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Polizei ermittelt wegen behindertenfeindlicher Schmierereien Unternehmen wehrt sich gegen Parolen

Von Doreen Schulze 11.01.2010, 05:53

Behindertenverachtende Parolen schmierten Unbekannte in der Nacht von Donnerstag zu Freitag an die Tür eines Börgitzer Unternehmens. Dieses Unternehmen beschäftigt drei Mitarbeiter mit Behinderung. Das Kollegium sowie die Betroffenen zeigen sich fassungslos. Die Polizei ermittelt.

Börgitz. Etwas gegen Menschen mit Behinderung und gegen Werbeschilder müssen Unbekannte haben, die in der Nacht von Donnerstag zu Freitag Schilder eines Börgitzer Unternehmens entwendeten und behindertenfeindliche Schmierereien an der Eingangstür hinterließen. Fassungslos standen am nächsten Morgen die Mitarbeiter des Unternehmens, das Fliesen verlegt und derzeit Schneeschieber vertreibt, vor dem Gebäude. Sie lasen die Beschimpfungen und Schmähungen, die sich eindeutig gegen einen taubstummen Gesellen des Unternehmens richten

" Wir standen draußen, haben diskutiert, wie wir uns verhalten sollen. Am liebsten hättenwirallessofortweggewischt, aber wir mussten ja auf die Polizei warten ", berichtet Birgit Richen, kaufmännische Angestellte. Das Kollegium blieb vor der Tür stehen, bis der junge Stendaler eintraf. Dem taubstummen Mitarbeiter erklärten sie den Vorfall. " Es war uns wichtig, ihm den Sachverhalt zu erklären. Wir wollten ihn nicht unvorbereitet auf die Tür treffen lassen ", erklärt Richen.

" Wer macht so

etwas ? Wer richtet

sich so vehement

gegen Behinderte ?"

Wie die kaufmännische Angestellte und ihre Kollegen feststellen mussten, zeigte sich der Mitte 20-Jährige sehr getroffen und nahm sich den Vorfall sehr zu Herzen. " Wer macht so etwas ? Wer richtet sich so vehement gegen Behinderte ", fragt sich Holger Thieke. Über die Täter kann der Unternehmer nur mutmaßen : " Es muss jemand sein, der das Unternehmen kennt, der weiß, dass ein Taubstummer hier arbeitet. " Ein Kunde ? Jemand aus dem Ort ?

Kopfschütteln auch bei Birgit Richen : " Sie haben es doch schon schwer genug ", erklärt sie im Hinblick auf ihre behinderten Kollegen. Richen und das gesamte Team schätzen den betroffenen, taubstummen Mann sehr. Sie bezeichnen ihn als einen liebenswerten und zuverlässigen Mitarbeiter, der eine solche Behandlung durch Fremde nicht verdient habe. Die Mitarbeiter des insgesamt zehnköpfigen Kollektivs stehen hinter dem Stendaler. " Wir sind vor allem betroffen, weil er sich dagegen nicht wehren kann ", schildert Richen.

Wann sich die Tat ereignet haben muss, kann der Unternehmenschef ziemlich gut eingrenzen. " Gegen halb eins in der Nacht fuhr ich mit meinem Sohn an der Firma vorbei. Da war noch alles in Ordnung. Gegen dreiviertel eins kamen wir zurück und ich bemerkte, dass die Schilder, die auf den Schneeschieberverkauf hinweisen, nicht mehr dort standen. " Daraufhin schaute sich Holger Thieke auf dem Betriebsgelände um und entdeckte die Parolen, die mit roter Farbe an die Tür geschmiert wurden.

Am Morgen verständigte Thieke die Polizei. Das Unternehmen erstattete Anzeige. Die Polizei ermittelt gegen Unbekannt. Zeugen, die etwas beobachtet haben oder sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, diese kundzutun.

" Ich hoffe, dass

solche Konfrontationen nicht wieder

vorkommen.

Mit der Anzeige und dem Schritt in die Öffentlichkeit möchte sich das Unternehmen gegen Angriffe dieser Art wehren. " So etwas wollen wir in Zukunft nicht mehr erleben ", betont Richen. Thieke setzt hinzu : " Ich hoffe, dass solche Konfrontationen nicht wieder vorkommen. Dabei bleibt natürlich auch immer die Sorge vor einem tätlichen Angriff gegen unsere Mitarbeiter. " Mit der Anzeige soll dem vorgebeugt werden.

Das Börgitzer Unternehmen setzt sich für die schwächste Gruppe in der Gesellschaft ein. Neben dem genannten taubstummen Gesellen werden zwei weitere Mitarbeiter mit Behinderung beschäftigt. " Wir bilden einen hörgeschädigten Lehrling aus ", informiert Holger Thieke.