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Offene Türen im Gertraudenstift Hospital entwickelt sich langsam zu Kulturzentrum

Von Klaus Pohlmann 27.04.2010, 04:49

Stendal. Der am Kreisverkehr vor dem Uenglinger Tor gelegene Backsteinbau geht auf eine Stiftung von Nikolaus von Bismarck, dem Stendaler Arzt Johann Sweder und dessen Bruder und Domherr Burchard Ende des 14. Jahrhunderts zurück. Das Hospital erhielt den Namen St. Gertraud ( die Schutzheilige für Arme, Kranke, aber auch für Mäuse und Ratten ) und kann auf eine wechselhafte und interessante Geschichte zurückblicken.

Das erfuhren am Sonnabend auch die zahlreichen Besucher, die sich zum Tag der offenen Tür von Hans-Georg Eckhardt durch dieses historische Gebäude führen ließen. Fanden hier im Mittelalter Reisende und Kranke Unterkunft, so lebten bis 1945 mittellose Angestellte der Bismarckschen Familie im Gebäude. Während der Nazi-Herrschaft wurde der Bau für symbolische Aktionen der SA genutzt.

Nach der Nutzung der Räumlichkeiten als Gefängnis durch die sowjetischen Truppen, wovon heute noch Zellen im Keller zeugen, zog 1955 die Volkspolizei beziehungsweise Verkehrspolizei in das Hospital ein. So wies Eckhardt auf Veränderungen im Mauerwerk und in den Türrahmen hin, weil die späteren Nutzer die Räumlichkeiten als Toilette beziehungsweise Küchentrakt umgebaut hatten.

" Erfreulich ist, dass noch Freskenmalereien an der Decke der Kapelle vorhanden sind. Leider führten die unterschiedlichsten Raumtemperaturen dazu, dass die alten Fensterrahmen darunter leiden ", erklärte er. Seit 1991 lag das Backsteingebäude hinter den hohen Mauern brach und war dem Verfall und Vandalismus ausgesetzt. Interessierte Bürger, die das Historische erhalten wollten, schlossen sich zum Verein Denkmalpflegehof Stendal zusammen und bekamen 2002 das Objekt übertragen. Die rund 20 Mitglieder sowie Absolventen des Freiwilligen Ökologischen Jahres beseitigten in vielen Stunden Verwahrlosungsschäden und leiteten nach Sicherungsmaßnahmen Sanierungsarbeiten im Haus und auf der Außenanlage ein. " Diese erfolgen überwiegend mit Spenden und Beitragsgeldern. Weil wir außerhalb der Stadtmauer liegen, fehlen die Fördergelder ", erfuhren die Besucher und warfen spontan einige Euros in die Spendendose.

Inzwischen sind die Vereinsmitglieder um ihren Vorsitzenden Ulf Drewes doch etwas stolz, dass zum Beispiel schon das Dach neu eingedeckt, die Mauer ausgebessert, Erhaltungsmaßnahmen in der Kapelle und im Kellertrakt sowie auf der Außenanlage erfolgreich ausgeführt wurden. Viele Arbeiten sind noch notwendig. Sie sollen dazu führen, dass dieses historische Objekt wieder mit Leben erfüllt wird und eventuell für Weiterbildungszwecke, Ausstellungen, kleine Konzerte und Ähnliches genutzt werden kann.