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Eigenarten des Preußenkönigs waren bei Fachtagung kein Tabuthema Friedrich der Große hinterließ auch in der Altmark Spuren

Von Thomas Pusch 17.04.2012, 05:24

Friedrich II. stand im Mittelpunkt einer Tagung, die der Altmärkische Heimatbund anlässlich des 300. Geburtstages des Monarchen veranstaltete. Der war zwar nur als Kind in der Altmark, Verbindungen gibt es aber trotzdem.

Letzlingen l Die Zahl ließ die rund 60 Tagungsteilnehmer im Saal des Jagdschlosses staunen. Nur ein Drittel aller Befragten wusste bei einer Untersuchung Friedrich II. mit Preußen in Zusammenhang zu bringen. "Die Kenntnisse über ihn scheinen nicht mehr sehr ausgeprägt zu sein", sagte Dr. Jürgen Luh. Der Potsdamer Historiker hatte seinen Vortrag unter den Titel "Friedrich der Große - Ehre, Ruhm und Eigensinn" gestellt. Natürlich sei er nicht ohne Fehler gewesen, "aber wenn man als Großer in die Geschichte eingehen will, muss man auch Macken haben dürfen", meinte Luh schmunzelnd. Groß, das wollte Friedrich in der Erinnerung bleiben, und Ruhm, den wollte er nicht nur als Feldherr, sondern er gefiel sich auch als Philosoph und Schriftsteller. Auch das Schmieden von Versen lag ihm und als Kriegsschriftsteller betätigte er sich ebenfalls, denn so seine Überzeugung, "nur er kann und darf ein historisches Urteil fällen."

Historiker sah der Preußenkönig ohnehin nur als Handlanger an, wie Professor Andreas Pear in seinem Referat über Friedrich II. als Autor erklärte. Wenn Friedrich zur Feder griff, dann nur aus zwei Gründen: wegen seines Images oder um ein politisches Ziel zu erreichen. Einen Tabubruch beging Friedrich in seinem Band über die Geschichte Brandenburgs. "Die eigene Familie wurde nicht schlecht gemacht", sagte Pear. Doch Friedrich sah das offenbar anders. So stellt er Georg Wilhelm (1619 bis 1640 Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preußen) als Versager dar. Seinem Großvater, Friedrich I., attestierte er das Pech gehabt zu haben, zwischen einen Vater und Sohn gestellt gewesen zu sein, "die ihn an geistigen Kräften überragten".

Das Jagdschloss Letzlingen als einziges Hohenzollernschloss in Sachsen-Anhalt stellte der Wernigeröder Historiker Konrad Breitenborn vor. Friedrich II. war zwar nie in Letzlingen, Verbindungen zur Altmark gibt es aber dennoch einige, Norbert Lazay, Vorsitzender des Altmärkischen Heimatbundes, im Gespräch mit der Volksstimme feststellte. "Da wäre zunächst einmal Tangermünde, dort war Friedrich als Kind ein- oder sogar zweimal", sagte Lazay. Außerdem gehe die Melioration des Drömlings auf ihn zurück. Zur Erinnerung sei auch der dortige Friedrichkanal nach ihm benannt worden.

Eine Legende sei hingegen, dass er auf Schloss Krumke gewesen sei. Seine Frau Elisabeth Christine besuchte die Altmark, residierte allerdings in Iden. Auch dass einer seiner Stöcke aus Holz aus dem Krumker Schlosspark geschnitzt wurde, sei nur eine erfundene Geschichte.

Aber bei den Menschen in der Altmark sei die Verbindung zu Preußen noch lebendig. "In den Bauernhäusern der Altmark findet man fast immer das Gemälde von Friedrichs Tafelrunde oder seines Flötenkonzertes", bekräftigte Lazay. So hätte die Region, die von Bismarck als die Wiege Preußens bezeichnet wurde, und in der nach der Wende Wechselgedanken zum Land Brandenburg die Runde machten, noch mehr große Veranstaltungen anlässlich Friedrichs Geburtstag vertragen.