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  7. Eltern hochbegabter Kinder sind oft ebenso überfordert wie Lehrer

Info-Abend der DGhK endet mit der Bildung der ersten Elterngruppe in der Altmark / Regionalvorsitzender Klammer : Eltern hochbegabter Kinder sind oft ebenso überfordert wie Lehrer

Von Egmar Gebert 23.03.2009, 06:06

Sechs Elterngruppen hat die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind ( DGhK ) in Sachsen-Anhalt. Die siebente wird es in Stendal geben. Das steht sei dem vergangenen Freitag fest, an dem sich Eltern aus der Altmark mit dem DGhK-Regionalvorsitzenden Thorsten Klammer trafen. Das Ziel : Hochbegabten Kindern spezielle Förderung ermöglichen und Eltern dazu befähigen, die dafür nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Stendal. Kinder, die sich mit drei Jahren das Lesen selbst beibringen oder sämtliche Farben auswendig lernen, die ständig nachfragen, sich mit simplen Antworten nicht zufrieden geben. Kinder, die in allem was sie tun, perfekt sein wollen. Kinder, die sich so verhalten, haben in der Regel besondere intellektuelle Begabungen. Allerdings sind die Eltern solcher Kinder nicht unbedingt zu beneiden. Oft werden sie von ihren überdurchschnittlich wissensdurstigen Sprösslingen überfordert. Gerade junge Eltern würden nicht immer erkennen, dass ihre Kinder zu jenen zwei bis vier Prozent der Deutschen gehören, die hochbegabt sind, sagt Thorsten Klammer. Er spricht aus Erfahrung. Auch der Niedersachse, der heute in Leipzig lebt und arbeitet, ist Vater zweier hochbegabter, mittlerweile fast erwachsener Kinder. Er musste lernen, mit dieser Begabung umzugehen. Sie zu erkennen allein, sei schon nicht einfach gewesen. Woher auch, wenn man das, was die eigenen Kinder an Verhaltensweisen und Entwicklung an den Tag legen, als normal empfindet. Erst, als er sah, dass andere Kinder – und zwar fast alle – sich anders entwickeln, wurde Thorsten Klammer die besondere Elternsituation in seiner Familie bewusst. Was die Familie Klammer dann auch erkennen musste : Außenstehende, seien es die Erzieherinnen im Kindergarten oder die Lehrer in der Schule, haben noch mehr Probleme mit diesen Kindern, sind noch hilfl oser, mit diesen Begabungen umzugehen. Eltern und Lehrer, die überfordert sind, Kinder die permanent unterfordert werden, die Lust am Lernen verlieren, weil sie sich wegen ständiger Wiederholungen des Lehrstoffs endlos langweilen, sich auf der anderen Seite aber versuchen anzupassen, weil sie ja gar nicht anders sein möchten, als ihre Freunde. Kinder, die aus diesen Konflikten nicht herausfi nden, werden oft aggressiv oder verschließen sich total.

Um solche Negativentwicklungen zu verhindern, engagiert sich Thorsten Klammer in der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind ( DGhK ). Und als deren Regionalvorsitzender für Sachsen und Sachsen-Anhalt war er am Freitag im Stendaler Rathausfestsaal, um mit interessierten Lehrern, Erzieherinnen, vor allem aber Eltern die Gründung einer Elterngruppe Altmark anzuschieben. Es wird die siebente Gruppe von Eltern in Sachsen-Anhalt sein, die Ansprechpartner für alle sein will, die mit diesem Thema umgehen möchten oder müssen. Ein gutes Dutzend Eltern – aus Stendal ebenso wie aus Havelberg oder Salzwedel – fanden sich am Ende des Abends in dieser Gruppe. Zwei bis drei Monate, so Klammer, werde es brauchen, bis die Gruppe die Kompetenz entwickelt habe, um nach außen treten und zum Beispiel andere Eltern beraten zu können. Doch das ist nur ein Ziel der Elterngruppe. Sie will um Verständnis für die Situation der Kinder werden. Sie will aber auch mit dafür sorgen, dass die Hochbegabten die Förderung bekommen, die eine für sie normale und gesunde Entwicklung ermöglicht. Da braucht es, so Thorsten Klammers Erfahrung, Freizeitangebote, die auf die Bedürfnisse dieser Kinder zugeschnitten sind. Sie lassen sich im Elternverbund leichter organisieren. Da braucht es auch ein enges Zusammenwirken von Eltern, Kindereinrichtung und Schule, damit diesen Kinder zum Beispiel ein früheres Einschulen oder ein Überspringen von Klassen ermöglicht wird.

Eltern, die Beratung brauchen oder Informationen suchen, können sich vorerst an Thorsten Klammer, Tel. ( 03 41 ) 3 54 22 19, E-Mail : klammer @ dghk. de, oder an Maike Glenewinkel, Tel. ( 03 42 05 ) 5 98 08, E-Mail : maike. glenewinkel @ dghk. de, wenden. Sie sind auch Ansprechpartner für Lehrer und Erzieher, Schul- und Kindertagesstättenleiter, die sich auf diesem Gebiet fortbilden möchten.