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Zwei Hobby-Historiker beleuchten in einem Buch die Geschichte der Gastronomie in der Hansestadt Steinecke und Koch laden zu Gang durch Alt-Stendals Kneipen ein

Von Reinhard Opitz 11.11.2009, 04:55

Nach zeitaufwendigen und hartnäckigen Recherchen im Stadtarchiv ist es geschafft : Die Hobby-Historiker Gustav Steinecke und Detlef Koch legten gestern ihr fertiges Buch zur Stendaler Kneipengeschichte vor. " In den Gasthäusern Alt-Stendals " füllt informativ und unterhaltsam eine Lücke in der Heimatgeschichtsschreibung der Stadt.

Stendal. Eine persönliche Nähe zur Gastronomie haben sie beide. Der eine, Gustav Steinecke, hat Ende der 50 er Jahre Brauer in der Stendaler Hansabrauerei gelernt. Der andere, Detlef Koch, der sich seit drei Jahrzehnten immer tiefer in die Historie seiner Heimatstadt eingräbt, war Kellner, also : Restaurantfacharbeiter, in der früheren Fritz-Heckert-Gaststätte.

Unabhängig voneinander begannen beide, aus den reichhaltigen Beständen des Stadtarchivs die durchaus üppige Kneipenvergangenheit der Stadt herauszufiltern – ein Plan, den vor ihnen noch keiner verfolgte. Eines Tages, das war im Februar oder März vergangenen Jahres, lernten sie sich dort zwischen den Regalen und Schubladen mit ihren alten Adressbüchern, den bis 1840 zurückreichenden Zeitungsbänden und den Mappen voller Fotos und sonstiger Dokumente kennen.

" Wir haben uns ein wenig beschnuppert und ausgetauscht, wer welches Material gesammelt hat ", erzählte Gustav Steinecke gestern auf einer Pressekonferenz im Rathaus, wo beide Autoren Oberbürgermeister Klaus Schmotz ihr druckfrisches Buch präsentierten. Da war von einer Zusammenarbeit noch nicht die Rede. Diese wurde erst von Detlef Kochs Ehefrau provoziert, die ihrem Mann riet : " Geh doch mal an die Öffentlichkeit mit deinen Sammlungen !"

Die Idee eines gemeinsamen Buches war geboren. " Wir ahnten ja nicht, welchen Wust von Arbeit wir uns damit aufluden ", blickte Detlef Koch gestern auf die noch unbeschwerten Anfänge zurück. Tausende von Seiten haben sie in den folgenden Wochen und Monaten im Archiv durchblättert, Fotoschätze gehoben, historische Speisekarten entdeckt, Restaurantanzeigen in alten Zeitungen studiert. Am Ende trugen sie ihre ausufernden Aufzeichnungen zusammen, sortierten, kürzten, trennten sich schweren Herzens von Fakten und Bildern, die den Rahmen ihres Buches gesprengt hätten.

Seit gestern liegt das von Koch und Steinecke vorfinanzierte Buch in vorerst 500 Exemplaren in den Stendaler Buchhandlungen und in der Stadtinformation zu einem Preis von 22, 50 Euro auf dem Ladentisch – 288 Seiten stark mit zahlreichen historischen Abbildungen. " In den Gasthäusern Alt-Stendals " beleuchtet die Kneipenszene von etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Nachkriegszeit. 135 Gasthöfe und -häuser, Cafés und Ausspannen, Hotels, Ausflugslokale und Festsäle werden dort, sortiert nach Straßen und Hausnummern, ausführlich beschrieben. Weitere 35 werden im Anhang aufgelistet. " Eine gelungene Bereicherung der Geschichtsschreibung unserer Stadt ", urteilte OB Klaus Schmotz und ermunterte die beiden Autoren zu einer Fortsetzung.

In einem Punkt, so Detlef Koch, müsse die Stendaler Kneipengeschichte umgeschrieben werden. Nicht die " Grüne Laterne ", sondern " Klöppel " sei das älteste noch betriebene Lokal der Stadt.