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Viele Vereine bleiben auf den Rückbaukosten sitzen / Bundestreffen in Hohendodeleben Kleingärtner suchen nach Konzepten

Von Sabrina Trieger 31.05.2014, 03:18

Der Kleingarten wird mehr und mehr zum Auslaufmodell. Die Sparten kommen aus Kostengründen mit dem Rückbau nicht mehr hinterher. Sie erhoffen sich Unterstützung von der Politik - Konzepte, wie Abriss von Lauben und Renaturierung finanziell gefördert werden können. Diese Forderung wurde beim Bundestreffen der Gartenfreunde in Hohendodeleben laut.

Hohendodeleben l Während sich in Berlin, Dresden oder Leipzig interessierte Laubenpieper mit ihrem Wunsch auf einen Kleingarten vorerst mit einem Platz auf den Wartelisten begnügen müssen, werden die kleinen grünen Oasen vor allem am Ortsrand von Kleinstädten zum Auslaufmodell. Zurück bleiben Wildwuchs und Lauben-Ruinen.

Um jene "kleinen Gärten mit großen Problemen" drehte sich in dieser Woche eine Gesprächsrunde im Hohendodeleber Pferde- stall. Der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde hatte dazu auch die SPD-Abgeordnete Waltraud Wolff eingeladen, um mit ihr als Bundestagsmitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales, eine Regelung für die Leerstandsproblematik zu diskutieren.

Denn: "Die Beräumung von leerstehenden Gärten ist kostenintensiv", erklärt Peter Paschke, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde. "Pro Parzelle gehen wir von einem Kostenaufwand von 6000 Euro aus, und zwar in Eigenleistung. Engagiert man eine Firma, wird es noch teurer. Das Leerziehen der Fläche ist eine enorme finanzielle Belastung. Alleine bekommen die Kleingärtner das nicht mehr gestemmt", brachte er seine Sorgen auf den Punkt. Und der Leerstand nimmt stetig zu. Im Verband Börde-Ohre stehen 28,4 Prozent der Gärten leer.

Eine Art Stadtumbauprogramm für Kleingartenvereine sei nötig. Bestenfalls gekoppelt an eine vom Bund finanzierte "Abwrackprämie für Parzellen". Präsidiumsmitglied Dr. Walter Strauß: "Denn das Problem ist ja nicht auf Sachsen-Anhalt begrenzt."

Das zeigt auch eine vom Bundesverkehrsministerium erarbeitete Leerstandsstudie, an der maßgeblich auch der Verband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt beteiligt war, auf. Zur Finanzierung des Rückbaus werden darin der Einsatz von Stadtumbau-Fördermitteln und Mitteln der Arbeitsmarktförderung empfohlen. "Das Problem ist, dass das Wort ,Kleingartenwesen` bis dato nicht in Förderprogrammen aufgeführt wird. Weder beim Bund, zur Finanzierung des Rückbaus ungenutzter Gärten, noch beispielsweise bei den Arbeitsagenturen, um hierfür personelle Unterstützung bekommen zu können", erklärte Dr. Walter Strauß.

Die anstehenden Rück- und Umbaumaßnahmen ungenutzter Flächen seien in der Größenordnung nicht mehr mit den ehrenamtlichen Kräften, die sich in den Sparten engagieren, zu realisieren, merkt er an. "Wir brauchen aktive Hilfe seitens der Politik. Der Rückbau der Parzellen muss gefördert werden", merkte er an.

Denn durch die Bevölkerungsabwanderung, dem demografischen Wandel und dem damit einhergehenden Mitgliederschwund werde auch die finanzielle Decke in den Kleingartenvereinen immer dünner. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Vereine und Verbände auf den Räumungs- und Abrisskosten sitzen bleiben.

In Sachsen-Anhalt kommen 46 genutzte Parzellen auf 1000 Einwohner. Zum Vergleich: In Berlin sind es nur 21 Parzellen.

29 Mitgliedsverbände zählt der Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt, in deren Vereinen 104434 Parzellen kleingärtnerisch genutzt werden. Eigentümer sind heute häufig die Kommunen, aber auch die Deutsche Bahn oder Landwirte. Ab 1990 bis 2013 wurden in Sachsen-Anhalt 18716 Parzellen weniger bewirtschaftet. Die Rückgangsquote lag bei 15,2 Prozent.

Waltraud Wolff, selbst Vegetarierin und begeisterte Gartenfreundin, sagte der Runde zu, dass sie sich der Fördermittelproblematik annehmen werde. "Bundesförderprogramme und Tafel-Gärten sind Dinge, die man anschieben kann und muss." Allerdings hänge die Vergabe von öffentlichen Mitteln, ihres Wissens nach, auch an den Satzungen der Vereine und Verbände. "Hier müsste man gucken, wie man die Satzungen so anpassen kann, um die Möglichkeit auf Fördermittel zu bekommen." Für eine Antragsbewilligung müsse schließlich immer das öffentliche Interesse des Steuerzahlers gewahrt sein, gibt sie dabei zu bedenken.