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Stendaler Autor Dr. Friedrich Käther hat erste Erzählung "Die Strolche von Golchen" veröffentlicht Racheplan gegen den Dorfpolizisten

Von Irene Bartkowski 23.04.2011, 04:28

Rechtzeitig zu Ostern und zum Welttag des Buches an diesem Sonnabend ist die Erzählung "Die Strolche von Golchen" von Friedrich Käther erschienen. Seit dem 18.April ist der kleine Band erhältlich. Eine Geschichte, die jedes Alter anspricht.

Stendal. Manchmal muss man erst in Pension gehen, um einen neuen Berufsweg einzuschlagen. So wie der Stendaler Friedrich Käther (65), Ex-Schulleiter des Gymnasiums Tangermünde.

Vor drei Jahren begann er die ersten Zeilen seines Buches zu schreiben: "Die Strolche von Golchen", eine Erzählung über die Jugend zwischen zwei Regimen. Sie spielt in Golchen, einem kleinen Ort in Mecklenburg-Vorpommern, wo der 65-Jährige aufwuchs. "Der Nationalsozialsmus ist gerade niedergegangen, und der Kommunismus wächst langsam. In dieser Zeit begeben sich zwei Jungen auf die Suche nach Werten", erzählt Käther. Viel Autobiografisches schwingt in seinem Roman mit. "Einer der Strolche bin ich - Fritzi. Hansi, der andere, war ein Freund von mir. Zu dieser Zeit waren wir beide 14 Jahre alt", erklärt der Autor.

Fritzi bekommt viel Ärger mit einem Ordnungshüter. "Weil ich verbotene Literatur las", sagt Käther und lacht. Westliteratur. Ziemlich westliche sogar - denn Cowboys hatten es dem jungen Friedrich Käther damals angetan. Der Autor zieht die Brauen zusammen und blickt ins Leere. "Ich glaub\', es war ¿Billy, the kid\'", versucht er sich zu erinnern. Dann lächelt er. "Ich saß draußen mit meiner Mutter, las das Buch, da ging ein Dorfpolizist an uns vorbei. Er fragte: ¿Was liest du denn da\'? und riss es mir weg." Nun hat er den jungen Friedrich Käther auf dem Kieker - und will diese Straftat an einen FDJ-Sekretär weiterleiten. Nur, Fritzi und Hansi hecken einen Racheplan aus.

Soweit der autobiografische Part der Geschichte. "Der andere Teil ist erfunden", sagt Käther. Aber nicht weniger fesseld. Denn Fritzi und Hansi sind neugierig. Sie schnappen sich einen Dietrich, brechen in die Dorfkirche ein, aber ohne bösen Hintergedanken. Sie wollen nur ein Geheimnis lüften. Eines, das sie von ihren Großeltern erfahren haben: In der Kirche soll sich ein Geheimgang befinden. Den entdeckten sie zwar nicht, dafür ein Geheimnis, das Bürgermeister wie Dorfelite in Aufregung versetzt. "Mehr erfährt der Leser in dem Buch", sagt der Autor und lächelt.

Die Leser sollten eigentlich nur seine Enkel sein. Urspünglich. "Ich hatte die Geschichte geschrieben, um ihnen von der damaligen Zeit erzählen." Doch dann gab er sie Freunden. Die rieten Käther, es bei einem Verlag zu probieren. "Ich habe es an den Projekte-Verlag in Halle geschickt." Prompt kam die Antwort von Cornelius Hahn, dem Verlagsleiter. Er wollte die Erzählung veröffentlichen. "Ohne ein Wort zu ändern. Das hat mich gefreut", sagt Käther mit glänzenden Augen und einem Lächeln.

Erstaunlich, dass der Diplom-Lehrer den Schriftsteller in sich erst so spät weckte. "Meine Lieblingsfächer waren immer Biologie, Physik und Chemie. In Deutsch war ich durchschnittlich, aber meine Aufsätze wurden öfter mal vorgelesen." Aha - erste Anzeichen waren also schon vorhanden. Doch Käther schlug einen völlig anderen Berufsweg ein. 1970 erhielt er an der Uni Potsdam sein Diplom als Lehrer für Chemie und Biologie, und hat lange Zeit an verschiedenen Schulen in Mecklenburg-Vorpommern gelehrt. 1985 promovierte er an der pädagogischen Hochschule Güstrow. Vor 20 Jahren zog er nach Stendal, war zuletzt Schulleiter am Tangermünder Gymnasium.

"Das einzige, was ich schrieb, waren wissenschaftliche Artikel", erinnert sich Käther. Das Gegenteil von Erzählungen. Die entdeckte der rastlose Mann mit seiner Pensionierung. "Mir wurde schnell langweilig. Ich kann meine Zeit nicht mit dem Nichtstun verbringen." Also setzte er sich vor den PC, schrieb los - und hörte nicht mehr auf. "Ich merkte, dass es mir sehr viel Spaß machte." So viel, dass er bereits an einer zweiten Erzählung arbeitet: "Der ungehorsame Lehrer aus dem Chemieraum 02". Der Autor erklärt: "Darin geht\'s um das Lehrerspießertum zu DDR-Zeiten, um den einengenden Schulalltag."

Doch erstmal sind die "Strolche von Glochen" auf dem Buchmarkt - für 12,50 Euro beim Projekte-Verlag, ISBN 978 - 3 - 86237 - 478 - 6.