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Ingo Gabor (45) ist neuer Kurator am Winckelmann-Museum / Er plant die Sonderausstellungen "Ein Objekt muss für sich sprechen"

Von Nora Knappe 12.05.2011, 06:32

Beruflich und privat ganz der Kunst verschrieben: Ingo Gabor ist neuer Kurator am Winckelmann-Museum Stendal und damit für die Sonderausstellungen zuständig. Er hat schon einige Ideen für die nächsten Schauen.

Stendal. Betriebswirtschaft oder Kunstgeschichte? Hätte sich Ingo Gabor für Ersteres entschieden, dann müssten die Stendaler auf Schinkel, Schloss Nöthnitz und die Wangenheim-Sammlung verzichten. Um diese Themen sollen sich die nächsten Sonderausstellungen im Winckelmann-Museum drehen. Und Dr. Ingo Gabor ist der Mann, der sie auf die Beine stellen wird.

Mit Ingo Gabor, dem 45-Jährigen aus Schwäbisch Hall, hat das Winckelmann-Museum Stendal nach drei Jahren Abstinenz seit Mitte April wieder einen Kurator. Zunächst für 18 Monate. Er ist für die Sonderausstellungen zuständig: Leihanfragen, Auswahl der Objekte, wissenschaftliche Begleitung, Bild- und Katalogtexte, Veranstaltungen, Führungen und Vorträge.

Museumsleiterin Stephanie-Gerrit Bruer wird nun aber nicht die Füße hochlegen und Herrn Gabor bei der Arbeit zuschauen. "Das Organisatorische ist einfach sehr viel Aufwand, der von A bis Z in einer Hand liegen sollte." Und so kann die wissenschaftliche Arbeit wieder mit der vollen Aufmerksamkeit Bruers rechnen. "Die Kombination ist gut: Herr Gabor als Kunsthistoriker und ich als Archäologin, das ergänzt sich."

Seine Spezialität ist die Kunst des Klassizismus. "Da gehören auch Winckelmann und die Antike dazu", sagt Gabor, der schon mit Schinkel als einem der nächsten Ausstellungsthemen liebäugelt. "Bei Schinkel bin ich überzeugt, dass das die Leute interessiert."

Das Interesse der Menschen wecken, Besucher ins Museum holen, aber auch die Fachwelt überzeugen – das ist in seinen Augen die besondere Herausforderung eines Kurators. Und natürlich immer an den Auftrag des Hauses denken, für das er arbeitet. "Man muss Objekte finden, die für sich sprechen", ist Gabors Maxime, die er aus seiner Zeit im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart mitbringt.

Ganz Schwabe, steht Ingo Gabor mit beiden Füßen fest auf dem Boden der Tatsachen. Von seinen beruflichen Träumen zu sprechen, scheut er sich erst. Lässt sich dann aber doch entlocken, dass er "irgendwann mal für ein Stadtmuseum in einer mittelgroßen Stadt allein verantwortlich sein" möchte. Seine neue Chefin sitzt beim Gespräch dabei, er ist loyal, sagt, wie wichtig seine jetzige Stelle sei. "Das ist eine Möglichkeit für mich, zu wachsen und mich weiterzuentwickeln."

Die Kunst bestimmt auch seine Freizeit. "Ich bin kein Sammler, dazu fehlt mir das Geld", sagt Gabor lachend. Aber für Kunstbücher reicht es. Und Ausstellungen schaut er sich gern an, vor allem über Architektur. Die Berliner Museen sind für Gabor die Nummer eins. "Das Bode-Museum und die dortige Skulpturenpräsentation finde ich sehr geglückt. Von der Wertigkeit und Qualität der Objekte her. Und wie man hört, wird es ja auch sehr gut besucht."

Vor allem die Backsteingotik hat es ihm angetan. "Dieser Baustil fasziniert mich seit meiner Jugend, er spricht mich unheimlich an." Aus DDR-Zeiten hat Gabor sogar noch einen kleinen Führer zum Dom gefunden. Die Verbindung zu Stendal hat sich also schon frühzeitig angebahnt.