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Gespräch mit Ulrich Drösemeyer zum Leerstand in den Sparten und über Perspektiven für Kleingartenvereine Die Kleingärtner rüsten sich für die Zukunft der Sparten im Landkreis

27.04.2009, 05:06

Zur Delegiertenkonferenz hatten die Kleingärtner am Sonnabend in den ehemaligen RAW-Kultursaal in Stendal eingeladen. Martin Rieß sprach mit Ulrich Drösemeyer, der im Kreisvorstand des Kleingärtnerverbandes als Sprecher fungiert.

Volksstimme : Wo drückt den Kleingärtnern in Landkreis Stendal derzeit der Schuh ?

Ulrich Drösemeyer : Der demographische Wandel macht auch uns zu schaffen. In unserer Region ist eine sehr hohe Kleingartendichte zu verzeichnen, sie ist acht mal so hoch wie in westlichen Bundesländern, so dass es in unserem Landkreis beispielsweise mehr Kleingärten gibt als im ganzen Saarland. Die Folge ist, dass etwa zehn Prozent der Kleingärten leerstehen. Allerdings muss man das auch differenziert betrachten. So stehen in der Sparte " Zur Erholung " in Stendal gerade einmal drei Parzellen leer. Dort ist es in den vergangenen Jahren gelungen, junge Leute mit Kindern für das Kleingartenhobby zu gewinnen.

Volksstimme : Aber das ist sicher kaum die Regel. Welche Lösungsansätze gibt es denn für andere Sparten ?

Drösemeyer : Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Es ist sicher vorbildlich, wenn Kleingartenvereine neue Mitglieder gewinnen können und ihre Anlagen attraktiv gestalten. Wenn es bereits Familien in einer Sparte gibt, kann man sicher über einen Spielplatz nachdenken. Auf der anderen Seite lohnt sich das angesichts hoher Kosten kaum, wenn es gar keine jungen Leute in dem Bereich gibt. In solchen Fällen haben die Vereine dann Streuobstwiesen oder Tafelgärten angelegt, aus denen Bedürftige versorgt werden können.

Volksstimme : Letztlich wird das sicher nicht einfach angesichts der Kosten, die ja auch für brach liegende oder gemeinschaftliche Obstwiesen anfallen dürften.

Drösemeyer : Das stimmt. Da müssen wird mit den Kommunen zusammenarbeiten. Beispielsweise könnten die Gemeinden auf Pacht verzichten für leer stehende Gärten. Wenn es gar nicht anders geht, müssen aber auch Sparten aufgegeben werden, wie es dieses Jahr in Stendal bei einer an der Tangermünder Straße der Fall ist. Die Oberbürgermeister von Stendal und Osterburg, Klaus Schmotz und Hartmuth Raden, haben uns immerhin Unterstützung und einen weiteren Dialog zur Zukunft der Sparten zugesagt.

Volksstimme : Wie viel zählen für Sie solche Versprechen ?

Drösemeyer : Ich denke schon, dass sich die Kommunalpolitiker der Bedeutung der Kleingärten bewusst sind. Denn zum einen ist das natürlich eine bewährte Methode dafür, dass sich die Menschen an der frischen Luft bewegen. Zudem : Wer sich von Bio-Obst und -Gemüse ernähren will, der ist am besten bedient mit dem, was er selbst angebaut hat. Da weiß er schließlich genau, wie seine Nahrung entstanden ist. Und zum dritten sind die Kleingärten natürlich auch grüne Gürtel um die Städte und Dörfer in der Altmark. Sie haben einen hohen ökologischen Wert.

Volksstimme : Sie meinen jetzt die Streuobstwiesen, die mancherorts angelegt werden ?

Drösemeyer : Nicht nur die. Jeder Garten bietet Nischen und Plätze für Tiere und Pflanzen, von denen viele sogar geschützt sind. Natürlich muss der Kleingärtner der Natur dafür auch Raum geben – aber um für solche Themen zu sensibilisieren, sind die Vereine ja auch da.

Volksstimme : Nun meinen jene, denen Kleingärten fremd sind, nicht selten, dass gerade in Sparten die Restriktionen hoch sind, dass da gar kein Platz für Natur ist.

Drösemeyer : Das stimmt so nicht. Natürlich unterliegen wir dem Bundeskleingartengesetz. Es gibt Regeln, an die wir uns halten müssen : Das in den Gärten keine Waldbäume gepflanzt werden und dass bestimmt Mindestflächen für Beete genutzt werden müssen beispielsweise. Bei einem bewussten Umgang mit dem Kleingarten bleibt dennoch genug Raum für Natur : Und sei es die Brennnesselecke für Schmetterlingraupen, der Gartenteich oder das Vogelhäuschen.