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Die VG Stendal-Uchtetal auf dem Weg zur Einheitsgemeinde / OB-Stellvertreter Axel Kleefeldt : "Sie sind dann alle Stendaler Kinder"

Von Reinhard Opitz 18.07.2009, 11:12

Zum 1. Januar nächsten Jahres wächst Stendal mit einem Schlag zur Großstadt heran – wenigstens f ächenmäßig. Mit rund 220 Quadratkilometern kann sie es dann spielend mit Magdeburg oder Rostock aufnehmen. Die Volksstimme beleuchtet, was sich in den Dörfern mit der Eingemeindung ändern wird.

Stendal. 44 000 Stendaler können es sich auf 220 Quadratkilometern Stadtf äche gemütlich machen. Da werden Großstädter wie die Rostocker oder die Magdeburger neidisch. In der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt leben derzeit 230 000 Einwohner auf 200 Quadratkilometern, in Rostock 200 000 auf 181 Quadratkilometern.

Stendal wird am 1. Januar fächenmäßig zur Großstadt. Nach der Eingemeindung von zehn der 13 Gemeinden der VG Stendal-Uchtetal dehnt sich das Stadtgebiet 35 Kilometer in Ost-West- und 24 Kilometer in Nord-S üd-Ausdehnung aus. Drei Gemeinden – Dahlen, Insel und Vinzelberg – vergrößern die Stadt voraussichtlich 2011 auf unfreiwilligem Wege um weitere 1700 Menschen und 50 Quadratkilometer.

Eine Herausforderung für die Stadt Stendal, aber auch für die Bürger der 13 Gemeinden und ihrer Ortsteile. Obwohl das Stendaler Rathaus seit 2005 Erfahrungen in der Verwaltung der Landgemeinden gesammelt hat – 2010 kommen viele neue Aufgaben dazu. Wie verwaltet man eine solche Fläche ? Wie werden zum Beispiel die Straßenreinigung oder der Baumschnitt organisiert ? " Wir sind dabei, ein Flächenmanagement zu erstellen ", sagt OB-Stellvertreter Axel Kleefeldt, der die Verhandlungen mit den Gemeinden geführt und die Verträge ausgehandelt hat. In diesen Verträgen stehe zum Beispiel, dass die Gemeindearbeiter oder Kindergarten-Hausmeister von der Stadt übernommen werden, so dass sich in Sachen Grünanlagenpfege oder Reparaturen am Gemeindehaus nichts ändern werde.

Allerdings, so Kleefeldt, müssten die Einsätze von Technik optimiert werden. Nicht jedes einzelne Dorf benötige einen Rasenmähertraktor, " aber das müssen wir uns vor Ort genau anschauen ". Für die Lagerung von Material und Geräten sollen noch mehrere dezentrale Standorte ausgewählt werden.

Kindergärten, Grundschulen, Dorfgemeinschaftshäuser und andere Einrichtungen sollen wie die Kirche im Dorf bleiben, sind dann aber nicht mehr dem örtlichen Bürgermeister, sondern dem Jugend- oder einem anderen Amt unterstellt.

Manches wird einfacher. Wenn Kinder aus Volgfelde nach Börgitz in den Kindergarten gehen, muss die Gemeinde Volgfelde an die Gemeinde Uchtspringe einen Ausgleich zahlen. " So etwas entfällt natürlich in Zukunft ", sagt Axel Kleefeldt. " Das sind dann alles Stendaler Kinder. "

Anderes wird beschwerlicher. Der Vinzelberger Gemeinderat, der sich der Verfassungsbeschwerde gegen die Reform angeschlossen hatte, befürchtet erhebliche Verschlechterungen für die Bürger der Gemeinde. " Wir werden mehr oder minder das fünfte Rad am Wagen sein ", formuliert Bürgermeister Werner Stahlberg seine Skepsis. " Bisher konnten wir alle unsere Probleme unkompliziert vor Ort lösen, dann wird es unheimlich lange Wege geben. Das geht auf Kosten der Bürger. "

Stahlberg hat nichts gegen Stendal. " Über die Verwaltung kann man sich eigentlich nicht beschweren ", sagt er. Aber die Selbständigkeit ist für ihn ein hohes Gut. Als er Bürgermeister wurde, hatte Vinzelberg einen Schuldenberg in Millionenhöhe. Seit 1999 ist die Gemeinde wieder in der Lage, einen eigenen Haushalt zu führen. Jetzt hat sie noch 50 000 Euro Schulden und eine Rücklage in gleicher Höhe. Diesen erfolgreichen Weg aufzugeben, fällt ihm schwer.

Am 27. September werden die Vinzelberger um ihr Votum gebeten. " Wenn die Bürger dafür sind, geht der Rat mit ", sagt Werner Stahlberg. Mit der Stadt Stendal wird deshalb weiter verhandelt. Dass die Zwangseingemeindung, auch wenn die Vinzelberger sie ablehnen, unumgänglich ist, weiß er. Aber : " Wir wollen am Schluss das Beste für die Bürger erreichen. "