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Erfahrung der vergangenen neun Jahre: Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser Landkreis fordert konsequent fortgesetzte Deichsanierung

Von Egmar Gebert 11.02.2011, 05:29

Auch wenn das Januarhochwasser für die meisten Einwohner zwischen Osterburg und Tangerhütte bereits kein Thema mehr ist, so bleibt doch anzumerken, dass es den Landkreis nach 2002 und 2006 zum dritten Mal innerhalb von neun Jahren vor eine "komplizierte Situation" stellte. So umschrieb es Landrat Jörg Hellmuth zu Beginn der Februarsitzung des Kreistages.

Stendal. Eine Situation, die hätte noch komplizierter werden können, hätte es nicht nach dem sogenannten Jahrhundert-hochwasser 2002 umfangreiche Deichsanierungen gegeben und wären nicht die Menschen in der Region durch die Erfahrungen aus den vergangenen Hochwasserjahren nun in der Lage, auf solche Naturereignisse schnell aber auch besonnen und richtig zu reagieren. Ihnen allen dankte der Kreistagsvorsitzende Lothar Riedinger im Nahmen des Kreistags, bevor Landrat Hellmuth noch einemal zusammenfasste undanalysierte:

"Ohne diese Hilfe hätten wir ganz schön nasse Füßen bekommen"

"Der Elbpegel stieg in Tangermünde bei diesem Hochwasser auf 7,25 Meter. 2006 waren das 7,18 Meter. Doch war es dieses Mal nicht der Pegel der Elbe, der uns die größten Sorgen machte, es war der Rückstau in Nebenflüssen wie Zehrengraben, Aland und Tanger."

Erschwerend sei hinzugekommen, dass auch diese Flüsse durch die massive Schneeschmelze und die vielen Niederschläge kaum noch in der Lage waren, diesen Rückstau zu verkraften. So mussten auch in Demker und entlang der Straße nach Elversdorf wieder Sandsackwälle gebaut werden, kamen in beiden Dörfern massiv Pumpen zu Einsatz. Maßnahmen, die diese Dörfer vor der Überflutung bewahrt hätten, so der Landrat.

Ähnlich war die Situation im Weißewarter Wildpark, wo der schnelle Einsatz der Feuerwehren Schlimmeres verhindern half. Nächster Brennpunkt: Seehausen, wo eine 2,6 Kilometer lange Deichbaustelle am Aland bei Pollitz mit 30 000 Sand in einem Tag- und Nachteinsatz gesichert wurde.

In der Rückschau als ausgesprochen wirksam habe sich auch die Erhöhung des Wrechow-Deiches im Norden des Landkreises mit Sand- säcken und das Schließen der dortigen Flutrinne erwiesen. Dadurch konnten die Polderflächen hinter dem Deich vor deren dann doch unumgänglichen Flutung zwei Tage länger trocken gehalten werden als ohne diesen Verbau. Im Endeffekt wurde dadurch Seehausen vor dem Hochwasser geschützt.

Frank Wiese, Kreistagsmitglied der Fraktion Landwirte für die Region aus Seehausen, kommentierte es anerkennend so: "Ohne diese engagierte Hilfe hätten wir ganz schön nasse Füße bekommen." Dennoch stehen im Bereich des Zehrengraben noch immer große Gebiete der rund 2500 Hektar während des Hochwassers überfluteten Flächen unter Wasser. Die Schäden für die Landwirte lassen sich noch nicht beziffern.

Neu und in diesem Ausmaß noch nicht erlebt worden war das schnelle Ansteigen des Grundwasserspiegels, das vor allem in Schelldorf zum Handeln zwang. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und das THW arbeiteten mehrere Tage Hand in Hand, um das Dorf zu entlasten.

Schlussfolgerungen aus diese Situation zu ziehen, werde Aufgabe der Fachleute in den nächsten Wochen sein, so der Landrat. Er selbst hat die ersten Schlüsse aus dem jüngsten Hochwasser bereits gezogen: So fordert der Landkreis, dass die Deichsanierungs- und baumaßnahmen am Aland und in der Tangerniederung von Elversdorf weiterführend nach Demker und Weißewarte konsequent fortgesetzt werden. Der Zehrengraben soll ein Abschlussbauwerk bekommen. "Die Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen beschleunigt werden, damit schon in den nächsten Monaten mit dem Bau des Absperrwerks bei Bömenzien und einer kleinen Deichanlage um Bömenzien herum begonnen werden kann", formulierte Jörg Hellmuth.

"Es kann nicht sein, dass Städte und Gemeinden allein gelassen werden"

Kreistagsmitglied Edith Braun fordert ihrerseits mehr Engagement vom Land Sachsen-Anhalt, um von Hochwasser und steigendem Grundwasser betroffene Kommunen zu unterstützen. "Es kann nicht sein, dass die Städte und Gemeinden dabei allein gelassen werden", schilderte sie ihre Befürchtungen. Ein Fond müsse beim Land gebildet werden, aus dem diese Kommunen Maßnahmen wie das Öffnen zugeschütteter Meliorationsgräben oder Teiche finanzieren können.