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Erste Phase der Sanierung des Domstifts nahezu abgeschlossen Letzte Fliese birgt Milliardenschatz

Von Reinhard Opitz 19.01.2010, 04:52

Der neue Fußboden im südlichen Kreuzgang des Domstifts ist gestern mit der letzten Tonplatte geschlossen worden. Damit ist die Sanierung der unteren Stiftsräume einschließlich des Kapitelsaals vollendet. Der prächtige Saal wird am kommenden Sonntag um 10. 45 Uhr mit einem Gottesdienst der Stadtgemeinde eingeweiht.

Stendal. Die letzte Fußbodenfliese im Südflügel des Kreuzgangs trägt die Aufschrift " A. D. 2010 " und birgt einen milliardenschweren Schatz. Die Metallkartusche, die gestern unter der Platte im Fußboden versenkt wurde, enthält zwei Milliarden, 68 Millionen und 681 000 Mark. Es ist Inflationsgeld aus den 20 er Jahren des vorigen Jahrhunderts, das bei den Umbauarbeiten in der nördlichen Wand des Kapitelsaals gefunden wurde, wo es 1926 zusammen mit anderen Zeitdokumenten eingemauert wurde.

Gestern wurde es zusammen mit Zeugnissen unserer Tage wieder für künftige Generationen versiegelt. Der letzte Stein des Fußbodens markiert das Ende der ersten Phase des Großprojekts Domstift. Das an den Dom angelehnte Ensemble von Bauten aus dem 15. Jahrhundert soll zum repräsentativen Gemeindezentrum der Evangelischen Stadtgemeinde werden.

Der nun nahezu vollendete erste Abschnitt umfasst das Erdgeschoss der Stiftsgebäude mit dem südlichen Kreuzgangflügel und dem Kapitelsaal, beide von gotischen Gewölben überspannt. Der Kapitelsaal, der seine alte Schönheit zurückerhalten hat, verbunden mit moderner Heizungs- und Lüftungstechnik, wird jetzt wieder zur Winterkirche und löst damit den darüber gelegenen Cordatussaal ab. Am kommenden Sonntag, 24. Januar, wird er um 10. 45 Uhr mit einem Gottesdienst " in Dienst gestellt ", kündigte Superintendent Michael Kleemann gestern an.

Unter dem Motto " Signatur auf festem Grund " hatte die Stadtgemeinde zu Spenden für den neuen Fußboden aufgerufen. Wer eine der rund 7500 Fliesen mit fünf Euro finanzierte, konnte seinen Namen auf die Unterseite der Platte schreiben. Etwa 1000 Euro sind auf diese Weise zusammengekommen, war gestern von Pfarrer Joachim Kähler zu erfahren.

Das Gesamtprojekt Domstiftsanierung wird rund 570 000 Euro kosten. Die Arbeiten werden nun in den oberen Geschossen mit Cordatussaal, Lutherzimmer, dem Domarchiv ganz oben unterm Dach und den übrigen Räumen fortgesetzt. Spektakulärer Schlusspunkt des Vorhabens soll der Neubau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten westlichen Kreuzgangflügels sein. Der moderne Riegel, dessen erste Entwürfe des Seehäuser Architekten Jan Bodenstein zu heftigen Kontroversen in der Stadtgemeinde geführt hatten, wird die Lücke zwischen der Turmfront des Doms und dem Südkreuzgang schließen.

Wie viel der neue Flügel kosten wird, sei laut Joachim Kähler noch in der Planung. Der Pfarrer hofft, dass der Grundstein noch in diesem Jahr gelegt wird.