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Sybille Weber über ihren Aufenthalt in Tansania Reise zu Menschen und Plätzen, die ans Herz gewachsen sind

Von Doreen Schulze 09.04.2011, 06:28

Möringen. Dicht beieinander gedrängt sitzen die Besucher im Möringer Gemeindehaus. In kürzester Zeit sind alle Stühle besetzt. Die Möringer wollen von den Erlebnissen Sybille Webers in Tansania erfahren.

Vor 17 Jahren berichtete die ehemalige Möringerin, die jetzt in Gardelegen zu Hause ist, schon einmal von ihrem einjährigen Aufenthalt in Ostafrika. Damals arbeitete sie als Volontärin eines Berliner Missionsamts in der Krankenhausapotheke in Lugalla im südlichen Tansania.

Seither war sie mehrmals in Afrika zu Gast. Ihr jüngster Besuch war im Oktober 2010. Gemeinsam mit Annette Henschel, die Anfang der 1990er-Jahre in einer Bibelschule in Lugalla unterrichtete, besuchte sie das Krankenhaus. Dort trafen die beiden Frauen viele bekannte Gesichter, wenn auch nicht mehr alle ehemaligen Freunde dort anzutreffen waren. "Einige waren im Ruhestand, andere längst gestorben", berichtet die Pharmazie-Ingenieurin.

"Es wird kein Vortrag über das Land, seine Tiere und Pflanzen. Es wird ein Bericht über eine private, persönliche Reise zu Plätzen und Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind", erklärt sie. Zunächst begrüßt sie ihre Gäste auf Kisuaheli. Sie schildert, was sich nach 17 Jahren in Tansania und Lugalla im Speziellen geändert hat. "17 Jahre sind für ein Land in Afrika eine lange Zeit", weiß Weber. Aus den einstigen Lehmhütten rund um das Krankenhaus sind mittlerweile Ziegelbauten geworden, die eine bessere Klimatisierung der Gebäude gewährleisten. Die Apotheke ist mit Medikamenten gut bestückt. "Das hat mich sehr gefreut", so Weber. Da zusätzlich zum Kerosin Solarenergie genutzt wird, ist mittlerweile durchgängig eine Versorgung mit Strom vorhanden. Demzufolge wird Computertechnik in der Apotheke genutzt. Funktürme für Handyempfang sind bis ins entlegenste Dorf vorgerückt. So schildert Weber, wie sie abends bei Kerosinbeleuchtung im Bett unter dem Moskitonetz sitzt und mit ihren Eltern in Möringen telefoniert. Anfang der 1990er-Jahre konnten sie sich nur per Brief austauschen.

Weiterhin erzählt Sybille Weber von den Vorbereitungen des Besuchs des Präsidenten Jakaya Kikwete in Lugalla. Die beiden deutschen Frauen waren in der Endphase des Wahlkampfes in Tansania unterwegs. Sie schildert ihre Begegnungen mit den Menschen, mit denen sie einst in Lugalla arbeitete. Viele von ihnen, vor allem ungelernte Hilfskräfte, sind dort nicht mehr anzutreffen. Schulbildung hat in Tansania einen höheren Stellenwert eingenommen. So sind Eltern heute stolz darauf, wenn sie das Schulgeld für ihre Kinder aufbringen können.

Nach den Tagen in Lugalla besuchten "Sobira" und "Anita", wie Sybille Weber und Annette Henschel in Afrika genannt werden, Freunde in Dar es Salaam, einer Stadt an der Küste zum Indischen Ozean, in der vor allem Muslime leben. Außerdem fuhren sie nach Bagamoyo, von wo aus einst Sklaven über Sansibar auf die Zuckerrohrplantagen in der Karibik verschifft wurden.

Nach dem fast zweistündigen Vortrag probierten die Gäste Erdnusssuppe und Reispudding mit Rosenwasser, Kardamon und Mandeln. Und sie stellten der Referentin viele weitere Fragen.