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24-Stunden-Betreuung für 18 Kinder / Kapazität für weitere Unternehmen Johanniter eröffnen im Färberhof eine Betriebskita

Von Nora Knappe 15.04.2010, 06:50

Braucht Stendal längere Kita-Öffnungszeiten ? Oder einfach nur eine bessere Koordinierung vorhandener Strukturen ? Wie kann in Schichten arbeitenden Menschen eine zuverlässige Kinderbetreuung ermöglicht werden ? Eine konkrete Antwort darauf bietet in Kürze der Betriebskindergarten der Johanniter auf dem Gelände des Färberhofs.

Stendal. Familie und Beruf zu vereinbaren, ist in Deutschland noch immer keine leichte Aufgabe. Oft scheitern Eltern an den Regelbetreuungszeiten kommunaler Einrichtungen, die den Arbeitszeiten entgegenstehen. Viele große Unternehmen setzen daher auf Betriebskindergärten. Einen solchen wird es in Kürze auch in Stendal für die Mitarbeiter des Johanniter-Krankenhauses geben – mit einer Betreuung rund um die Uhr.

Die Einrichtung wird jedoch nicht an der Wendstraße beherbergt sein, sondern in Stendals Innenstadt. Das privat geführte Familienzentrum Färberhof will 18 Ganztagsplätze einrichten für Kinder von Krankenhaus-Mitarbeitern. Der Vertrag dazu wurde im November 2009 unterzeichnet, jetzt fehlt nur noch die Betriebserlaubnis. Die soll in den nächsten zwei Wochen erteilt werden.

Eine Kooperation mit dem Johanniter-Krankenhaus pflegt der Färberhof schon seit Längerem. 14 Kinder von Mitarbeitern des Johanniter-Krankenhauses werden derzeit in der privaten Einrichtung in den regulären Gruppen betreut, wie Färberhof-Geschäftsführerin Marika Mund auf Volksstimme-Nachfrage mitteilt.

Zunächst für 15 Jahre

Die Initiative ging vom damaligen Krankenhaus-Geschäftsführer Roman Wermers aus, nachdem Mitarbeiter den Wunsch nach einer Betreuung außerhalb der Regelzeiten geäußert hatten. " Er fand, dass unser pädagogisches Konzept gut zum Leitgedanken der Johanniter passt ", erzählt Marika Mund. 2004 gab es erste Gespräche, und im September 2007 wurde dann der erste Rahmenvertrag unterzeichnet.

Eine Absichtserklärung zur Errichtung einer Betriebskindertagesstätte wurde schließlich im Februar vorigen Jahres unterzeichnet – im Beisein der damaligen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Der Beschluss des Kuratoriums folgte im November, was der endgültige Segen für dieses Projekt war – für zunächst 15 Jahre.

" Ein lang verfolgtes Ziel ist nun in Erfüllung gegangen und es ermöglicht den schnellen Wiedereinstieg insbesondere den weiblichen Fachkräften wie Ärztinnen und Krankenschwestern in das Berufsleben ", freut sich Krankenhaus-Geschäftsführer Stephan Wegener. Die Attraktivität des Krankenhausstandortes werde deutlich gesteigert und setze somit positive Signale über die Grenzen von Stendal hinaus.

Der Färberhof stellt den Johanniter-Kindern drei seiner sieben Einzelgebäude zur Verfügung, mit zehn Kindern soll gestartet werden, sagt Marika Mund. Der Unterschied zur bisherigen Betreuung innerhalb der Färberhof-Gruppen bestehe darin, dass das Krankenhaus damit eine verlässliche Zahl an Plätzen zur Verfügung habe. Mund vermutet : " Für Bewerber im Krankenhaus könnte die 24-Stunden-Kinderbetreuung ein entscheidendes Argument sein. "

Das bestätigt Stephan Wegener : " Damit wird auf der einen Seite alleinerziehenden weiblichen Fachkräften und Wiederkehrerinnen aus dem Erziehungsurlaub der Wiedereinstieg in das Berufsleben ermöglicht. " Auf der anderen Seite sei es ein wichtiges Signal zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Die bevorstehende Eröffnung der Betriebskita passt sich ein in eine Diskussion um die Notwendigkeit längerer Kita-Öffnungszeiten, die FDP-Stadträtin Astrid Bleißner jüngst angestoßen hatte ( die Volksstimme berichtete ). Sie erachtet es für wichtig, eine 24-Stunden-Betreuung auch in kommunalen Einrichtungen anzubieten.

Dazu müsste es nach Ansicht von Marika Mund jedoch gar nicht kommen. " Wenn man die vorhandenen Strukturen nutzt und sich Arbeitgeber, Eltern und Kommune die Kosten teilen, dann müssten nicht extra neue Stellen geschaffen werden. " Der Färberhof betreue ohnehin abends und an Wochenenden zeitweise Kinder aus kommunalen Einrichtungen. Nur dass die Eltern bislang die Kosten dafür allein trügen.