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  7. Rhetorische Schläge gegen Freund, Feind und unter die Gürtellinie

FDP-Generalsekretär Patrick Döring teilt bei der Kandidatenkür der altmärkischen Liberalen kräftig aus Rhetorische Schläge gegen Freund, Feind und unter die Gürtellinie

Von Thomas Pusch 12.10.2012, 03:13

Stendal l Stendals FDP-Kreisvorsitzender Marcus Faber war erfreut. Nicht erst, als das Ergebnis der Wahl des altmärkischen Direktkandidaten für die Bundestagswahl verkündet wurde. Nicht erst als klar war, dass er seinen Rivalen vom östlichen Elbufer, Arno Bausemer, klar mit 17:7 Stimmen geschlagen hatte. Nein, schon zu Beginn der Versammlung am Mittwochabend freute sich Faber. Er hatte nicht mit so viel Andrang gerechnet. Zusätzliche Stühle mussten ins Damenzimmer des Schwarzen Adler geschafft werden, damit die knapp 30 Liberalen aus West- und Ostaltmark Platz nehmen konnten. Wie viele von ihnen wegen der Kür des Direktkandidaten oder wegen des Besuchs von Generalsekretär Patrick Döring gekommen waren, lässt sich nicht sagen.

Wohl aber, dass der Hannoveraner nicht nur für Freude in den Gesichtern der Altmärker sorgte. Mit leicht gespreizten Beinen stand der stämmige Mann da wie ein Boxer, der den nächsten Schlag erwartet. Doch er teilte aus.

"Die offensichtliche Rechtschreib- und Grammatikschwäche des Kreisvorsitzenden schadet unserer politischen Arbeit"

Arno Bausemer

Gegen Peer Steinbrück: "Er kommt als Edelökonom daher mit markigen Worten, aber er muss sich an seinen Ergebnissen messen lassen. Der hätte nämlich 90 Milliarden Euro mehr Verschuldung in der laufenden Legislaturperiode eingeplant.

Gegen Ursula von der Leyen und ihre Idee der Altersversorgung: "Wenn es einen Überschuss gibt, gehört er den Beitragszahlern und ist nicht dafür gedacht, neue Sozialleistungen einzuführen."

Gegen den politischen Gegner: "Die SPD ist diesmal linker aufgestellt als bei der Bundestagswahl 1998."

Gegen sozial Schwache: "Wenn die Strompreise steigen, mache ich mir nicht um HartzIV-Empfänger Sorgen, die können ihr Fenster immer geöffnet lassen und den Thermostat voll aufdrehen und bekommen es bezahlt."

Gegen Mindestlohndebatten: "Der Mindestlohn gibt es, er ist HartzIV plus Wohngeld."

Seine Sätze sitzen wie Schläge. Und sie scheinen auch den einen oder anderen altmärkischen Liberalen in die Magengrube zu treffen.

Als Schlag unter die Gürtellinie empfinden allerdings manche, wie Arno Bausemer in einem vor Ort verteilten Positionsblatt mit Faber umgeht. "Die offensichtliche Rechtschreib- und Grammatikschwäche des Kreisvorsitzenden schadet unserer politischen Arbeit", steht da geschrieben. "Das ist doch eine Unverschämtheit", kommentiert eine Liberale.

Doch Bausemer muss auch Rückschläge ertragen. Die erste Abstimmungsniederlage muss er einstecken, als er den Antrag stellt, die Redezeit bei der Kandidatenvorstellung von fünf auf zehn Minuten zu verlängern. Nur drei Anwesende stimmen dafür. Der 29-Jährige braucht nur etwas mehr als vier Minuten, um seine Standpunkte abzustecken. Den Rest können die Parteifreunde ja nachlesen. Noch kürzer fasst sich der 28-jährige Faber.

Nur noch eine kleine Panne beim Verteilen der Stimmzettel verzögert seinen Triumph. Dann steht er als Sieger fest, prominente Glückwünsche gibt es nicht nur von Döring, sondern auch vom Landesvorsitzenden Veit Wolpert und der Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper. Sie hat keine Schläge verteilt, sondern ihrer Partei ob der schlechten Umfrageergebnisse mit einem Wort von Kofi Annan Mut gemacht: "Optimisten und Pessimisten liegen beide falsch, aber als Optimist lebt es sich besser."