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Stendaler Migranteninititiative setzt sich für Abbau von Vorurteilen ein Integration geglückt: Familie Faddane fühlt sich hier zu Hause

Von Reinhard Opitz 01.09.2009, 05:01

Die vor kurzem gegründete Stendaler Migranteninitiative ( SteMi ) ist ein Zusammenschluss von Ausländern, Aussiedlern, Asylbewerbern und Einheimischen. Sie wollen aktiv bei der Integration von Migranten mitwirken. Gestern stellten sie sich der Öffentlichkeit vor. Die aus Marokko stammende Familie Faddane fühlt sich in Stendal seit Jahren zu Hause.

Stendal. Ihren kleinen Orient haben sich Abdul und Karima Faddane im Wohnzimmer geschaffen : maurisch anmutende Sitzecke in warmen Farben, Wasserpfeife und andere orientalische Wahrzeichen in den gemauerten Wandnischen ... Ansonsten unterscheidet sich ihre moderne Wohnung nicht von denen ihrer Nachbarn am Haferbreiter Weg.

Der 42-J ährige und seine 27-jährige Frau haben feste Wurzeln in Stendal geschlagen. Hier sind ihre beiden Töchter geboren, Salma ( 7 ) und Maria Sarah ( fast 3 Jahre ), hier verdienen sie ihr Geld mit einer eigenen Firma. Abdul betreibt Lebensmittelexport, vor allem Döner, die in Köthen produziert und von ihm ins Ausland geliefert werden. Außerdem hat er zwei Dönerläden in Stendal.

Die beiden Töchter besuchen Grundschule und Kindergarten wie nahezu alle anderen Kinder in Stendal auch. Sie wachsen völlig natürlich in die deutsche Sprache und Kultur hinein, ohne dass ihnen ihre arabischen Wurzeln gekappt werden. " Wir sprechen zu Hause sowohl Deutsch als auch Marokkanisch, fahren fast jedes Jahr zu den Verwandten nach Marokko ", erzählt Karima Faddane. Wenn auch hin und wieder ein wenig Heimweh aufkommt – zu Hause fühlen sich die Faddanes in Stendal und unter den Stendalern. Abdul gesteht lächelnd : " Ich komme mit der deutschen Mentalität inzwischen besser zurecht als mit der marokkanischen. Unpünktlichkeit geht mir gegen den Strich. "

Beide kennen die halbe Stadt. Karima hat viele Freundinnen, die sich häufig zu Frauenabenden treffen. " Dass ich als Muslimin keinen Alkohol trinke, akzeptieren sie ", sagt die selbstbewusste junge Frau, die in Marokko Modellschneiderin gelernt hat, seit 2000 in Stendal lebt und in der Firma ihres Mannes arbeitet. Abdul kam 1989, nach seiner Ausbildung zum Hotelfachmann in Casablanca, zu einem Auslandspraktikum nach Bayern. Seit 1991 ist er hier.

Eines vermissen sie jedoch in Stendal : " Es gibt hier leider keine Moschee, wir müssen immer nach Magdeburg fahren. " Dabei lebten durchaus viele Moslems in der Stadt, vor allem aus Syrien und dem Libanon.

Integration geglückt. Nicht alle der rund 3000 im Landkreis Stendal lebenden Migranten, 80 Prozent davon in der Kreisstadt, können das von sich sagen. " Wer keine Arbeit hat, für den ist es schwierig, sich zu öffnen. Das gilt für die Migranten ebenso wie für die Einheimischen ", sagt Dr. Aida Beye von der Stendaler Migranteninitiative ( SteMi ). Die aus dem westafrikanischen Mali stammende Frau, Ärztin am Johanniter-Krankenhaus, spürt in Stendal viele Vorurteile gegenüber Ausländern. Diese abzubauen, sei eines der wichtigsten Ziele von SteMi. Die Initiative mit ihren 20 Mitgliedern, darunter auch Einheimische, will zum Beispiel in Schulen gehen und zum gegenseitigen Kennenlernen der Kulturen beitragen.

Die vor kurzem gegründete Migranteninititiative stellte sich gestern der Öffentlichkeit vor. Ein Beitrag darüber in einer der nächsten Ausgaben.