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Doppelstockzug gestern auf den Namen von Stendals berühmtestem Sohn getauft Winckelmann hätte den Express wohl rege genutzt

Von Reinhard Opitz 17.03.2011, 04:32

Stendal. "Winckelmann wäre glücklich gewesen über diesen Zug", ist sich Dr. Stephanie Bruer sicher. Nicht aus Eitelkeit, sondern weil er von Stendal nach Halle an der Saale gefahren wäre, wo der später berühmte Stendaler studierte. "Er musste damals mühsam mit der Postkutsche reisen oder gar laufen", gab die Leiterin des Winckelmann-Museums den vielen Gästen der Zugtaufe gestern auf dem Stendaler Hauptbahnhof eine Vorstellung von den Verhältnissen im 18. Jahrhundert.

Stephanie Bruer, assistiert von Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre, Stendals Oberbürgermeister Klaus Schmotz und Nasa-Chef Rüdiger Malter, taufte gestern auf Bahnsteig 5 einen nagelneuen, knallroten Doppelstockzug auf den Namen "Johann Joachim Winckelmann". Das habe sie vor etlichen Jahren schon einmal mit einem ICE tun dürfen, erinnerte sich die Museumsleiterin bei dieser Gelegenheit. Doch den gibt es nicht mehr, seitdem die Superschnellen nur noch Städtenamen tragen.

Mit bis zu 160 Stundenkilometern wird der neue Interregio-Express auf der Strecke Halle/Saale–Magdeburg–Stendal–Salzwedel–Uelzen erheblich schneller als die Vorgängermodelle unterwegs sein. Zudem sei er deutlich komfortabler ausgestattet, sagte Stephan-Georg Wigger, Leiter der DB Regio Süd-Ost, und zählte unter anderem größere Beinfreiheit, viel Platz für Gepäck, große Panoramafenster und das Informationssystem mit LCD-Bildschirmen an. Mit dem Winckelmann-Express ist die Strecke Halle–Uelzen seit gestern komplett mit sechs fabrikneuen Doppelstockzügen ausgestattet. Sie sind Teil des 40 Millionen Euro umfassenden landesweiten Modernisierungsprogramms der Fahrzeugflotte.

Sachsen-Anhalt sei damit einem attraktiveren Öffentlichen Personennahverkehr ein Stück näher gekommen, sagte Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre beim Tauffest auf Bahnsteig 5. Dazu rechne er nicht nur die moderne Ausstattung der Züge, sondern auch das verbesserte Service-Angebot. Die im September 2008 zwischen der Deutschen Bahn und dem Land vereinbarte Serviceoffensive werde bis mindestens Dezember 2013 fortgesetzt, so der Minister. Im Rahmen dieses Programms sind seitdem 109 zusätzliche Kundenbetreuer in den Nahverkehrszügen der DB Regio unterwegs. Zu den jährlichen Kosten trägt das Land 7,5 Millionen Euro bei. Laut Wiggert seien somit drei von vier Zügen im Land mit Betreuern besetzt.

Den Namen Winckelmann für einen Zug hält Minister Daehre für besonders passend. Schließlich sei der berühmte Stendaler, der vor allem in Italien tätig war, viel gereist. Und als Werbeträger für Stendal tauge der Zug allemal.