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Chinesische Studenten feiern ihren Jahreswechsel am zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende Perfekter Start mit Teigtaschen und viel Rot

Von Egmar Gebert 15.02.2010, 05:52

Silvesterknaller und bunt leuchtendes Feuerwerk am Himmel über der Stadtsee-Allee. So feierten etwa 35 chinesische Studenten am Sonnabend in Stendal gemeinsam mit Dozenten und Freunden ihr Neujahrsfest. Nach dem chinesischen Kalender wechselt das Jahr am zweiten Neumond nach der Wintersonnewende, 2010 demnach in der Nacht vom 13. zum 14. Februar. Auf das Jahr des Büffels folgt nun das des Tigers, des dritten der zwölf chinesischen Tierkreiszeichen.

Stendal. " Tiger " -Geborenen sagen chinesische Horoskope nach, sie seien emotionale Menschen, nachdenklich zwar, aber auch mit Mut zum Risiko, verwegen und erfolgsorientiert.

Was dran ist, kann an diesem Abend im Restaurant " chinatown " in Stendal-Stadtsee nicht geklärt werden. Unter den etwa 35 Studenten, die hier den chinesischen Jahreswechsel feiern, ist niemand, der in einem der alle zwölf Jahre wiederkehrenden Tiger-Jahre das Licht der Welt erblickte.

Der Silvesterparty-Stimmung tut das keinen Abbruch. Das wichtigste Familienfest des Jahres, für das die Chinesen in der Regel ihren Jahresurlaub nehmen, feiern sie hier in Stendal wie in ihrer asiatischen Heimat mit einem opulenten Essen. Traditionell wird es mit den " Jiaozi ", gefüllten Teigtaschen, eröffnet. Die gibt es mit verschiedenen Füllungen. " Am besten sind aber die einfachen, mit Hackfleisch gefüllten ", versichert Hendrik Albrecht, Betreuer der jungen Chinesen und als Koordinator des Sprachintensivzentrums der Stendaler Hochschule auch einer der Cheforganisatoren des chinesischen Neujahrsfestes in Stendal. Ausgerichtet haben sie es für diejenigen der 85 Stendaler chinesischen Studenten, die für dieses Fest nicht in ihre Heimat reisen konnten.

Unter den jungen Leuten, die sich die heimischen Köstlichkeiten zu denen auch Entenflügel, Schweinebauch, Tofu, Tintenfisch und Huhn gehören, schmecken lassen, sind auffällig viele rot gekleidete. Ein Bolero in Rot hier, ein Kaputzen-T-Shirt in gleicher Farbe dort, passend zu den mit golden Schriftzeichen verzierten roten Bändern an den Wänden. Rot sei die Farbe des Glücks, ist von den jungen Leuten zu erfahren. Und was wäre wichtiger, als das Glück ins neue Jahr mitzunehmen. Darum auch werden die Geschenke für die chinesischen Kinder zum Neujahrsfest – in der Regel sind das Geldstücke – in rote Umschläge gepackt. Münzen symbolisieren Gesundheit, ist aus der Feierrunde zu erfahren. Und Gesundheit sei mindestens wichtig wie Glück. Darum schenken die Kinder ihren Eltern an diesem Tag auch Kleinigkeiten für die Gesundheit. Das könne auch schon mal ein " guter Tropfen " oder anderes sein, das den Gaumen erfreut, womit dann der Bogen zum Festmenü der chinesische Neujahrsfeier in Stendal-Stadtsee wieder geschlagen ist.

Noch einmal kommen die freundlichen Gastgeber des Abends auf die Glücksfarbe zu sprechen. Die halte nämlich auch böse Geister ab. Gepaart mit viel Licht und Krach hätten letztere keine Chance. Kein Zufall also auch, dass die China-Knaller, mit denen die Studenten aus dem Reich der Mitte und ihre Gäste wenig später vor der Tür des Restaurats auf dem Dach des Altmarkforums das neue Jahr begrüßen, in rotes Papier gehüllt sind und die Asche, die nach dem Feuerzauber im Schnee zurückbleibt, rötlich schimmert.

Nun ist eigentlich alles getan, um einem glücklichen und gesunden neuen chinesischen Jahr den Weg zu bereiten. Fehlt nur noch ein Foto, dass die ersten Schritt auf diesem Weg dokumentiert.

Eng drängen sich die jungen Frauen und Männer vor der Linse der Fotografin, in der Mitte zwischen sich das goldenen Schriftzeichen für Glück haltend – natürlich auf roten Grund und von den zwölf chinesischen Tierkreiszeichen eingerahmt. Und als würde die Kamera auch das noch festhalten können, rufen sie alle " Ein frohes neues Jahr " in das Blitzlicht hinein – natürlich auf chinesisch.