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Dirk Löschner ist seit 100 Tagen Intendant des TdA Das Ufo will Brücken bauen zu den Bürgern der Stadt

Von Reinhard Opitz 12.11.2009, 04:56

Der 8. November war sein hundertster Tag als Intendant des Theaters der Altmark. Wie ist es aus seiner Sicht angelaufen ? Haben sich seine ersten Erwartungen erfüllt oder wurden sie enttäuscht ? Welche Publikumsresonanz spürt er ? Die Volksstimme sprach mit Dirk Löschner über seinen Start an der Stendaler Bühne.

Stendal. Ein " Kraftakt, der das ganze Haus forderte ", aber auch eine " Krempel-die-Ärmel-hoch-Atmosphäre, die sofort ausbrach und sich bis jetzt gehalten hat " : So beschreibt Dirk Löschner die ersten Tage und Wochen am Theater der Altmark, das er am 1. August als Intendant übernahm und damit zugleich sein künstlerischer und kaufmännischer Leiter wurde.

Da mit dem Ende der letzten Dietze-Spielzeit nicht nur der Intendant, sondern auch mehr als die Hälfte des Ensembles wechselte, musste er schnell ein neues Repertoire aufbauen. " Außer den Klassenzimmerstücken konnten wir nichts in die neue Spielzeit übernehmen ", sagt er. Mit einem aus nur elf Schauspielern bestehenden Ensemble mussten in kurzer Zeit fünf, sechs Stücke produziert werden.

Doch diese Eile ist den Inszenierungen nicht anzumerken. Ob " Faust I ", " Warten auf Godot " oder auch das Weihnachtsmärchen " Des Kaisers neue Kleider " – es kamen bemerkenswerte Produkte des Herstellers TdA auf die Bühne, die Kontroversen provozierten und das Nachdenken

über vermeintlich bekannte Stoffe neu entfachten.

Doch das Spielplan-Repertoire auf den Bühnen ist nur das eine. Mit der Ära Löschner hielt eine Vielzahl neuer Formate im Haus an der Karlstraße Einzug : die Kantinengespräche an jedem ersten Donnerstag im Monat, in denen sich die Schauspieler sehr privat präsentieren und produzieren können ; die Soljanka-Abende an jedem zweiten Donnerstag mit ihrem frechen Kleinkunstprogramm ; " Senf dazugeben " als Nachbereitung aktueller Inszenierungen und Angebot zum Mitreden ; der Kunstkoffer freitags für Kinder ; " Hit und Run ", die Abende mit ungewöhnlichen Filmen.

Ist das nicht zu viel ? Überfordert das nicht das Publikum einer relativ kleinen Stadt ebenso wie ein vergleichsweise kleines Theater ? Dirk Löschner schüttelt den Kopf. Leute ins Haus zu locken, die sonst nicht ins Theater gehen, sieht er als eine seiner Hauptaufgaben an : " Ein Theater mit seinen seltsamen Leuten ist so etwas wie ein Ufo, das in der Stadt gelandet ist. Da muss man Brücken schlagen zu den Bewohnern. " Da könne man gar nicht genug tun. " Und den Schauspielern ", sagt er, " geben diese Extras die Möglichkeit, außerhalb der Spielplanbesetzungen ihre künstlerischen Vorlieben auszuleben. "

Noch reagieren die Stendaler und die Altmärker unterschiedlich auf die neuen Begegnungsformate. " Der Kunstkoffer wurde sofort mit Begeisterung angenommen ", resümiert der Intendant. " Der erste Filmabend zog 60 Besucher an, das war ganz erstaunlich. " Die Kantinengespräche und " Soljanka am Donnerstag " wachsen dagegen eher langsam, dafür will das Theater noch stärker werben.

" Etwas zu mutig ", gesteht er ein, seien er und sein Team mit dem an drei Wochenenden zelebrierten Premierenfestival mit " Faust ", " Elchtest " und " Covergirl " zur Spielzeiteröffnung gewesen. Da war das Angebot größer als die Nachfrage. Insgesamt ist Dirk Löschner aber mit der Publikumsresonanz bisher zufrieden. Zwischen 100 und 250 Zuschauer in den Faust-Aufführungen – " das ist für hiesige Verhältnisse okay ".

Aber zufrieden zurücklehnen werde er sich nicht. Das Publikum zu begeistern und ihm den Zugang ins Theater weiter zu erleichtern, sieht er als wichtige Aufgabe an. Das TdA sei mit Partnern bemüht, den Kartenkauf über das Internet zu ermöglichen und Freiflächen in Theaternähe zum Parken zu erschließen. Ausgebaut werden soll auch das Bus-Abo-System, um mehr Bewohnern der ländlichen Gegenden den Weg ins Theater zu ebnen.

Mit Optimismus beobachtet Löschner die deutliche Belebung des Abstecher-Geschäfts, das anfangs – bei Intendantenwechseln nicht ungewöhnlich – spürbar eingebrochen war. Und er freut sich auf die bevorstehenden Musical- und Puppenspielpremieren wie " Ein Käfig voller Narren " ( 19. Dezember ) und " Tom Sawyers Abenteuer " ( 7. Februar ).