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FDP-Kreisverband will sich zu umstrittenem Vorhaben von RWE positionieren Zwei Professoren – zwei Meinungen

Von Ingo Freihorst 09.11.2009, 05:55

Arneburg / Klietz. Unterschiedliche Auffassungen gibt es unter den FDP-Mitgliedern im Landkreis Stendal zum möglichen Bau eines Steinkohlekraftwerks im Industriegebiet bei Arneburg. Um sich dazu eine Meinung zu bilden, hatte Kreisvorsitzender Marcus Faber am Sonnabend zu einem Forum nach Klietz eingeladen.

Zwei hochkarätige Referenten wurden dafür gewonnen : Professor Dr. Ulrich Ewers vom Hygiene-Institut des Ruhrgebiets und Professor Dr. Hans-Ulrich Zabel von der Uni aus Halle.

Professor Ewers stellte vorab klar, dass sein umweltmedizinisches Gutachten zur Luftbelastung des geplanten Kraftwerks auf wissenschaftlicher Basis entstanden und völlig neutral sei. RWE-Power als Auftraggeber des Gutachten sei überdies nicht Mitglied im Trägerverein des wirtschaftlich unabhängigen Instituts in Gelsenkirchen.

Aus lufthygienischer Sicht würde der Ausstoß des Kraftwerks kein Problem darstellen, so das Fazit seines Gutachtens. Der Redner vertrat aber auch seine Auffassung, dass der Bau aus klimapolitischer Sicht bedenklich sei, überdies sei die Nutzung der anfallenden Abwärme durch eine Kraft-Wärme-Kopplung ( KWK ) nicht geplant. Besser seien kleinere Anlagen mit KWK, wozu aber die Politik gefragt sei. Sie könnte bei solchen Neubauten auch einen Mindestwirkungsgrad von 50 Prozent fordern, mit KWK wären um die 70 Prozent machbar.

" Das Steinkohlekraftwerk gehört

nicht hier her "

Das Kraftwerk, wie es jetzt geplant sei, würde bei 45 Prozent liegen, der Rest sei Abwärme.

Eine völlig andere Auffassung zum Steinkohlekraftwerk vertrat Professor Dr. Hans-Ulrich Zabel. Die Verharmlosung des enormen Kohlendioxid-Ausstoßes von neun Millionen Tonnen im Jahr sei nicht zu akzeptieren. Dieses Klimagas habe im Vorjahr Schuld am Tod von etwa 300 000 Menschen getragen – hervorgerufen durch den Klimawandel mit seinen Hitzeperioden, Umweltkatastrophen, Massenvermehrung von Krankheitserregern oder der beeinträchtigten Reizreaktion des Körpers.

Hinzu komme, dass der Steuerzahler den CO -Ausstoß des

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Werks mit 600 Millionen Euro im Jahr subventionieren müsste, so der Hallenser Professor.

" Das Steinkohlekraftwerk gehört hier nicht her ", ist auch die Meinung von Arnold Bausemer, Kreistagsmitglied der FDP. In der Region wurde viel Geld in den Tourismus investiert, mit dem Werksbau könnte das ein Problem für die Betreiber werden.

Den Faden nahm Professor Hans-Ulrich Zabel in seinem Vortrag auf : Das Werk sei teuer, schädlich und unnötig. En Umstieg auf erneuerbare Energien sei dringend nötig. Etwa 1500 Arbeitsplätze im Tourismus würden durch den Bau eines solchen Werks vernichtet, so der Referent. Ein Arbeitsplatz, der im geplanten Kraftwerk entsteht, würde dadurch 30 andere vernichten. Statt dessen sollte in der Altmark verstärkt auf die Geothermie gesetzt werden.

" Um sich ein Urteil zu bilden, muss man beide Seiten hören "

Der Havelberger Rudolf Hoffmann als FDP-Sympathisant hofft, dass die Partei sich gegen den Bau ausspricht. Deren Kreisvorsitzender Marcus Faber, Moderator in Klietz, sagte, dass das Thema auf dem Kreisparteitag beraten werde. Er finde es wichtig, dass nur gebaut werde, wenn die Bevölkerung dahinter stehe. " Um sich ein Urteil bilden zu können, muss man beide Seiten anhören. "