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Musical hat am 13. September in Tangermünde Premiere Über sieben Brücken ein Blick zurück

Von Nora Knappe 27.08.2009, 07:01

Das Musical " Über sieben Brücken " feiert am 13. September im Rahmen der 1000-hr-Feier Tangermündes Premiere. Es ist eine Liebesgeschichte zur Zeit des Mauerfalls, die größere Rolle spielt jedoch die Musik – ostdeutscher Rock und Schlager, die ihre Botschaften zwischen den Zeilen transportierten.

Stendal. " Über sieben Brücken " – dieser Titel musste es einfach sein. " Damit assoziiert man Ost-West und einen schwierigen Weg mit Hindernissen ", sagt Wolfgang Liebisch, Autor des gleichnamigen Musicals, das am 13. September in Tangermünde Premiere hat und für eine Vorstellung am 29. September in den Spielplan der Altmark aufgenommen wurde.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Ende der 80 er in Warnemünde : Nicole ist Eisverkäuferin, ihr Freund Tommi Musiker. Eines Tages kommt Wessi Micha reinspaziert, bietet Tauschgeschäfte mit Westgeld an und schließlich einen Transn den Westen. Es klappt nicht alles so wie geplant, Nicole muss zunächst allein zurückbleiben. Als auch sie endlich rüber kann, geht wenig später die Grenze auf. Viel Geld haben sie für die Aktion bezahlt, hätten sie sich das und den Nervenkitzel nicht sparen können ?

" Ich wollte eine Geschichte schreiben, die tatsächlich so hätte passiert sein können ", sagt Wolfgang Liebisch, Autor des Musicals, das vom Hansebund Stendal produziert wird und bei dem Dirk Soukup Regie führt. " Und ich kenne viele Leute, die mir von solchen Erlebnissen berichtet haben. Freunde, Bekannte haben Haus und Hof verkauft, um in den Westen zu fliehen, und wenig später ging die Grenze auf. "

" Solche Geschichten sind ja wirklich passiert "

Die Geschichte ist das eine. Für Liebisch steht aber – wie sollte es bei einem Musical auch anders sein – die Musik im Vordergrund. Es werden ausschließlich Hits aus DDR-Zeiten gespielt und gesungen. " Titel wie ‚ Alt wie ein Baum ‘, ‚ Als ich fortging ‘ oder ‚ Der blaue Planet ‘ werden auch heute noch gehört ", sagt Liebisch. " Mit der Wende ging es für die Ost-Musik erstmal bergab. Aber von der Geschichte, die da drin steckte, ist bei mir immer was hängengeblieben. Ich wollte die DDR-Musik in eine Story packen, die zur Wendezeit hätte passiert sein können. " Mit Hilfe der Kunstplatte und des Offenen Kanals ist ihm das nun gelungen. " Die Idee lag ja schon seit fünf, sechs Jahren in der Schublade. "

Für Liebisch ist es noch heute erstaunlich, wie es den Textern damals gelang, Probleme der Menschen und Kritik am System zwischen den Zeilen zu verstecken. "

Dass die Schlager und Rocktitel aus DDR-Zeiten nicht überholt sind, kann Judith Zürcher bestätigen. Sie spielt im Musical die Nicole. " Bei uns im Team haben wir ein junges Mädel, das nur solche Musik hört. " Und auch Judith selbst hat sich anstecken lassen. " Ich hätte nicht gedacht, dass es so gute Musik im Osten gab, da sind echt schöne Lieder dabei. " Für die 25-Jährige ist die Wendezeit nur eine verschwommene Erinnerung, vor allem aus Erzählungen ihrer Eltern. Dennoch ist der Stoff für sie interessant : " Der Konflikt zwischen Ost und West besteht ja immer noch. Selbst bei uns im Team haben wir gemerkt, dass es teilweise konträre Vorstellungen oder Vorurteile gibt. "

" Junge Leute können die Welt ihrer Eltern kennenlernen "

Eine nostalgische Verklärung solle das Musical " Über sieben Brücken " aber nicht sein. Genauso wenig wie ein politisch erhobener Zeigefinger. " Wir geben in der dreistündigen Show einfach einen humoristischen Einblick in die Probleme und Lebensgewohnheiten der Menschen im Osten Deutschlands zur Wendezeit ", sagt Liebisch. " Die Geschichte soll amüsant, leicht verdaulich, etwas nachdenklich, aber auch emotional und temperamentvoll, kurzweilig und ohne Wehmut unterhalten. "

Dass die Geschichte Alt und Jung anspricht, davon ist Judith Zürcher überzeugt. " Gerade weil der Ost-West-Konflikt noch in vielen Köpfen gegenwärtig ist, interessieren sich auch viele Menschen für diese Thematik. Und die jungen Leute können so ein wenig von der Welt kennenlernen, in der ihre Eltern oder Großeltern groß geworden sind. "