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Leiter Dieter Lusznat informiert SPD-Fraktion über Folgen des Kampfhundegesetzes und gegenwärtige Lage Tierheim schon jetzt in Existenznot

Von Reinhard Opitz 06.05.2009, 05:02

Wegen des neuen Kampfhundegesetzes befürchtet Tierheimleiter Dieter Lusznat einen Ansturm von vermeintlich gefährlichen Vierbeinern auf seine Einrichtung, der die Kapazität des Heims überfordern könnte. Am Montag trug er seine Sorgen der SPD-Fraktion des Stadtrats vor.

Stendal. Ohrenbetäubendes Hundegekläff begleitet die Stadträte der SPD-Fraktion am Montag auf ihrem Rundgang zwischen den Gehegen des Tierheims in Borstel. Fast 100 bellende Vierbeiner gehören zurzeit neben rund 70 eher stillen Katzen zu den Pensionsgästen der vom Altmärkischen Tierschutzverein betriebenen Einrichtung. Und es könnten in nächster Zeit noch wesentlich mehr werden.

Das jedenfalls befürchtet Tierheimleiter Dieter Lusznat. Und zwar als Folge des sachsen-anhaltischen Kampfhundegesetzes, die von den Gesetzgebern nach Lusznats Meinung nicht bedacht wurde. Sich häufende Anrufe von Hundehaltern im Tierheim nähren seine Befürchtung : Viele Halter bestimmter, als gefährlich eingestufter Hunderassen wie Pitbull-Terrier oder Bullterrier, aber auch von Hunden, die bereits durch besondere Aggressivität aufgefallen sind, können sich den vom Gesetz geforderten Wesenstest ihres Tieres nicht leisten und fragen an, ob sie ihr Tier ins Heim bringen können.

Stolze 300 Euro kostet ein solcher Test, der nur von drei Tierärzten im Landkreis Stendal vorgenommen werden darf. Doch auch die Abgabe im Tierheim ist mit Kosten verbunden. Deshalb, so die Erfahrungen von Dieter Lusznat, der auch Vorsitzender des Altmärkischen Tierschutzvereins ist, würden viele Hunde von Herrschen oder Frauchen einfach ausgesetzt werden – und landen dann auf diesem Wege ebenfalls im Tierheim.

" Wir fühlen uns hier mit diesem Problem alleingelassen ", machte er den SPD-Stadträten klar. Um Stadt und Landkreis dafür zu sensibilisieren, habe er Anfang April einen Brief an Oberbürgermeister, Stadtrat und Landrat geschickt ( die Volksstimme berichtete ). Darin habe er ihnen die drohende Situation, aber auch die schon jetzt prekäre Lage des Tierheims geschildert. " Wir sind nicht mehr in der Lage, kostendeckend zu arbeiten ", sagte Lusznat den SPD-Stadträten. Die Umlage von 90 Cent je Einwohner, die das Heim von den Kommunen bekommt, und die zusätzliche Zuwendung des Landkreises von jährlich 15 000 Euro reichten bei weitem nicht. Das Spendenaufkommen sei zurückgegangen, die Gebühren für die Tierärzte seien drastisch gestiegen, ebenso die Energiekosten. Die sieben festangestellten Mitarbeiter des Heims, zum Teil in Teilzeit, müssten seit Jahren mit eingefrorenen Löhnen leben. " Ohne Ein-Euro-Jobber ", so Lusznat, " wäre es gar nicht zu schaffen. " Um die Folgen des Kampfhundegesetzes abzufangen, müssten neue Zwingeranlagen und eine neue Quarantänestation gebaut werden, wäre mehr Personal notwendig. Lusznat : " Unter den jetzigen Bedingungen können wir nicht leisten, was man von uns fordert. "

Eine weitere Belastung stehe dem Heim mit der bevorstehenden Geburt vieler Maikatzen im Landkreis bevor. Der Tierschutzverein, der bisher jährlich 15 000 Euro für die Kastration verwilderter Katzen aus der Vereinskasse bezahlt hat, sei dazu nicht mehr in der Lage.

Wie dem Tierheim geholfen werden kann, darauf hatten die Sozialdemokraten noch keine fertige Antwort. Dieter Lusznat will zunächst die zu erwartenden Kosten zusammenstellen und auf den Tisch von Landkreis und Stadt legen. " Die Verantwortung muss hauptsächlich der Landkreis tragen ", meinte Stadtrat Thomas Haufe. " Aber auch die Stadt steht zum Tierheim ", ergänzte Fraktionschef Reiner Instenberg. Aus der Antwort des Oberbürgermeisters auf seine Anfrage hatte er erfahren, dass es in Stendal 50 Hunde gefährlicher Rassen und weitere 17 gibt, die durch Beißangriffe aufgefallen sind.