1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Brennnessel schlägt Kopfsalat

Erster altmärkischer Kräuter-Erlebnistag in Demker gut angenommen Brennnessel schlägt Kopfsalat

Von Birgit Schulze 17.05.2011, 06:33

Der erste altmärkische Kräuter-Erlebnistag in der Heilpflanzenschule Demker am Sonntag war ein voller Erfolg. Hunderte Besucher stöberten durch die Welt der aromatischen Gewächse. "Wir wollen das Begegnen und Wiederentdecken einheimischer Kräuter ermöglichen, denn es ist ein wertvolles Kulturgut, das über die Generationen verlorenzugehen droht", erläuterte die Initiatorin Birgit Ahrndt.

Demker. "Wir brauchen Lebensmittel, die noch leben und im Wildgemüse ist alles drin", erläutert Birgit Ahrndt im Rahmen einer kurzen Einführung in die Wildkräuterküche. Damit wollte sie nicht nur Lust machen, heute weniger bekannte Pflanzen für die Ernährung zu entdecken, sondern sie lieferte auch gleich reichlich Informationen. So habe ein Kopfsalat etwa 37 Milligramm Kalzium pro 100 Gramm Gewicht zu bieten, während es beim Gänseblümchen 190 Milligramm und bei der Brennnessel stolze 630 Milligramm Kalzium seien. Die Brennessel schlage den Kopfsalat also um Längen, erzählte sie. Alles Pflanzen, die bei ihr durchaus auf den Teller gehören. Und auch wenn es dem modernen Menschen ein wenig ungewohnt erscheine, so hätten sich die Generationen von eben solchen heimischen Kräutern ernährt, erläutert die Umweltpädagogin aus Demker.

Seit drei Jahren gibt es die Heilpflanzenschule in Demker und das Interesse am Wissen um die gesundheitsfördernde Wirkung von Pflanzen wächst stetig. "Wir müssen weg von der Vorstellung: ¿Was nichts kostet, ist auch nichts wert\'", sagt Birgit Ahrndt. Durch die moderne Lebensart seien heimische Pflanzen fremd geworden, vieles wurde disqualifiziert als lästiges Unkraut, obwohl noch die Großeltern diese Pflanzen bewusst nutzten, sagt sie. Als künftige Diabetikerpflanze bezeichnete sie ein Gewächs, das es schon lange in der Region gibt: Topinambur sei ein Sonnenblumengewächs, dessen stärkehaltige Wurzel ohne Insulin vom Körper verwertet werden könne.

Wie diese Pflanze zubereitet werden kann, erfuhren die Besucher am Sonntag ebenso wie sie die Bienen von Ralf Schmidt aus Birkholz kennenlernen konnten. Die geflügelten Tiere wissen von Natur aus, welche Pflanzen gut für sie und den eigenen Nachwuchs sind. Doch Hobbyimker Schmidt hat sich nicht nur die Produktion von natürlichem Honig auf die Fahnen geschrieben, sondern versucht, wie Birgit Ahrndt auch, Interesse für das Überlieferte zu wecken.

In einer Magazinbeute wohnt ein kleines Volk, das er vor kurzem am Rand des altmärkischen Kräutergartens aufgestellt hat. Und: "So viel Arbeit macht die Imkerei gar nicht", erklärt er den Besuchern. Auch Maike und Marie Netzel aus Tangermünde interessierten sich für dieses Hobby. Ralf Schmidt nutzte die Gelegenheit, Infomaterial des Deutschen Imkerbundes auszuteilen. Vor allem weiblicher Imkernachwuchs sei noch selten, so Schmidt. Die Honigbiene sei in Deutschland das drittwichtigste Nutztier, auch weil sie als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen für 85 Prozent der landwirtschaftlichen Erträge von Bedeutung ist.

Und auch viele Pflanzen in dem Kräutergarten der Heilpflanzenschule, der in Form eines Menschen angelegt ist, sind auf Bestäuber wie die Biene angewiesen. Wer Lust hatte, konnte durch die duftende Pflanzenwelt stöbern, aber auch Neues mit nach Hause nehmen. So gab es verschiedene Kräuterkörbchen, die unter dem Motto "Gute Laune", "Bauchwohl" oder "Rheuma" standen, aber auch allerhand Leckeres rund um Wildkräuter und -pflanzen. Wer sich etwas Gutes tun wollte, der konnte sich von Mitarbeitern der Physiotherapie Ines Junghans mit warmen Kräuterstempeln behandeln lassen, und auch selbstgemachte Seifen und Badepralinen wurden angeboten. Viele weitere Stände rund um die Welt der Kräuter lockten.

Ein kleines Duftquiz hatte Anna Paulsen vorbereitet. Die junge Frau, die ihr freiwilliges ökologisches Jahr in der Heilpflanzenschule absolviert, hielt den Besuchern verdeckte Gläschen mit Pflanzen unter die Nase, während diese ihre Augen geschlossen hielten.