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Volksstimme-Gespräch mit dem Stendaler Kreisjägermeister Günter Scheffler: "Wir Jäger sind auch Naturschützer"

02.01.2010, 04:52

In den Wintermonaten hat die Jagd im Landkreis Stendal Hochsaison. Warum das so ist, und warum die Jäger sich auch als Naturschützer verstehen, darüber sprach Redakteur Egmar Gebert mit dem Kreisjägermeister Günter Scheffler.

Volksstimme : Der Dezember scheint der Monat zu sein, in dem die Jäger ihrem Hobby am intensivsten frönen. Zumindest lassen das die gehäuft an den Straßenrändern aufgestellten Schilder " Vorsicht Jagd " vermuten.

Günter Scheffler : " Mit dieser Vermutung liegen Sie richtig. Die Wintermonate sind die besten Jagdmonate. Alle Wildarten sind offen.

Volksstimme : Was heißt, die Wildarten sind offen ?

Scheffler : So sagen wir, wenn wir die Zeit beschreiben, in der das Wild bejagt werden darf, es also keine Schonzeit hat. Die Schonzeit beginnt für das Schalenwild, also für Rot- und Damwild, Muffelwild und Rehe, zum Beispiel am 1. Februar.

Volksstimme : Und was ist mit den Wildschweinen ? Von denen scheint es ja in unserer Gegend besonders viele zu geben.

Scheffler : Das ist auch mit ein Grund dafür, dass es für Schwarzwild keine Schonzeit gibt. Es darf das ganze Jahr bejagt werden. Die Ausnahme sind führende Bachen.

Volksstimme : Also haben die Jäger im Landkreis in den vergangenen Wochen besonders viel Schwarzwild zur Strecke gebracht ?

Scheffler :

Ende Januar ziehen wir eine erste Bilanz, dann kann ich mit konkreten Zahlen dienen. Unsere bisherigen Dezemberjagden zeigten ein ganz unterschiedliches Bild. Zum Teil hatten wir dort, wo in den Vorjahren viel Schwarzwild erlegt wurde, sogar weniger Tiere auf der Strecke. Bis zum Ende Oktober hatten wir zwar mehr als 300 Wildschweine erlegt, das waren aber weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum.

" Ich weiß, dass es Menschen gibt, die

nicht viel von der

Jagd halten "

Volksstimme : Kann man von der Zahl der erlegten Tiere auf die Bestandsdichte schließen ?

Scheffler : So einfach ist das nicht. Natürlich können wir bei unseren Einschätzungen auf weidmännische Erfahrung zurückgreifen. Die besagt, dass der Schwarzwildbestand nach Mastjahren stark zunimmt. 2009 war so ein Mastjahr.

Volksstimme : Was bedeutet das ?

Scheffler : Als Mastjahre bezeichnen wir Jahre, in denen die Buchen und Eichen besonders viele Früchte tragen. Bucheckern und Eicheln gehören sozusagen zu den Leibspeisen des Schwarzwilds. Wenn es viel zu fressen gibt, dann gibt es in der Folge auch viele Frischlinge.

Volksstimme : Apropos Natur : Sollte es nicht ihr überlassen bleiben, den Bestand an Wildtieren zu regeln ?

Scheffler : Ich weiß, dass es Menschen gibt, die nicht viel von der Jagd halten. Aber die von ihnen gewünschte natürliche Regulation des Wildbestands funktioniert in unseren Breiten nicht, weil es dem Wild an natürlichen Feinden wie dem Wolf oder dem Bären fehlt. Hat der Mensch einmal in den Naturkreislauf eingegriffen, und das tut er seit Menschengedenken, muss er es immer wieder tun. Wir sprechen von Bestandsregulierung. Und die erfolgt nach genauen Abschussplänen. Es geht um die Erhaltung eines gesunden Wildbestands in unseren Wäldern.

Volksstimme : Der Jäger also als Naturschützer ?

Scheffler : Genau so ist das. Die Jagd macht den geringsten Teil unseres Hobbys aus. Es geht um Hege und Pflege des Wildbestands und der Refugien, in denen es lebt. In Klietz, wo ich zur Jagd gehe, haben wird in jüngster Vergangenheit drei Biotope angelegt. In anderen Revieren ist das ähnlich. Da werden zum Beispiel sogenannte Blühwieswen angelegt. Flächen also, auf denen Saat von Pflanzen ausgebracht wird, von denen sich das Niederwild ernährt. So gesehen, sind wir Jäger auch Naturschützer.