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Winckelmanns Tod in Triest dramatisch gestaltet Szenische Lesung knüpft an TdA-Antike-Tradition an

Von Ulrich Hammer 15.12.2009, 04:52

Stendal. Eine erfreuliche Tradition scheint in diesen Tagen wiederbelebt worden zu sein. Winckelmann-Gesellschaft und Theater der Altmark nähern sich einander wieder. Die diesjährige Hauptversammlung gab den Anlass, mit dem Schauspielensemble am Vorabend eine Lesung von Franco Farinas " Endpunkt Triest. Leiden und Tod von Johann Joachim Winckelmann " durchzuführen.

So wurde die Aula des Winckelmann-Gymnasiums, die den Rahmen für die Veranstaltung abgab, zur Bühne für das Geschehen um Winckelmanns Tod. Das Drama in zwölf Stationen versucht, die Hintergründe für das Mordgeschehen zu beleuchten, gibt gleichzeitig Einblicke in geschichtliche Aussagen, die Wirkung des brutalen Mordes an diesem bedeutsamen Mann beschreibend. Franco Farina greift außerdem zum antiken Tragödienmittel Chor, mit dem er Geschehnisse kommentiert und direkt warnend versucht, die Geschehnisse zu beeinflussen.

Die Stationen beschreiben die letzten Situationen in Triest, das Zusammentreffen des Archäologen mit Francesco Arcangeli, folgt den historischen Gegebenheiten zum Prozess, der Verurteilung des Mörders und stellt Johann Joachim Winckelmann schließlich verklärend noch einmal wie anfangs im Monolog um den Apoll von Belvedere auf die Bühne.

In einer szenischen Einrichtung von Intendant Dirk Löschner ließen die Darsteller des Ensembles ein lebendiges Bild von der Bluttat entstehen. Michael Haebler betonte in seiner Winckelmann-Gestaltung den ästhetisierenden Schöngeist, während David Prosenc als Arcangeli besonders deutlich sein Interesse am Gold des Fremden zeigte. Stimmen aus dem Off kommentierten das Geschehen neben der direkten Einflussnahme durch den Chor von Karin Bergemann, Dirk Hermann und Rainer Jockel. Eine Szene zwischen den Frauen Alexa Wilzek und Frederike Duggen machte deutlich, wie groß damals das Interesse an der " schrecklichen Tat " in der bürgerlichen Welt war. Der Autor, am Abend in Stendal anwesend, ließ es sich nicht nehmen, als Bote aufzutreten und selbst mitzuwirken, indem er die Mordgeschichte über Land trägt.

Ein spannungsvoller Abend als direkter Auftakt zur Hauptversammlung, der zugleich anknüpfte an eine Tradition der 80 er Jahre und den Antike-Theatertagen, wofür das Theater der Altmark seinerzeit mit der Winckelmann-Medaille geehrt wurde.