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Gestern bei Bauarbeiten auf dem Albrecht-der-Bär-Gelände Nach amerikanischer Bombe russische Granaten gefunden

Von Reinhard Opitz 16.09.2009, 04:58

Schon wieder ein gefährlicher Waffenfund in Stendal. Nach der amerikanischen Fünf-Zentner-Bombe, die am 27. August am Hohen Weg freigelegt wurde, entdeckten Bauarbeiter gestern auf dem Justizgelände " Albrecht der Bär " drei russische Sprenggranaten aus der Nachkriegszeit.

Stendal. Der Stendaler Untergrund birgt offenbar noch immer ein gefährliches Erbe aus Krieg und Kaltem Krieg. Gestern Morgen gegen 8. 45 Uhr auf dem Gelände des Justizzentrums " Albrecht der Bär " : Bauarbeiter einer Dessauer Spezialfirma stoßen bei Baggerarbeiten an der westlichen Giebelseite des Gebäudes neben dem Amtsgericht in nicht mal einem Meter Tiefe auf eine Granate. Oberpolier Wilfried Söder, der auf Funde solcher Art vorbereitet ist, verständigt sofort die Rettungsleitstelle. Zwei Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamts sichern den Fundort ab. Eine Stunde später trifft der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Technischen Polizeiamts aus Magdeburg ein.

Sprengmeister Torsten Kresse nimmt den freigelegten Munitionsfund in Augenschein. " Eine 152-Millimeter-Sprenggranate russischer Herkunft, kein Blindgänger ", lautet seine Diagnose. " Die haben sie wohl ‚ vergessen ‘, als sie das Kasernengelände räumten. " Der Zünder ist entfernt, die etwa einen halben Meter lange Granate steckt aber noch voller Sprengstoff. Kresse packt sie an beiden Enden und wuchtet das 45 Kilo schwere, äußerlich kaum verwitterte Teil auf einen Transporter.

Für die Bauarbeiter bestand nach Einschätzung des Sprengmeisters keine unmittelbare Gefahr. " Die Granate war nicht scharf ", sagt er, " explodieren könnte sie nur, wenn man Feuer unter ihr macht. "

Die Schadstoffbeseitigungsfirma AGUSA aus Dessau ist mit Sanierungsarbeiten am ehemaligen Kasernengebäude auf dem Albrecht-der-Bär-Gelände beauftragt. " Einige Kellerräume sind mit Asbest kontaminiert. Die bauen wir zurück, außerdem nehmen wird alte Fenster und Türen heraus ", erzählt Oberpolier Wilfried Söder. Gestern waren er und seine zehn Kollegen dabei, einen alten Heizkanal an der Giebelseite auszugraben, als sie auf die Granate stießen und die Arbeiten unterbrechen mussten. " Zwei Stunden hat uns das gekostet à zehn Mann. Das müssen wir jetzt wieder reinholen ", stöhnt er.

Doch die gefährlichen Überraschungen dieses Vormittags setzen sich fort. Als die Männer aus Dessau die Bagger- und Schachtarbeiten wieder aufnehmen, tauchen noch zwei weitere Granaten auf, eine davon ist allerdings nur eine leere Hülle. " Im Beisein des Kampfmittelbeseitigungsdienstes

wurde der Fundort daraufhin weiträumig ausgebaggert ", teilt Fred Mücke vom Stendaler Polizeirevier mit. Weitere Munition wird jedoch nicht gefunden. Der Transporter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes verlässt das ehemalige Kasernengelände mit drei Granten an Bord, Ziel : Sprengplatz Hottendorf.

Erst vor zweieinhalb Wochen, am 27. August, war bei Tiefbauarbeiten am Hohen Weg eine amerikanische Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg zu Tage gekommen. Der Blindgänger war noch scharf und hätte den Baggerfahrer und seine Kollegen in den Tod reißen können.

Auf dem Albrecht-der-Bär-Gelände wird weiter gebaut. In Sichtweite des Granatenfundplatzes öffnet sich eine große Baugrube, in der der Neubau des Justizarchivs entstehen wird.