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SPD zieht in Osterburg mit ihrem politischen Aschermittwoch ein Bilanz und blickt voraus Spagat zwischen Faschingsende und Wahl

11.03.2011, 04:29

Von Hannes Harthun

Osterburg. Zwei Ereignisse mit hohem Stellenwert in den einzelnen Parteien geben den Akteuren Anlass, die politische Lage zu analysieren. So auch der Kreisverband der SPD, der sich am Mittwoch in Osterburg im Hotel "Zum Kanzler" traf. Unter den zirka 50 Zuschauern befanden sich unter anderem die Landesvorsitzende Katrin Budde und der ehemalige Bundestagsabgeordnete Marko Mühlstein sowie mehrere Direktkandidaten für die diesjährige Landtagswahl.

Bestimmendes Thema neben dem Wahlkampf war die Plagiatsaffäre zu Guttenberg. So beteuerte fast jeder Redner, seinen Beitrag selbst verfasst, beziehungsweise alle Quellen korrekt angegeben zu haben. Landesvorsitzende Katrin Budde war die erste Rednerin. Sie freute sich, dass am Aschermittwoch "deutliche Sprache und klare Worte" verwendet werden könnten und man sich ein wenig kantiger als sonst geben könne. Sie erzählte dem Publikum eine Adaption des Grimmschen Märchens der drei kleinen Schweinchen. Die Spitzenkandidaten von CDU, Linke und SPD waren in den Hauptrollen. Wulf Gallert baute ein "Haus aus Wünschen", Reiner Haseloff ein "Knüppelhaus" und Jens Bullerjahn ein "Massivhaus".

Vergnüglich und mit offenem Spott stellte Budde ihre politischen Gegner dar, selbstverständlich konnten in ihrer Rede nur Jens Bullerjahn und sein "Massivhaus" bestehen.

Im ernsthaften Teil ihrer Rede zeigte Budde die ihrer Meinung nach fatalen Fehler der Bundesregierung auf, die zeigen sollten, dass eine SPD-Beteiligung nötig sei. "Man soll eben nicht den Lehrling schicken, wenn man den Meister braucht", teilte die Politikerin in Bezug auf Steuergeschenke für Hoteliers und andere Entscheidungen der Regierung aus. Kabinettssitzungen schrieb sie den Charakter von Selbsthilfegruppensitzungen zu und forderte die Wähler auf, "die Quittung am Wahltag zu geben". Besonders der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg musste sich einige Seitenhiebe gefallen lassen. Natürlich vergaß Budde nicht, die guten Absichten ihrer Partei zu verkünden, die im Zweifelsfall alles besser machen sollte. Im Publikum musste sie niemanden mehr überzeugen – durch Zwischenrufe und spontanen Beifall ließ sich die einhellige Meinung und Zustimmung der Anwesenden erahnen.

Budde bezog mehr oder minder klare Stellung zu Koalitionsspekulationen: Dies würde nach der Wahl entschieden. Konkret wurde sie in ihrer Verurteilung des Kommunismus und kritisierte dabei stark die Linke. "Kommunismus ist ein Irrbild, das keine Pluralität, Toleranz und Individualität zulässt."

Direktkandidat Ralf Bergmann hielt seine Rede in Form einer Bütt. Er reflektierte die Amtszeit Wolfgang Böhmers und bewies bei der Abrechnung mit den Spitzenkandidaten der anderen Parteien durchaus humoristisches Talent.

Auch Tilman Tögel, Landtagsabgeordneter aus Stendal, tat seine Meinung über seine politischen Gegner in einer abgewandelten Geschichte Kurt Tucholskys kund. CDU, FDP, Linke und Grüne wurden in keiner Hinsicht geschont.

Einen interessanten Aspekt, zwischen dem konstanten Verweisen auf Fehler der anderen Parteien, setzte Rosemarie Dizner, Direktkandidation für den Wahlkreis 05 Genthin. Sie berichtete von ihrer Überzeugung, politisch aktiv zu sein. Dies rühre aus ihrer Heimatverbundenheit und dem Ziel, die Altmark zu erhalten und zu fördern. Sie zeigte, dass Politik nicht nur darin besteht, sich gegenseitig zu diskreditieren.

Der Abend wurde nicht nur durch die Reden, Bier, Bockwurst und Kartoffelsalat, sondern auch durch Mitglieder der OCG bereichert, die damit die offizielle Faschingszeit beendeten.