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Doktorarbeit und Wissenschaft in der Medizin

05.03.2011, 04:27

Das Wichtigste sei zu Beginn gesagt: Doktoren und Professoren sind nicht die besseren Menschen und bezogen auf die Medizin auch nicht von vornherein die besseren Ärztinnen und Ärzte, aber für die Karriere können diese Titel von großer Bedeutung sein.

Wer sich entschließt zu promovieren, muss eine Doktorarbeit schreiben. Dazu braucht er einen Betreuer, einen Doktorvater, der meist Professor oder Privatdozent ist und einer Universität angehört. Der Doktorvater gibt das Thema vor. Er hat die Arbeit zu überwachen, den Doktoranden anzuleiten und Hilfestellung zu geben. Nach meist mit mehreren Jahren harter Arbeit verbundener Fertigstellung hat der Doktorvater seine Meinung über die Arbeit schriftlich abzugeben, er muss ein sogenanntes Votum erstellen.

Anschließend geht das Manuskript an mindestens zwei ausgewiesene Gutachter zur Beurteilung. Diese werden von der Universität ausgewählt. Wird die Arbeit positiv bewertet, folgt eine mündliche Prüfung des Doktoranden. Besteht er diese, so bekommt er den Doktortitel verliehen, die Promotion ist abgeschlossen.

Die Zahl der Doktorarbeiten, die angefangen aber nie zu Ende geführt werden, ist relativ groß. So manche Doktorarbeit scheitert am Doktoranden: er ist einer Promotion intellektuell nicht gewachsen, er ist nicht engagiert und strukturiert genug, er hat große Schwierigkeiten, seine Gedanken in Schriftform darzulegen. Aber auch der Doktorvater kann ein Unsicherheitsfaktor sein: ohne große Vorankündigung wechselt er an eine andere Einrichtung, sodass eine ausreichende Betreuung kaum noch möglich ist.

So mancher Doktorvater sieht in seinem Doktoranden eine billige Arbeitskraft, die ihm wertvolle wissenschaftliche Ergebnisse liefert. An diesen ist er maximal interessiert, aber nicht an der kompletten Fertigstellung der Arbeit, sodass er letztendlich seinen Doktoranden zu seinem eigenen Vorteil ausnutzt beziehungsweise missbraucht.

Aber Doktorvater und Doktorand sind nicht immer die einzigen "Player" in diesem Spiel. Die Pharmaindustrie unterstützt gelegentlich wissenschaftliche Untersuchungen, zum Beispiel, wenn es um eines ihrer Medikamente geht.

Dies ist solange in Ordnung, wie kein Ergebnisdruck auf Doktorand und Doktorvater ausgeübt wird. Ein unbestechlicher Geist ist hier manchmal vonnöten, der getreu dem Motto "Sag die Wahrheit und scheue niemanden" handelt.

Krankhafter Ehrgeiz, Profilierungssucht und skrupelloses Karrierestreben können sowohl Doktorand als auch Doktorvater zum Schummeln, besser gesagt zum Betrügen verleiten.

Dass so etwas passiert, ist selten, aber leider auch in den medizinischen Wissenschaften eine nachgewiesene Tatsache. Ergebnisse können verfälscht, Versuche fingiert, Zahlen und Daten bewusst manipuliert werden, sodass die Arbeit "rund" und "schön" erscheint und sich schnell zum Ruhme des Autors publizieren lässt.

Auch durch erfahrene Gutachter kann ein solches Verhalten oft nur schwer aufgedeckt werden. Betrogen wird also nicht nur da, wo viel Geld im Spiel ist, sondern auch da, wo es um Titel und Karriere geht. Wer so vorgeht, wer Daten manipuliert, wer fremde Forschungsergebnisse berechnend als seine eigenen ausgibt und bewusst täuscht, der muss zur Rechenschaft gezogen werden, denn er vertreibt und verprellt nicht nur die Ehrlichen und die klugen Sensiblen, sondern er schändet die Wissenschaft.

Nachbemerkung: Einige Textpassagen sind "abgeschrieben" und somit ein "Plagiat". Allerdings diente menschliches Verhalten als Vorlage.

Prof. Dr. med. Ulrich Nellessen ist Ärztlicher Direktor des Johanniter-Krankenhauses Genthin-Stendal