte davon keinerlei Kenntnis, bin nie dort gewesen und habe erst durch die Berichterstattung davon erfahren", sagte der langjährige Vorsitzende des Sparkassen-Verwaltungsrates. Dort habe Burmeister Bauprojekte stets vorgestellt. Bei manchen habe man auf eine sparsamere Variante gedrungen, erinnerte er sich. Der Weinkeller sei nicht dabei gewesen.

Vorstands-Parkplatz von allen Seiten gut einsehbar

Praktisch am Wegesrand nahm Sonnenberg auch noch den Vorstands-Parkplatz auf dem Sparkassen-Gelände ins Visier. Nahezu von allen Seiten gut einsehbar, lautete das Fazit in der Runde. Wenn man die ein oder andere Äußerung eines Sparkassen-Mitarbeiters bei den Zeugenanhörungen noch im Ohr hat, müssen sich diese recht blind über das Betriebsgelände bewegt haben.

Der Prüfer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes erklärte, dass er bei der Sonderprüfung für den Zeitraum 2010 bis 2012 neben dem persönlichen Dienstwagen für Burmeister mehrere Fahrzeuge registriert habe, die nicht eindeutig zuzuordnen waren. Nach seinen Recherchen konnte der Fuhrpark darauf nicht zurückgreifen. Zudem existierte bis auf einen Fall kein Fahrtenbuch. Darauf stützen die Prüfer ihre Vermutung, dass hier eine Doppelnutzung durch Burmeister vorliege. Der hatte dies zuvor jedoch verneint. Er habe sie nach seiner Nutzung für den Verkauf angewiesen.

In dem Fall herrscht jetzt Sommerpause. Am 9. September will Richterin Sonnenberg verkünden, wie es weiter geht.