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Zahlungsverzögerung verärgert Betroffene Kein Lohn für den Ein-Euro-Job

Von Martin Rieß 24.04.2009, 07:06

Eine goldene Nase können sich Ein-Euro-Jobber mit ihrem Hinzuverdienst ohnehin kaum verdienen. Wenn dann das Geld nicht einmal pünktlich ausgezahlt wird, ist die Verärgerung bei den Betroffenen vorhersehbar. So auch im Falle eines Stendaler Projektes, bei dem die Beschäftigten schon seit zwei Wochen auf ihr Geld warten.

Stendal. " Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung " heißen die Ein-Euro-Jobs offiziell. Doch zuweilen lässt die Entschädigung lange auf sich warten. Beispiel Christina Bindemann. Sie arbeitet derzeit bei einem Projekt des Stendaler Leichtathletikvereins 92 ( SLV ) auf einem Stendaler Sportplatz. Laut Vertrag über die Arbeitsgelegenheit hätte sie am 10. April das Geld bekommen müssen, erklärte ihr Mann Siegfried Bindemann am Telefon der Redaktion. " Das ist schon recht wenig Geld dafür, was die Ein-Euro-Jobber leisten – und dann bekommen sie das nicht einmal, obwohl ihnen das vertraglich zugesichert ist ", kritisiert der Stendaler die Verzögerung.

Die Volksstimme hat sich auf die Suche begeben nach der verschollenen Entschädigung. Steckt sie vielleicht auf einem Konto des Vereins fest ? Nach einigen Telefonaten ist klar : Nein, dort nicht. Vielmehr hat die Arge im Landkreis das Geld noch nicht überwiesen. Arge-Sprecher Joachim Röxe : " Tatsächlich ist es so, dass die Aufwandsentschädigungen für die in Arbeitsgelegenheiten Beschäftigten bis zum 10. des Folgemonats überwiesen sein sollen. "

Was allerdings das Projekt des Leichtathletikvereins betrifft, sei das erst in dieser Woche erfolgt. " Das ist zu Beginn größerer Projekte nicht unüblich ", erklärt Röxe. Man sei aber davon ausgegangen, dass dann der Verein in Vorleistung geht. Für viele gemeinnützige Träger, deren Arbeit oft auf Ehrenamtlichkeit basiert, dürfte das wiederum unverständlich sein : Ist ihnen doch die Erwirtschaftung von Gewinnen nicht gestattet, und kaum einer von ihnen wird sich als ehrenamtliches Kreditinstitut betrachten. SLV-Präsident Peter Ludwig erklärt, dass mit den Betroffenen am Dienstag über das Thema gesprochen wurde. Er sagt : " Es tut mir leid, dass es diese Probleme gibt – zum ersten Mal seit acht Jahren. " Am SLV liege das alles aber nicht. Ludwig : " Sobald wir das Geld haben, wird es auch ausgezahlt. Und in drei Fällen haben wir auf Nachfrage auch Vorschüsse gewährt – mehr ist aber für einen Verein einfach nicht möglich. "

Dass Entschädigungen nicht vorgeschossen würden, sei indes noch nie Thema für die Stendaler Arge gewesen. Röxe : " Wir werden uns eine Regelung einfallen lassen müssen, wie wir damit umgehen. "

Siegfried Bindemann macht am Redaktionstelefon unabhängig von der Frage nach dem Grund der Verzögerung klar : " Ich habe kein Verständnis dafür, dass das Geld nicht zum vereinbarten Termin gezahlt wird. " Kein Verständnis auch deshalb, weil Arbeitsagenturen und Jobcenter bei Fristen, die Arbeitslose einzuhalten haben, eine gänzlich andere Strenge und Genauigkeit an den Tag legten. Und nicht allein das : Siegfried Bindemann verweist auf Kosten für Ein-Euro-Jobber, die im Falle seiner Frau seit fast zwei Monaten anfielen und die Familienkasse belasten – zum Beispiel für Fahrt und Verpflegung. Bindemann " Und dafür ist das Geld dann doch nicht mehr als ein Sklavenlohn !"