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Gestern dritter Zwangsversteigerungstermin am Amtsgericht Türkischer Investor kauft restliche 550 Wohnungen in Stendal-S üd

Von Reinhard Opitz 14.07.2009, 05:02

Die verbliebenen 550 Wohnungen in Stendal-S üd wechseln den Besitzer. Beim gestrigen dritten Zwangsversteigerungstermin am Stendaler Amtsgericht erhielten türkische Investoren als einzige Bieter den Zuschlag. Sie kaufen die Grundstücke und Häuser für die Hälfte des Verkehrswerts.

Stendal. Die wichtigste Frage, die die Mieter der ehemaligen Janssen & Helbing-Wohnungen in Stendal-S üd bewegt, ist noch nicht beantwortet. Welche Pläne die neuen Besitzer der sechs Wohnblocks mit ihren rund 550 Wohnungen hegen, ließ der türkische Rechtsanwalt, einer der beiden Käufer bei der gestrigen Zwangsversteigerung am Amtsgericht, noch offen. Der Volksstimme sagte Sadik Tekin Evren nur soviel : " Eine Istanbuler Immobilien- und Baufrma will hier in Stendal investieren. " Genaueres entscheide sich in den nächsten Wochen.

Beim dritten Zwangsversteigerungstermin über die Grundstücke und Wohnungen der insolventen Janssen & Helbing GmbH aus Dorsten bekamen zwei Türken als einzige Bieter den sofortigen Zuschlag : Sadik Tekin Evren und Nasir Mustafazada, der gestern nicht anwesend war. Hinter ihnen steht eine Firma in Istanbul, die nach Angaben von Evren mit einer Niederlassung, der M & E Real Estate GmbH im badenwürttembergischen Bad Rappenau, in Deutschland vertreten ist. Die 550 Plattenbauwohnungen gingen für knapp 2, 8 Millionen Euro über den Tisch ; das sind 50 Prozent ihres Verkehrswerts.

Hauptgläubiger von Janssen & Helbing und Betreiber des Verfahrens ist die Wiesbadener Versicherungsgruppe Delta Lloyd, die von den Rechtsanwälten Karl Otto Armbrüster und Michaela Weber vertreten wurde. Delta Lloyd hatte bereits im August 2008 und im März dieses Jahres Zwangsversteigerungstermine anberaumt, die jedoch ergebnislos verstrichen. Die Stadt Stendal verzichtete auf ihr Vorkaufsrecht. Frühere, von Oberbürgermeister Klaus Schmotz laut gedachte Überlegungen, einen Teil der Wohnungen von der stadteigenen SWG ersteigern zu lassen, scheiterten letztlich am Preis.

Die sechs Süd-Wohnblocks waren zu zwei Paketen zusammengeschnürt worden. 1. Paket : Bremer Straße 10 bis 15 und Lüneburger Straße 2 bis 7 mit einem Verkehrswert von insgesamt 750 000 Euro ; 2. Paket : Hanseallee 25 bis 39, Hanseallee 2 bis 14 A, Hanseallee 57 bis 65 A / Lemgoer Straße 2 bis 6 und Bremer Straße 2 bis 6, deren Gesamtwert auf 4, 8 Millionen Euro festgesetzt wurde. Für die 120 Wohnungen des ersten Pakets hofft die Delta Lloyd nun auf eine Überweisung von 375 000 Euro, und für die 430 Wohnungen des zweiten sollen 2, 4 Millionen Euro f ießen.

Dass die Immobilien immerhin für die Hälfte ihres Verkehrswerts versteigert werden konnten, überraschte manchen Beobachter. Eine gerichtlich festgesetzte Untergrenze gab es bei diesem dritten Termin nicht.

f Stendal-S üd ist das jüngere der beiden großen Plattenbauviertel der Stadt. Die letzten der 2800 Wohnungen werden erst nach der Wende fertig. f Als der Leerstand in den Plattenbauten immer größer wird, beschließt der Stadtrat im Jahr 2000, insgesamt 6000 Wohnungen in Stendal vom Markt zu nehmen und Süd ganz aufzugeben. f 2003 setzt der Berliner Architekt Ulrich Peickert den Abrissplänen eine Idee entgegen : Er will Dächer und Außenwände der leergezogenen Blocks mit Sonnenkollektoren behängen. Das Projekt scheitert. f Im Juni 2004 kauft die Leipziger Neutecta 554 Wohnungen von der WGSTreubau, vermietet weiter und lehnt Abrisse ab. f Ende Dezember 2005 Weiterverkauf an die Janssen & Helbing GmbH Dorsten, die inzwischen in Insolvenz ist. f Am 13. Juli 2009 Zwangsversteigerung an türkische Investoren.