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Tangerhütterin Hella Buschendorf (25) kündigte den Job und tauchte in fremde Kulturen ein Als Freiwillige nach Mittelamerika

Von Birgit Schulze 04.07.2015, 03:05

Als Hella Buschendorf (25) nach drei Berufsjahren als Erzieherin in Tangerhütte ihren Job kündigte und zu neuen Ufern Richtung Mittelamerika aufbrach, da wird sich mancher über die junge Frau gewundert haben. Ihre Familie und ihr Freund taten das nicht, "die kennen mich schon", erzählt sie lachend.

Tangerhütte l "Ich hatte immer schon Fernweh und wollte so richtig in andere Kulturen eintauchen, All-inclusive-Urlaub wäre zum Beispiel gar nichts für mich", erzählt Hella Buschendorf. Wenn, dann richtig, dachte sie sich also im vergangenen Jahr und bewarb sich bei der Organisation "Experiment", die auch Freiwilligen-Dienste im Ausland organisiert. Dafür hatte sie mehrere tausend Euro zusammengespart. "Ich hätte es bereut, wenn ich es nicht gemacht hätte", sagt sie heute.

Schon während ihres Studiums war sie für zwölf Wochen in Ecuador gewesen, Spanisch lernte sie in der Schule, "aber es ist doch etwas anderes, wenn man vor Ort ist". Ihre Idee, Entwicklungshelfer in anderen Ländern zu werden, ließ sich nicht so einfach umsetzen, erzählt sie. Dafür aber der Wunsch, mit Kindern zu arbeiten. Und das tat sie auch in Mittelamerika.

Und auch wenn sie sich in Tangerhütte gut eingebunden und sehr wohl fühlt, so stand für die quirlige Tangerhütterin mit 24 Jahren doch fest: "Ich muss noch mal raus!" In jüngeren Jahren habe sie noch vom Großstadtleben geträumt, blickt sie zurück. Heute zähle der familiäre Rahmen in der Heimat für sie mehr.

Plätzchenbacken bei 40 Grad Celsius

Von Oktober 2014 bis Mai dieses Jahres war Hella Buschendorf in Mittelamerika unterwegs. Als Freiwillige lebte sie in Gastfamilien. Sie arbeitete in Granada (Nicaragua) im Vorschulteil einer schulergänzenden Einrichtung und in Palmares (Costa Rica) in einem Kinderheim sowie einer Kindertagesstätte. Und sie sagt: "Ich würde es jedem empfehlen, man wächst daran, auch wenn es nicht immer einfach ist."

Nach ihrem Studium der angewandten Kindheitswissenschaften in Stendal und dem Start ins Berufsleben in der Kinderkrippe "Friedrich Fröbel" und im Schülerclub der Stadt Tangerhütte entschied sie sich für den Freiwilligendienst in Nicaragua und Costa Rica.

"Beide Länder unterscheiden sich sehr", erzählt sie. So gebe es in Nicaragua, das bei rund 40 Grad Celsius mit tierischem Artenreichtum und Regenwäldern aufwartete, keine Schulpflicht und die Einrichtung, an der sie mit Vorschulkindern arbeitete, sei eine private Initiative eines Dänen gewesen. Viele Kinder müssen ihren Familien beim Erwerb des Lebensunterhaltes helfen. Dafür werden Traditionen hochgehalten, man trägt noch Trachten und feiert seine Heiligen.

Im tropischen Costa Rica, mit seinen vielen Vulkanen, wo die Temperaturen hingegen nur bei 25 bis 30 Grad lagen, sei alles schon deutlich westlicher geprägt, berichtet die Tangerhütterin. Das Land sei stolz darauf, als eines der ersten in Mittelamerika keine Armee mehr zu haben.

In ihren Gastfamilien ist Hella Buschendorf sehr gut aufgenommen worden, beide Male waren es Unternehmer, die sie bei sich zu Hause willkommen hießen und ihr ihre Traditionen nahebrachten. Auch Hella brachte deutsche Traditionen nach Mittelamerika mit. Das Plätzchenbacken in der Vorweihnachtszeit etwa. "Meine Gasteltern machten sich noch lustig darüber, warum man bei 40 Grad Celsius überhaupt den Backofen anmacht, aber als sie die Plätzchen probiert hatten, konnten sie gar nicht genug bekommen", erzählt die junge Frau.

Den eigenen Kindern auch einmal die Welt zeigen

Vom morgendlichen Kaffeetrinken bei tropischen Temperaturen wollten ihr die Gastfamilien stets abraten, erzählt sie lachend weiter. Mit ihren Gastgeschwistern in Costa Rica färbte sie Ostereier, mit der Gastfamilie in Nicaragua aß sie Grünkohl zu Weihnachten. "Meine Mutti hat mir immer Pakete aus Deutschland geschickt und vieles kam auch gut an." Weniger gut fanden ihre Gastgeber in Nicaragua aber den selbst gemachten Glühwein. "Bei den Temperaturen schmeckt der aber wirklich nicht", sagt Hella Buschendorf. "Santa Claus" traf sie sogar in Nicaragua, nur die Weihnachtsbäume waren dort fast alle aus Kunststoff. Ostern in Costa Rica ist hingegen vor allem ein kirchliches Fest.

Ihr Bruder besuchte die junge Frau in Mittelamerika, ihr Freund holte sie ab und reiste mit ihr durch die Region. Seit sie zurück ist, arbeitet Hella Buschendorf wieder in der Kinderkrippe "Friedrich Fröbel". Die Stelle habe man ihr zwar nicht garantieren können, als sie ging, sagt sie, aber gebraucht wird sie doch - auch das ist ein schönes Gefühl.

Demnächst zieht sie mit ihrem Freund in eine eigene Wohnung, auch Familienplanung ist ein Thema. "Und eines steht heute schon fest: Ich werde meinen Kindern die Welt zeigen!", erklärt Hella Buschendorf. Zwei Stationen hat sie dafür schon fest im Blick, denn ihre Gastfamilien sowohl in Cota Rica als auch in Nicaragua haben sie schon eingeladen, wiederzukommen.