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Jubel für das Gastspiel am Sonntag im TdA Eine unverfälschte "Martha"

Von Ulrich Hammer 28.10.2009, 04:56

Stendal. Friedrich Floto schuf etwa 40 Bühnenwerke, von denen nur " Martha " überlebte und noch heute gespielt wird. Im Theater der Altmark gastierten die Halberstädter am Sonntagabend mit dieser Oper. Das Ensemble wurde am Ende der Aufführung mit Beifall überschüttet. Schon während der Vorstellung erhielten einzelne Soli und Ensembles Applaus.

Worauf begründet sich diese begeisternde Aufnahme ? Hier zwei Gründe, die gleichwertig miteinander das Rezept abgaben : Der Komponist baut auf französischen Vorbildern auf, trifft im Ton romantischer Verklärung nicht nur den Zeitgeschmack, sondern vertieft, ohne sentimental zu werden, zeitlos gewordene Volkslieder zu eindrucksvollen Opernarien. In den Chören trifft er ebenso leicht wiegende Unterhaltung und die Ensembles atmen großen Opernstil. Die Handlung folgt echt biedermeierlicher Pastoralromantik : Die adlige Lady langweilt sich bei Hofe, folgt einer Augenblickslaune auf das Land und verdingt sich mit ihrer Freundin zusammen als Magd. Liebe folgt als Ersatz für nicht gekonnte Arbeitsleistung, Verwicklungen entstehen, bis schließlich auf gleicher gesellschaftlicher Grundlage und Lebenshaltung die Liebe siegt : Happyend.

Regisseur Hinrich Horstkotte vertraute Libretto und Musik, ließ sich von Anna Strauss eine effektvolle Kulissenbühne, ganz im Zeitgeschmack des Biedermeier mit leicht ironischem Einschlag bauen, und spulte mit einem stimmlich bravourös aufgelegten, spielfreudigen Ensemble die Handlung ab. Martin Hannus gab mit dem Orchester die musikalische Grundlage, ebenso ganz dem Komponisten vertrauend. Bettina Pierags ( Lady Martha ) entwickelte diese Paarung von spielerischer Eleganz und stimmlich kultivierter Aussagekraft während des gesamten Ablaufs. Eindrucksvoll ihre Interpretation der " Letzten Rose ". Die Freundin Nancy ( Gerlind Schröder ) stand dem nicht nach. Lyonel ( Xiaotong Han ), in Liebe zu seiner Magd entbrannt, brillierte besonders in der Arie " Ach so fromm, ach so traut ". Sein Partner Plumkett ( Gijs Nijkamp ) hatte mit dem Porterlied eine Glanznummer und durfte hier seinen Stimmumfang ausstellen.

Die Ensembles der vier, wie beispielsweise " Schlafe wohl ", waren musikalische Höhepunkte in der Inszenierung. Der Chor ( einstudiert von Marbod Kaiser ) ergänzte das Geschehen.

Opernlibretto und Musik wurden unverfälscht wiedergegeben. Die Regie vertraute auf die unproblematische Handlungsfabel und die ins Ohr gehenden Musik. So kann man auch heute noch biedermeierlich Romantisches zum Erfolg führen.