1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. "Das war die schönste Zeit meines Lebens"

Margarete Pilski ( 93 ) wohnte 16 Jahre im Wahrburger Lehmhaus "Das war die schönste Zeit meines Lebens"

Von Reinhard Opitz 24.08.2009, 05:01

Am 20. August 1949 wurde das Lehmhaus in Wahrburg eingeweiht und von Familie Pilski bezogen. Zur 60-Jahr-Feier des Lehmhausvereins am Sonnabend kam auch die 93-jährige Margarete Pilski und sah sich ihr weitgehend original erhaltenes ehemaliges Heim noch einmal an.

Stendal. " Es sieht alles so klein aus ", wundert sich die 93-jährige Margarete Pilski, als sie am Sonnabend mit Schwiegertochter Irene Pilski leicht aufgeregt die gewölbten Räume des Häuschens in Wahrburg betritt. Die Erinnerungen zaubern ein Strahlen auf das Gesicht der rüstigen alten Dame : " Das war die schönste Zeit meines Lebens. Es war wunderbar hier im Lehmhaus. "

Am 20. August 1949 war sie mit Ehemann Max und ihren fünf Kindern in das gerade frisch aus Lehm gestampfte Haus am damaligen Ortsrand von Wahrburg eingezogen. Es war klein, hatte aber alles, was man brauchte. Fünf kleine Räume einschließlich Wohnküche und Toilette standen der siebenköpfigen Familie zur Verfügung. Die drei Jungs und das Mädchen-Zwillingspaar teilten sich die beiden Kinderzimmer. Der Flur war unterkellert.

16 Jahre, bis 1965, wohnten die Pilskis im Lehmhaus. Da war immer Leben in der " Bude " und im Garten, die Kinder brachten viele Spielgefährten mit. " Miete mussten wir keine an die Gemeinde zahlen. Mein Mann hat dafür das Haus instandgehalten ", erinnert sich Margarete Pilski, die jetzt in Stadtsee lebt. Von 1965 bis 1970 wurde es von Sohn Harry und seiner Familie bewohnt. Danach stand das von der sowjetischen Militäradministration erbaute, in Form und Bauweise weithin einmalige Haus leer und verfiel nach und nach.

Nach der Wende wurde das Unikum unter Denkmalschutz gestellt. 2001 fanden sich Wahrburger, die das Haus für die Zukunft retten wollten, zunächst in einer Arbeitsgruppe zusammen, die sich 2002 zu einem Verein formierte. Nach Meinungsverschiedenheiten

mit der Stadtverwaltung, die das Haus damals an einen privaten Interessenten verkaufen wollte, löste sich der Verein wieder auf. 2003, als die Stadt die Möglichkeit eines Erbbaupachtvertrages für einen Verein signalisierte, gründete sich in einem zweiten Anlauf der jetzige Förderverein Lehmhaus.

Seitdem haben die Mitglieder das Lehmhaus innen und außen weitestgehend saniert, auf dem Grundstück ein kleines Museum für historische Landmaschinen eingerichtet und einen Lehmbackofen gebaut. Gründe genug also, am Sonnabend zum 60. Geburtstag des Hauses ein Fest zu feiern.