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Weberstraße 18 im Fokus von Forschern / Barockhaus wird gegenwärtig saniert Heimatbund bringt Licht in Stendals Baugeschichte des 18. Jahrhunderts

Von Anke Hoffmeister und Reinhard Opitz 23.03.2011, 04:33

Der Altmärkische Heimatbund hat in die Stendaler Baugeschichte geblickt und dabei eine Entdeckung gemacht. Die wird er am Donnerstag, 14. April, um 19 Uhr im Festsaal des Rathauses der Stadt Stendal vorstellen. Im Fokus steht dabei unter anderen das Haus Weberstraße 18, das zurzeit denkmalgerecht saniert wird.

Stendal. Bei dieser Entdeckung geht es um die Baugeschichte der Hansestadt, genauer gesagt um die zwischen 1770 und 1794. Norbert Lazay, Vorsitzender des Altmärkischen Heimatbundes, berichtete in einem Pressegespräch davon, wie es zu dieser Forschungsarbeit kam.

Auf der Suche nach dem Nachfolger des Oberbaudirektor Friedrich Wilhelm Diterichs aus Orpensdorf tauchte Lazay in die Baugeschichte der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Stadt Stendal ein. Dabei entdeckte er den Namen Martin Friedrich Boehme. Dieser war von Friedrich dem Großen als Oberbaudirektor nach Stendal entsandt worden und wirkte hier von 1770 bis 1784. Dessen Nachfolger war Bauinspektor Johann Jacob Busse von 1784 bis 1794.

Lazay: "Durch die Erforschung der Bautätigkeit der beiden Baubeamten fiel nach langer Zeit Licht in das Dunkel der Baugeschichte Stendals zu jener Zeit. Das gilt insbesondere für die Jahre nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) bis ziemlich zum Ende des 18. Jahrhunderts."

Über diese Bauepoche in der Hansestadt sei bisher in den einschlägigen Werken wenig oder nichts zu lesen gewesen. Doch im Stadtarchiv, wohl verwahrt in einem Karton, fanden sich bemerkenswerte Akten. Nach Auskunft des Heimatbund-Vorsitzenden handele es sich hier um mehr als 30 Original-Bauzeichnungen von Bürgerhäusern aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Dr. Rolf-Herbert Krüger, Kenner der preußischen Baugeschichte, stellte sich dieser herausfordernden Arbeit und nahm die alten Akten unter die Lupe. Dessen Ergebnisse hat der Altmärkische Heimatbund in dem sogenannten Boehme-Heft zusammengefasst. Abgedruckt sind darin auch einige der Original-Zeichnungen. Der Verein bringt damit interessierten Lesern erstmals unbearbeitete Schätze aus dem Stadtarchiv ans Tageslicht.

Norbert Lazay: "Es wäre der Arbeit zu wünschen, dass die Forschungsergebnisse dazu beitragen, dem architektonischen Erbe der Baubeamten Boehme und Busse restauratorisch und stadtgeschichtlich neue Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen."

Zur Präsentation des Heftes am 14. April im Festsaal wird Dr. Krüger selbst sprechen und dabei auf viele kleine Anekdoten eingehen, auf die er im Zuge dieser Forschungsarbeit gestoßen ist.

Eines der Martin Friedrich Boehme zugeschriebenen Häuser ist nach Erkenntnissen von Norbert Lazay der markante Barockbau Weberstraße 18. Als Beleg dafür fanden sich Originalzeichnungen im Stadtarchiv. Das denkmalgeschützte Haus, das früher der Bundes- agentur für Arbeit gehörte, die hier unter anderem das Berufsinformationszentrum untergebracht hatte, wird gegenwärtig saniert und zu einem Wohnhaus umgestaltet.

Eigentümer und damit Bauherr ist Dr. Stephan Henschen. Der Chefarzt der Johanniter-Frauenklinik, der Stendal in Kürze verlässt, richtet in dem historischen Gebäude samt hinteren Anbauten 13 Wohnungen mit insgesamt mehr als 1000 Quadratmetern Wohnfläche ein. Laut Plan, so Henschen im Gespräch mit der Volksstimme, sollte das Haus zum 1. Oktober fertig werden. Wahrscheinlich werde es aber schon im Juli soweit sein.

Die aus dem 18. Jahrhundert stammende Fassade wird denkmalgerecht wiederhergestellt. "Die Ursprünge des Hauses sollen aber wesentlich weiter zurück liegen", lauten die Erkenntnisse des Bauherrn.