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Wiederbelebung einer alten Hansetradition Mit dem Rotspon wird Stendal zur Weinstadt

Von Reinhard Opitz 09.12.2009, 04:52

Stendal. Hansestädte wie Lübeck und Bremen haben sich diese Tradition bis heute bewahrt – Stendal belebt sie neu. Ab sofort ist Stendal wieder Weinstadt. Das Spezialitätengeschäft " Der Olivenbaum " am Marktplatz bietet einen eigenen edlen Rotwein an, den Stendaler Rotspon.

Inhaber Christian Frankenberg hat dem kleinen Weingut Chai de Bordes in der Nähe von Bordeaux einen Teil der Ernte 2006 abgekauft, die er für besonders gut hielt, insgesamt zwölf Fässer à 225 Liter. 24 Monate lang lagerte die Cuvée aus 80 Prozent Grenache und 20 Prozent Cavernet Sauvignon in den klassischen Barriquefässern und wurde im Oktober auf Flaschen gezogen.

" Stendaler Rotspon " lautet der selbst- und traditionsbewusste Name des eichenfassgereiften Rotweins. Der Terminus deutet weit in die Geschichte zurück. Schon im 14. Jahrhundert brachten Kaufleute der Hansestädte auf dem Rückweg von ihren Salzund Tuchfuhren nach Frankreich edle Bordeauxweine mit in den Norden Deutschlands. Da die Eichenholzfässer, in denen der Wein während des langen Transports lagerte, die rote Farbe des Weins annahmen, wurde der abgefüllte Tropfen " Rotspon " genannt – roter Span. Lübecker und Bremer Rotspon wird bis heute in den alten Hansestädten des Nordens von Kennern getrunken.

" Für Stendal ist diese Tradition zwar nicht verbürgt, aber es ist davon auszugehen, dass französischer Wein über die alten Handelsstraßen auch nach Stendal kam ", sagt Christian Frankenberg. Wie dem auch gewesen sein mag – nun gibt es ihn ( wieder ?), den Stendaler Rotspon.

Oberbürgermeister Klaus Schmotz ließ sich gestern von den Mitarbeitern des " Olivenbaums " zu einem ersten Glas einladen – und war sehr angetan. Vor allem aber faszinierte ihn die, wie er sagte : " Super-Idee !", die Hanse-Vergangenheit Stendals auf diese Weise lebendig werden zu lassen.

Und wie schmeckt er nun, der Stendaler Bordeaux ? Süffig. Aber das reicht dem Gourmet nicht. Christian Frankenberg beschreibt den Charakter des hell-rubinroten Tropfens so : " Eine Note von roten Beeren, Kakaobohnenschale und Tabak verleihen ihm Kraft für eine lange Lagerzeit. "

Den ersten Test in der Öffentlichkeit absolvierte der Stendaler Rotspon gestern Abend in der Volksbank. Dort wurde er den Besuchern zur Eröffnung der Malerei- und Grafikausstellung von Irene Kiele im Kunstkabinett kredenzt.